Merken

Wie vom Erdboden verschluckt

Seit vier Tagen sind diese beiden Hunde aus dem Priestewitzer Ortsteil Böhla verschwunden. Dabei verhindert ein hoher Zaun eigentlich deren Flucht. Die Besitzer sind sehr besorgt.

Teilen
Folgen
© privat

Von Catharina Karlshaus

Böhla. Es ist wie ein böser Albtraum: Alexander Waltinger und seine Frau Ildiko können sich das alles nicht erklären. Am Freitagmorgen hat das Paar zum letzten Mal seine Hunde Popeye und Minny gesehen. Da tobten der aufgeweckte Ridgeback-Mischling und die schwarze Deutsche Dogge noch ausgelassen über den Dreiseitenhof. „Ich bin gleich früh zur Arbeit gefahren und dann nach dem Mittag wiedergekommen“, erzählt Alexander Waltinger.

Alexander Waltinger und seine Frau Ildiko Struba am Scheunentor. Das stand am Freitag weit offen.
Alexander Waltinger und seine Frau Ildiko Struba am Scheunentor. Das stand am Freitag weit offen. © Klaus Dieter Brühl

Der junge Mann, welcher gemeinsam mit seiner Familie vor einem Jahr aus Medingen in den Priestewitzer Ortsteil gezogen ist, erinnert sich vor allem daran, was ihm bei seiner Rückkehr sofort aufgefallen ist: Die Tore der Scheune, welche das weiträumige Grundstück gewissermaßen in zwei Hälften teilt, standen sperrangelweit offen. Wahrscheinlich hatte der starke Wind am Vormittag die Halterungen zum Verschließen aus den Verankerungen gerissen, vermutete Alexander Waltinger. Doch noch etwas kam dem Vater zweier kleiner Kinder komisch vor. „Wenn wir sonst nach Hause kommen, laufen uns Popeye und Minny immer freudig entgegen. An diesem Freitag ließen sie sich nicht blicken.“

Ein Umstand, der seine Besitzer stutzig machte. Sofort durchsuchte er das gesamte Areal – aber keine Spur von den Hunden. Dass besonders Popeye schon ab und zu mal stiften gegangen ist und neugierig durch den einen oder anderen Zaun im Dorf geschaut hat, will Alexander Waltinger gar nicht verschweigen. Pfiffig sei der braune Vierbeiner im Gegensatz zur manchmal recht gemütlichen Dogge, und immer so intelligent gewesen, um von seinen kurzen Streiftouren wieder nach Hause zurück zu finden.

Auch wenn die netten Böhlaer stets Verständnis für die Eskapaden der freundlichen Fellnase gezeigt hätten, habe er im Interesse aller Beteiligten das Grundstück mittlerweile mit einem 1,80 Meter hohen Zaun versehen. „Seit vier Wochen können die Tiere nun wirklich nicht mehr raus. Und genau das ist eben der springende Punkt! Am Freitag war alles verschlossen, es gab keine Möglichkeit, aus dem allseitig eingezäunten Grundstück zu gelangen“, sagt Alexander Waltinger.

Zusammen mit seiner Frau habe er den ganzen Ort und die angrenzenden Wiesen durchkämmt, die Polizei verständigt, jede Nacht gewartet, in allen Tierheimen und -Pensionen der Region angerufen und auf Facebook um Hilfe gebeten. Auch bei sämtlichen Tierärzten in der Umgebung fragte der Böhlaer nach. Doch nichts. Absolut keine Spur. Popeye und Minny sind wie vom Erdboden verschluckt. So, als habe es die Hunde nie gegeben. Niemand habe die großen auffälligen Tiere gesehen. Keiner hat sie beobachtet, wie sie sich vielleicht etwas zum Fressen suchen. „Unsere größte Angst ist, dass sie von der Bahn erfasst werden“, bekennt Alexander Waltinger traurig.

Inzwischen seien er und seine Frau sich allerdings sowieso nicht mehr so sicher, ob Popeye und Minny wirklich weggelaufen sind. Aus dem Grundstück raus konnten die reinrassige Dogge und ihr vierbeiniger Freund ja eigentlich nicht. Wo sind sie also? Und vor allem – bei wem?