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Wie viel Geld bringt der Tag der Sachsen ein?

Das Ereignis wird teuer, deshalb sucht Löbau noch Sponsoren und hofft auf gute Einnahmen. Abgerechnet wird hinterher.

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© dpa

Von Romy Kühr

Löbau. Aus dem Görlitzer Rathaus schaut man derzeit mit gemischten Gefühlen auf die Große Kreisstadt Löbau. Nachdem bekannt geworden war, was der Tag der Sachsen kostet, erklärte der Pressesprecher des Görlitzer Oberbürgermeisters, dass man noch einmal darüber nachdenken wolle, ob Görlitz sich tatsächlich für die Ausrichtung des Tages der Sachsen 2021 bewerben soll. „OB Deinege und mehrheitlich die Mitglieder des Verwaltungsausschusses haben sich gegen die Durchführung des Tages der Sachsen 2020 in Görlitz ausgesprochen, um die Kraft auf die Feierlichkeiten zu 950 Jahre Görlitz zu konzentrieren“, hatte Sprecher Wulf Stibenz der SZ gesagt. Der Görlitzer Oberbürgermeister Siegfried Deinege ist nun in der Frage wieder zurückgerudert. Er erklärte, das sei kein abschließendes Votum gewesen. Stattdessen solle nun eine Übersicht der Kosten und Einnahmen erstellt werden. Auch das Gespräch mit der Bürgerschaft wolle er dazu suchen.

In Löbau sind die Kosten rund um den Tag der Sachsen im jüngsten Stadtrat am Donnerstagabend ebenfalls wieder Thema gewesen. Mit welchen Einnahmen denn zu rechnen sei, wollte Stadtrat Andreas Förster (Bürgerliste) wissen. Diese Angabe fehle bei einer Kostenübersicht, die den Stadträten jetzt vorgelegt wurde. Über die Einnahmen könne noch keine konkrete Aussage getroffen werden, so Oberbürgermeister Dietmar Buchholz (parteilos). Eine feste Größe seien bisher die Fördermittel, die der Freistaat gibt. Das sind 880 000 Euro, die Sachsen für das Fest zur Verfügung stellt. Hinzu kämen dann noch Standgebühren und weitere Einnahmen vom Fest selbst, zum Beispiel aus Verkäufen. „Das wissen wir aber erst hinterher“, so Buchholz. Auch um Sponsoren bemüht sich die Stadt, hat aber noch kein endgültiges Ergebnis, wieviel Geld von Unterstützern kommen wird. „Wir akquirien“, sagte Buchholz am Donnerstagabend.

Insgesamt wird damit gerechnet, dass das Festwochenende 2,1 Millionen Euro kostet. Die Finanzierung teilt sich in drei Posten: die Fördermittel, die Einnahmen aus dem Fest und die Eigenmittel der Stadt. Da die Höhe der Einnahmen noch nicht endgültig feststeht, lässt sich also auch noch nicht genau sagen, wieviel die Ausrichterstadt Löbau tatsächlich aus eigener Tasche beisteuern muss. Eine grobe Überschlagsrechnung hat die Stadt aber natürlich bereits: 300 000 Euro an Einnahmen aus dem Fest und von Sponsoren könnten es werden. Das würde bedeuten, dass 917 000 Euro Eigenanteil übrig blieben.

Diese Summe schreckte die Görlitzer Stadträte. Sie hatten in ihrem Verwaltungsausschuss das Thema diskutiert. Da seien die Statements tatsächlich mehrheitlich ablehnend gegenüber einer Görlitzer Sachsentag-Bewerbung gewesen, angesichts der hohen Summe, sagt CDU-Stadtrat Matthias Urban. „Es erfolgte jedoch keine Abstimmung, ob der Tag der Sachsen nun durchgeführt oder abgelehnt werden sollte, da eine Görlitzer Variante fehlte, wir das aber von der Verwaltung verlangten.“ Aus Sicht der Stadträte sei vieles nach wie vor offen: Was will Görlitz anders machen als Löbau? Kann der Tag der Sachsen mit der 950-Jahr-Feier kombiniert werden? Auch für das Stadtjubiläum werden Veranstaltungen geplant, allerdings ohne Fördermittel. Wie OB Siegfried Deinege nach seiner öffentlichen Ablehnung des Tages der Sachsen eine Görlitzer Bewerbung doch noch unterstützen will, ist auch Stadträten unklar.

Der Löbauer Stadtrat hat derweil in seiner jüngsten Sitzung weitere formale Vorkehrungen für den Sachsentag getroffen. So wurde beispielsweise eine Änderung der Wahlwerbungssatzung beschlossen. Denn der Tag der Sachsen fällt genau in die Zeit unmittelbar vor der Bundestagswahl. Demnach sollen das Festgelände und die Strecke für den Umzug frei von Wahlplakaten bleiben. Das hat vor allem den Hintergrund, dass man für ein ordentliches Stadtbild sorgen will. „Wir wollen Vandalismus verhindern, dass Plakate heruntergerissen werden und es dann liederlich aussieht“, so OB Buchholz.

Auch eine Polizeiverordnung zum Tag der Sachsen wurde beschlossen. Der genaue Inhalt wurde aber nicht vorgestellt. „Es geht vor allem um Regelungen zur Sicherheit“, informierte der OB lediglich. Am 15. Mai will die Stadt zu einer Infoveranstaltung rund um den Tag der Sachsen einladen.