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„Wir helfen bei Reimann aus“

Die Brandkatastrophe hat die ganze Bus-Branche geschockt. Andere Busunternehmen bieten dem Löbauer Unternehmer Hartmut Reimann nun Busse und Touren an.

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© Matthias Weber

Von Markus van Appeldorn

Löbau/Region. Die Brandkatastrophe hat die ganze Bus-Branche geschockt. Auch bei den anderen Busreise-Unternehmen in der Region Löbau/Zittau ist die Stimmung gedrückt. Frank Michel betreibt in Neueibau das Unternehmen Michel Reisen. 300 Busreisen bietet er jährlich an – von Marokko bis St. Petersburg. Er kann sich gut an den Tag der Katastrophe erinnern: „Etliche Kunden haben angerufen oder geschrieben, ob das ein Bus von uns war.“ Doch das war nicht das Schlimmste: „Zur gleichen Zeit waren Angehörige von Passagieren des Unglücksbusses mit uns unterwegs. Das war für die Gruppen, die das dann in ihrem Urlaub erfahren haben, ein dramatisches Ereignis.“

Aus Angst storniert habe aber kein Kunde eine Fahrt. Bis auf eine Ausnahme: „Überlebende aus dem Katastrophenbus hatten wenig später eine Busreise bei uns gebucht. Die haben jetzt verständlicherweise ihre Reise abgesagt“, sagt Michel. Ihm ist wie allen Kollegen aus der Branche immer noch ein Rätsel, wie der Bus so schnell lichterloh in Flammen stehen konnte.

Wie die Ermittlungen nun ergaben, hat auch das rasche Handeln der beiden Busfahrer von Reimann noch mehr Todesopfer verhindert. Ehe er selbst ein Opfer von Rauch und Flammen wurde, half auch der später getötete Busfahrer mehreren Passagieren aus dem brennenden Havaristen. Frank Michel hat in seinem Unternehmen einen Sicherheitsstandard etabliert: „Wie in einem Flugzeug informieren meine Fahrer die Passagiere, wie man die Türen von innen öffnen kann und die Position von Notausgängen, Nothämmern oder Feuerlöschern.“ Das werde jedes Jahr aufgefrischt.

Die öffentliche Diskussion um abschaltbare Abstandsregel-Systeme hält er für teilweise verfehlt. „Diese Systeme müssen abschaltbar sein, weil sie manche Situationen nicht richtig erkennen“, erklärt Michel. In engen Städten oder auf Pass-Straßen in den Alpen müsse man in Kurven oft bis auf wenige Zentimeter an ein Hindernis heranfahren, um überhaupt mit einem Bus um die Kurve zu kommen. Auch im Ferienreiseverkehr scheren Wohnwagengespanne nach einem Überholmanöver häufig zu knapp vor einem Bus ein, weil die Fahrer die Länge unterschätzen. Ein Abstandsregler würde einen Bus dabei jedesmal zu einer Vollbremsung zwingen. Da sei ein aufmerksamer Fahrer sicherer als ein Abstandsregler.

Ausgerechnet die immer strenger werdenden Abgasvorschriften für Lkw und Busse bergen laut Michel auch eine Gefahr. „Um die Emissionsnormen einhalten zu können, müssen die Dieselmotoren mit einem immer höherem Verbrennungsdruck arbeiten“, erklärt Michel. Dadurch wird die Hitzebelastung auch immer höher.“ Das ist der Grund, warum moderne Reisebusse heute standardmäßig Brandmelder im Motorraum verbaut haben. Kein Standard dagegen seien Löschanlagen. Und die seien auch nicht überall im Bus einsetzbar. „Wasser scheidet als Löschmittel aus“, sagt Michel. Eine Feuerlöschanlage mit CO2 entziehe möglicherweise auch den Passagieren die Atemluft.

Im Vordergrund steht für Frank Michel jetzt die Solidarität. Unternehmer Reimann steht nicht nur unter Schock, sondern hat auch einen dringend benötigten Bus und einen Fahrer verloren. „Wenn der Kollege einen Bus benötigt oder wir Touren für ihn übernehmen können, helfen wir aus, so gut es geht.“ Genauso handelt auch Ulf Künzelmann. Er ist Geschäftsführer des Bustouristik-Unternehmens „Komm mit“ in Eibau. „Wenn der Kollege Unterstützung braucht, springen wir gerne ein. Wir haben unsere Hilfe angeboten.“ Stornos besorgter Kunden gab es bei ihm nicht. „Die Kunden fahren lange genug mit dem Bus. Die wissen, dass immer etwas passieren kann und dass es keine absolute Sicherheit gibt.“