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Wieder Ärger mit Busfahrer

Der Regionalverkehr Dresden kommt nicht aus den Negativschlagzeilen. Diesmal ist eine Schulklasse betroffen, die auf Klassenfahrt war und in Radeburg umsteigen wollte.

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© Archiv/Arvid Müller

Von Jörg Richter

Ebersbach/Radeburg. Der Regionalverkehr Dresden (RVD) kommt nicht aus den Negativschlagzeilen heraus. Schon wieder hat einer seiner Busfahrer dem Unternehmen in Sachen Kundenfreundlichkeit einen Bärendienst erwiesen. Und erneut war Radeburg der Ort der Verfehlung.

Zu spüren bekamen es diesmal Fünftklässler der Oberschule Ebersbach (bei Großenhain). Sie waren auf Klassenfahrt, wollten sich zusammen mit ihrer Lehrerin Sibylle Seidel und zwei Eltern einen schönen Tag im Nationalpark Sächsische Schweiz machen. Doch am Busbahnhof Radeburg schien der Ausflug nach Bad Schandau in Gefahr zu geraten, als die Schüler in die RVD-Buslinie 328 nach Dresden-Neustadt umsteigen wollten. „Da der Bus der Linie 457 nicht ganz pünktlich in Radeburg am Busbahnhof ankam, war die Übergabe zur Linie 328 sehr knapp, nicht mal eine Minute“, erzählt Elternsprecher Thomas Erpenbach, der mitgefahren war. Zeitgleich mit dem Bus der Linie 457 soll auch der Bus der Linie 328 am Busbahnhof eingetroffen sein. Etwa 20 Meter liegen zwischen beiden Abfahrtstegen. Die drei Erwachsenen ließen die 18 Kinder nach dem Aussteigen antreten, um gemeinsam zum Abfahrtssteg der Linie 328 zu laufen. Dort angekommen, fuhr der Busfahrer der Linie 328 plötzlich los. Die Lehrerin soll noch hinterhergerannt sein und versucht haben, sich mit Rufen und Armzeichen bemerkbar zu machen. Vergebens. Der Busfahrer, der an der Ausfahrt des Busbahnhofs warten musste, tat so, als hätte er sie nicht gesehen und fuhr los. Entsetzt schauten die Kinder und drei Erwachsenen hinterher. „Der ganze Wandertag stand auf der Kippe“, sagt Erpenbach. Er informierte umgehend die Service-Zentrale des RVD und meldete den Vorfall. Danach rief er einen anderen Vater an, der sich mit seinem Kind am Bahnhof Dresden-Neustadt zur Gruppe dazugesellen wollte. Dieser stellte den Busfahrer der Linie 328 zur Rede, als der Bus dort ankam. Er erhielt von ihm zur Antwort, dass die Schulklasse falsch gestanden hätte. – Erpenbach ist sauer. „Das Verhalten des Busfahrers ist kundenunfreundlich, geschäftsschädigend und arrogant. Sieht so die Zukunft des öffentlichen Personennahverkehrs aus?“ fragt er wütend in einer Beschwerde-E-Mail, die er an den Regionalverkehr Dresden gesandt hat.

Dessen Pressesprecher Volker Weidemann entschuldigte sich in einem Antwortschreiben für den Vorfall. „Wir bedauern außerordentlich die entstandene Situation am Busbahnhof in Radeburg“, schreibt er. Nach Rücksprache mit dem Busfahrer könne der RVD den Unmut der Ebersbacher Schulklasse und ihrer Eltern aber nur teilweise verstehen. Vielmehr hätte einer der Erwachsenen schon eher den Mitfahrwunsch signalisieren sollen. „Unser Fahrer konnte nicht erahnen, dass Sie mit Ihrer Schülergruppe einsteigen möchten“, so Weidemann. „Unabhängig davon ist eine Anmeldung der Schülergruppe im Vorfeld über den VVO sinnvoll, da die Situation durch Kenntnis Ihres Erscheinens so hätte verhindert werden können.“

RVD in den Schlagzeilen

Am 11. März 2017 verweigerte ein Busfahrer der RVD-Linie 360 in Dresden einer voll verschleierten Frau sowie zwei weiteren Frauen mit Kopftuch die Mitfahrt. Der Vorfall löste große Diskussionen aus. Erst verteidigte das Unternehmen das Verhalten seines Fahrers, später entschuldigte es sich dafür.

Am 22. März 2017 kontrollierte die Polizei in Radeburg einen Bus der Linie 308. Und zwar zum zweiten Mal innerhalb von 14 Tagen. Eltern hatten bemängelt, dass diese Buslinie, mit der viele Schüler befördert werden, regelmäßig überfüllt sei. Hatte es bei der ersten Überprüfung keine Beanstandung gegeben, sah es diesmal anders aus. Die Polizei zählte 99 Fahrgäste, überwiegend Schüler. Erlaubt sind maximal 80 Personen.

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Christian Schlemper, der Pressesprecher des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO), bestätigt, dass die Schulklasse nicht angemeldet war. Weder beim VVO noch beim RVD. Das habe er in einem Gespräch mit der Lehrerin Frau Seidel erfahren. „Wir haben für eine einfache und fahrplangestützte Gruppenanmeldung ein Online-Formular auf unserer Internetseite eingerichtet, die für die Fahrgäste den Vorteil hat, dass sie immer eine automatische Bestätigung erhalten, die Anfrage direkt in unsere Datenbank einfließt und wir sie schnell an die Unternehmen weiterleiten können“, so Schlemper.

Als Erpenbach das Antwortschreiben der RVD durchgelesen hatte, rief er noch mal bei dem Dresdner Busunternehmen an. Das habe dann doch ein Fehlverhalten des Fahrers eingeräumt, da dieser hätte doch mal nachfragen können.

Ausgerechnet ein Busfahrer der RVD-Linie 308, die auch schon für Schlagzeilen sorgte, rettete die Ehre seiner Kollegen. „Er hat sich um uns netterweise gekümmert“, erzählt Erpenbach. Der Busfahrer ließ seine Pause ausfallen und suchte eine neue Verbindung mit der S-Bahn nach Bad Schandau heraus. Er fuhr die Ebersbacher Schulklasse zum Bahnhof Dresden-Klotzsche, wo sie mit der Bahn bis zum Bahnhof Dresden-Neustadt weiterfahren konnte. Mit 30 Minuten Verspätung starteten sie dort nach Bad Schandau. „Dieser Busfahrer hat mit seiner freundlichen Art unsere Klassenfahrt gerettet“, sagt Erpenbach. Vom RVD erfuhr er nur, dass es sich um einen Herrn Schmidt handele. Mehr nicht. „Wir würden uns aber gern bei ihm bedanken“, hofft der Elternsprecher.

Das Formular für Gruppenanmeldungen steht unter www.vvo-online.de/de/service/gruppenanmeldung