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Wildschweine verwüsten Hofladen

Inhaber Thomas Weber wurde in Großharthau am helllichten Tag von zwei Tieren überrascht. Waren Wölfe Schuld?

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© privat

Von Carolin Menz

Großharthau. Die Spuren der Verwüstung haben sie inzwischen beseitigt, der Schrecken sitzt ihnen aber noch in den Gliedern. Am Dienstag verwüsteten zwei Wildschweine den Hofladen 33 von Thomas und Sandy Weber in Großharthau. Die Schweine waren ohne jede Scheu am helllichten Tag reinmarschiert in das Geschäft.

Wieder alles sauber im Hofladen 33, den Webers seit 2006 betreiben. Sie verkaufen hier regionale Produkte kleiner Betriebe und Manufakturen.
Wieder alles sauber im Hofladen 33, den Webers seit 2006 betreiben. Sie verkaufen hier regionale Produkte kleiner Betriebe und Manufakturen. © Steffen Unger

Thomas Weber saß gerade am Schreibtisch seines Büros, das übers Geschäft über eine Tür zu erreichen ist. „Es war gegen halb drei, als ich es plötzlich mächtig scheppern hörte“ sagt der 42-Jährige. Mit dem ersten Gedanken, dass wohl das Weinregal zusammengebrochen sei, sprang er auf, schaute nach. „Da sah ich ein ausgewachsenes Wildschwein von hinten, es hatte die geschlossene Ladentür mühelos aufgestoßen.“ Thomas Weber ergriff sofort die Flucht zurück ins Büro. Über eine zweite Tür, die zum Flur führt, wollte er das Haus verlassen. „Da stand auch ein Wildschwein, es lief mir über die Füße und flüchtete nach draußen.“ Als Thomas Weber in den Ladenraum blickte, realisierte er, dass es zwei Tiere waren, die ins Haus eingedrungen waren. Denn das Wildschwein, das er von hinten gesehen hatte, randalierte munter weiter. Thomas Weber sperrte die Tür zu und rannte zum Nachbar, zufälligerweise der für Großharthau zuständige Jagdpächter. „Er war aber nicht da, also rannte ich zurück, öffnete die Tür und trieb das Schwein raus.“ Er sah noch, wie es der Postfrau fast vors Auto rannte auf der Flucht über die vielbefahrene B 6 .

Neue Farbe für die Wände

Jagdpächter Mario Winkler verfolgte die Tiere noch mit der Flinte, doch sie entkamen. Er weiß, warum Wildschweine immer häufiger in Großharthauer Siedlungen vordringen. „In der Massenei gibt es zwei neue Wölfe. Die Schweine suchen vor ihnen Schutz, indem sie in bewohnte Siedlungen und in die Nähe der Menschen kommen. Sie wissen, dass sie hier vor Wölfen sicher sind“, so Winkler. Kameraaufnahmen eines Jägerkollegen bestätigen das Vorkommen der Wölfe, sagt Mario Winkler. Er vermutet, dass die Wildschweine irgendwo in der Nähe des Ladens gelegen haben und vor etwas erschrocken sind. „Sie sind aus Panik in den Laden geflüchtet.“

Innerhalb von gut 20 Minuten, die der ungebetene Besuch dauerte, hatte das mächtige Tier massiv Schaden im Hofladen angerichtet, Möbel und 15 Flaschen Glühwein zu Boden gerissen, hinter dem Kassentisch samt Technik gewütet, Dreckspuren an Wänden und Scheiben hinterlassen. Weil sich das Tier in den Scherben kaputter Flaschen verletzte, verteilte es überall Blutspuren. „Stundenlang wischten wir Glühwein auf und machten alles sauber“, sagt Thomas Weber. Dennoch müssten alle Wände neu gestrichen werden. Der Schaden liegt bei 1 500 Euro. Eine Versicherung käme dafür nicht auf, so Weber. „Meine Versicherung zahlt nur, wenn Menschen randalieren. Die Versicherung des Jägers zahlt nur im Jagdgebiet. Und das ist unser Laden nicht.“