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Wieso starb der Taucher in Kamenz?

Ein 58-jähriger Dresdner war am Sonnabend leblos bis auf 50 Meter Tiefe hinabgesunken. Es ist der vierte Tote in der Tauchbasis Sparmann seit 2002.

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© Rocci Klein

Von Frank Oehl

Kamenz. Selten liegen Gegensätze mitten in einer Stadt so nah beieinander wie aktuell in Kamenz . Auf der einen Seite eine mögliche Himmelbett-Wohnlandschaft der SWG; kein Steinwurf weiter ein höllischer Abgrund in die Untiefen des Tauchsports. Direkt hinter den Blöcken der Macherstraße fällt der vormalige Granitsteinbruch Sparmann fast 70 Meter tief ab. Noch bis in die 1980er Jahre hinein wurde hier im 1880 erschlossenen Granittagebau der Firma Noethe & Mühlberg Gestein abgebaut. Mit mehreren Abbruchkanten-Ebenen, wo heute versunkene Boote, Autos und sogar Teile eines Flugzeug-Cockpits zu finden sind. Als imposante Suchziele für Sporttaucher. Auch deshalb ist die seit 2002 von Jost Krause betriebene Tauchbasis Sparmann so beliebt. An den Osterfeiertagen war das Objekt wieder in aller Munde. Allerdings im traurigen Sinne. Zum vierten Mal seit 2002 ist im kalten Steinbruchwasser ein Mensch tödlich verunglückt. Jost Krause: „Tauchen ist ein gefährlicher Sport, der hohe Professionalität verlangt.“

Der 48-jährige Krause war am vergangenen Sonnabend vor Ort. Als einer von drei Sportlern des Tauchtreffs Dresden, die mit eigener Technik angereist waren, gegen Mittag nicht mit den anderen an die Wasseroberfläche zurückkehrte, alarmierte er sofort die Rettungskräfte. Die freilich zunächst nichts ausrichten konnten, da der 58-Jährige leblos bis auf 50 Meter Tiefe hinabgesunken war. Erst am späten Nachmittag wurde der Mann heraufgeholt, und nun kümmern sich wie stets in solchen Fällen die Kripo-Ermittler um das Ergebnis des tödlichen Ausflugs. Polizeisprecher Thomas Knaup: „Alles deutet derzeit darauf hin, dass ein Fremdverschulden am plötzlichen Tod des Verunglückten auszuschließen ist.“ Woran er genau gestorben ist, müsse eine Obduktion zeigen, die „zu gegebener Zeit“ stattfinden werde, so der Görlitzer Polizeisprecher.

Hilfe ist nur schwer zu leisten

Auch aus diesen wenigen Worten wird das Risiko des Tauchsportes deutlich. Unter den extremen Bedingungen in der Tiefe können plötzliche gesundheitliche Probleme besonders drastische Wirkungen haben. Weil dann Hilfe nur schwer zu leisten ist. Deshalb müssen ja auch immer mindestens zwei Taucher in Sichtweite unterwegs sein. Im September 2014 konnte zum Beispiel eine Gruppe von Tauchsportlern aus Berlin nicht verhindern, dass ein 42-Jähriger leblos auf ungefähr 20 Meter hinabsank. Die Feuerwehr barg ihn mithilfe eines Schlauchbootes, der Taucher konnte aber nicht wiederbelebt werden. Damals handelte es sich um einen Gast auf der Basis, der schon einmal im Sparmann tauchen gewesen war, das Gewässer also durchaus kannte. Im September 2008 starb ein 43-jähriger Tscheche sogar mitten in einer 13-köpfigen Sportgruppe. Schon kurz nach dem Abtauchen war er bewegungslos an die Oberfläche zurückgekehrt, bevor er noch einmal auf etwas mehr als 20 Meter absank. Er wurde heraufgeholt, starb aber im Krankenhaus.

Das Entsetzen über den aktuellen Unfall ist natürlich auch beim Tauchertreff Dresden groß. Der Verunglückte gehörte dieser Interessengruppe an. Tauchertreff-Chef Peter Panitz: „Der Vorfall ist grausam. Solange wir aber nicht wissen, woran unser Mann wirklich gestorben ist, verbieten sich alle Spekulationen.“