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Wirbel um Asylheim Moritzburg

Heimleiter und Hausmeister sind entlassen. Die Flüchtlinge zeigen sich solidarisch und drohen mit Hungerstreik.

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© Norbert Millauer

Von Ulf Mallek und Peter Redlich

Moritzburg. Der Ärger um das Asylheim in Moritzburg hält an. Die Betreiberfirma aus Riesa hat jetzt Heimleiter Rocco Lindemann und den Hausmeister entlassen.

„Eine Begründung dafür gibt es nicht“, sagte der Hausmeister der SZ. „Wir waren ja noch in der Probezeit.“ Beide vermuten, dass ihre Kündigung mit dem Ansprechen von Mängeln im Heim zusammenhängt. Der Betreiber, die Riesaer Wohnheimbetriebsgesellschaft mbH, war am Mittwoch für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Inzwischen stellten sich die 64 Flüchtlinge im Heim auf die Seite der beiden Gekündigten. Heimbewohner Maan Abdullah aus Syrien sagte der Bild-Zeitung: „Die beiden sind wie Brüder für uns, weil sie uns alles erklären und uns bei der Integration helfen.“ Die Flüchtlinge drohen jetzt aus Solidarität mit einem Hungerstreik.

Nach Angaben des Hausmeisters ist das Heim, eine ehemalige Schule, nur ungenügend für die Aufnahme von Flüchtlingen vorbereitet worden. Der Haumeister berichtet von Wasseraustritt aus alten, verrosteten Rohren. So sei die Brandmeldezentrale beschädigt worden. Die Nottreppe sei in einem gefährlichen Zustand. Es fehlte auch an Werkzeug. „Das habe ich von zu Hause mitgebracht“, sagte der Hausmeister. „Sogar die Müllbeutel.“

Die Mängel seien von der Heimleitung an das Landratsamt Meißen als den Eigentümer der Immobilie weitergeleitet worden. Es gab aber keine Reaktion, heißt es aus dem Heim.

Defizite bei Ordnung und Sauberkeit

Kerstin Thöns, Sprecherin des Landratsamtes, teilte gestern mit: „Die baulichen Mängel werden – so auch die Information an die Heimleitung beim Einzug – nach und nach durch den Landkreis beseitigt. Dazu gibt es ein Konzept und einen Zeitplan.“ Andererseits könne der Landkreis erwarten, dass achtsam mit dem Eigentum umgegangen wird. Beim Besuch der für Asylunterkünfte verantwortlichen Mitarbeiter der Verwaltung letzte Woche habe es genau zu dieser Forderung erhebliche Defizite gegeben. „Hier müssen Heimleitung und Bewohner gemeinsame Lösungen finden. Dazu gehören Ordnung und Sauberkeit vom Zimmer bis in die Küche und die Sanitäranlagen“, so Kerstin Thöns.

Das Landratsamt Meißen teilte am Mittwoch weiter mit, dass die Betreiber eine neue Heimleiterin eingestellt hätten. Die Heimleiterin heißt Ute Richter und sei bei der Riesaer Wohnheim Betreibergesellschaft angestellt, sagt sie auf Nachfrage. Seit Montag sei sie im Heim. Zu Fragen, wie die Zustände im Heim seien, ob die Flüchtlinge mit Essen versorgt werden oder selbst kochen, wollte sie sich nicht äußern.

Aus dem Betreiber nahestehenden Kreisen war zu erfahren, dass sich Heimleiter und Hausmeister angeblich mehr um die Zusammenarbeit mit der Initiative Vielfalt Moritzburg gekümmert haben als um die täglichen Belange des Heims. Die rund 100 Mitglieder der Initiative haben Fußballspiele und Spendensammlungen organisiert, sogar einen Besuch bei Dynamo Dresden. Aktives Mitglied bei Vielfalt Moritzburg ist auch Johann Dulig, Sohn des sächsischen SPD-Wirtschaftsministers.

Ein gut funktionierendes Heim für Flüchtlinge und Einwanderer ist auch im Interesse der Gemeindeführung von Moritzburg. Bürgermeister Jörg Hänisch (parteilos) sagt, dass er sowohl den Heimleiter als auch den Hausmeister als Männer kennengelernt habe, „die sich richtig ins Zeug legen“. Beide hätten allerdings auch auf noch vorhandene Mängel im Haus hingewiesen und sich darüber offenbar mit ihrem Arbeitgeber aufgerieben.

Hänisch wisse von dem guten Verhältnis, welches die beiden geschassten Heimmitarbeiter zu den Flüchtlingen hatten. Die neue Leiterin habe sich diese Woche bereits schriftlich im Rathaus vorgestellt. In die Verhältnisse im Heim, so der Bürgermeister, wolle sich weder die Gemeinde noch das Bündnis Vielfalt Moritzburg einmischen. Dies sei Sache des Landratsamts und des von ihm bestellten Betreibers.

Hänisch kündigte allerdings an, dass man sich nächste Woche mit dem Bündnis und der neuen Heimleiterin im Sinne guter Zusammenarbeit treffen wolle.