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„Wir haben Angst!“

Mieter vom Albert-Mücke-Ring in Meißen verlangen von Landrat Arndt Steinbach, dass Asylbewerber ihren Wohnblock verlassen.

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© privat

Von Udo Lemke

Meißen. Ein Wäscheständer samt Wäsche, Schuhe, zwei Stühle, zwei große Sessel und zwei Fahrräder liegen vor dem Haus. Dieser Anblick bot sich den Mietern des Wohnblocks mit der Nummer 10 am Albert-Mücke-Ring am 2. April. Vorausgegangen war den Würfen aus dem Fenster eine Auseinandersetzung zwischen Asylbewerbern, die in zwei Wohnungen im obersten Stock des Blocks wohnen. „Wir mussten die Polizei rufen, die in der Zeit zwischen 4.15 Uhr und 7.30 Uhr dreimal vor Ort war.“

So steht es in einem von den Mietern des Aufgangs 10 b unterzeichneten Brief an Landrat Arndt Steinbach (CDU). Darin beklagen die Mieter, dass es schon zuvor einige Polizeieinsätze gegeben habe. Zuletzt in der Nacht vom 22. zum 23. März, wo nachts mehr als eine Stunde lautstark vor dem Haus verhandelt worden war. „Es war ein Fernseher zum Fenster hinausgeworfen worden, der auf dem Wäscheplan in seine Einzelteile zersprang.“ Der Brief an den Landrat stellt gleich an den Anfang die Forderung der Mietgemeinschaft: „Da in letzter Zeit immer mehr Unannehmlichkeiten, verursacht durch die jungen Männer, in der Asylunterkunft auftraten und wir mehr und mehr Angst haben, können wir es nicht mehr hinnehmen, dass diese in unserem Haus verbleiben.“ Sie sollen in eine der Gemeinschaftsunterkünfte umgesiedelt werden, zumal diese ja laut Zeitungsberichten nicht mehr ausgelastet seien.

Blutspuren im Treppenhaus

Dass ihre Angst berechtigt ist, begründen die Mieter mit zwei Fakten: „Die haben sich gestochen, im ganzen Treppenhaus sind Blutspuren“, sagt ein Mieter, der gerade den Müll rausschafft. Und wirklich, am Dienstag waren noch Blutspuren im Hausflur zu sehen. Neben der Gewalttätigkeit – „ich würde sagen, da waren Alkohol und Drogen im Spiel, sie mussten ja ins Röhrchen blasen“ – ängstigt die Mieter noch etwas anderes: „Es wurde uns von anderen Mietern, die direkt in die Fenster sehen konnten, mitgeteilt, dass auch in der Küche gezündelt wurde. Unsere Angst ist also berechtigt“, heißt es im Brief an den Landrat.

Eine Frau, die vor der Nummer 12 ihr Fahrrad putzt, erklärt, dass es mit den Familien von Asylbewerbern keine Probleme gebe. „Natürlich haben die Kinder ein anderes Temperament, aber das stört nicht. Aber wieso bringen sie solche Kerle hierher?“

Zum Vorfall mit den herausgeworfenen Möbeln erklärt Marko Laske, Sprecher bei der Polizeidirektion Dresden. „In der Wohnung hat ein 43-jähriger Tunesier randaliert und sich mit den anderen Bewohnern gestritten.“ Dann habe er die hinzugerufenen Polizeibeamten mit einem Messer bedroht. Woraufhin diese Pfefferspray einsetzten und den Mann überwältigten.“ Er habe psychische Probleme und sei ins Krankenhaus nach Radebeul eingewiesen worden. Außerdem habe er einen Mitbewohner verletzt, so dass jetzt wegen Körperverletzung und der Bedrohung von Beamten gegen ihn ermittelt werde. Zudem fahnde die Staatsanwaltschaft Hannover deutschlandweit nach ihm, um ihn vorladen zu können.

Bei dem Tunesier handele es sich um eine Einzelperson, so der Sprecher. Insgesamt sei die Polizei seit Jahresbeginn viermal im Wohngebiet am Albert-Mücke-Ring gewesen. Das liege im Schnitt auch anderer Wohngebiete.

Eine Mieterin erklärte, die Seeg wolle die im Mai auslaufenden Mietverträge für die beiden Wohnungen nicht mehr verlängern. Seeg-Geschäftsführerin Birgit Richter bestätigte dies auf SZ-Nachfrage.