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Wie gefährlich ist Radon?

Im Landkreis Sächsische Schweiz/Osterzgebirge kommt das radioaktive Gas an vielen Stellen vor. Was das für die Menschen bedeutet.

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© Archiv: Egbert Kamprath

Von Luisa Zenker

Freital. Derzeit führt das sächsische Umweltministerium wieder Radon-Messungen im Landkreis durch. Überprüft wurden bisher 52 Schulen und Kitas, unter anderem in Pirna, Heidenau, Wehlen und Hohnstein. Die Ergebnisse liegen noch nicht vor. In der Region zwischen Wilsdruff, Sebnitz und Altenberg tritt das radioaktive Edelgas gehäuft auf. Die SZ erklärt, warum Radon gefährlich ist, was man in der kälteren Jahreszeit beachten sollte – und wie man sich schützen kann.

© Grafik: SZ

Wissenswertes zu Radon

Was ist Radon überhaupt?

Radon riecht nach nichts und ist unsichtbar. Dabei liegt das radioaktive Edelgas permanent in der Umgebungsluft – besonders in Wohnräumen. Das Gas wird in der Erdkruste durch den natürlichen Zerfall von Uran freigesetzt und dringt durch kleine Poren im Boden nach oben in die Atmosphäre. Dabei wird radioaktive Strahlung freigesetzt. Die Aktivität des radioaktiven Stoffes wird in Becquerel pro Kubikmeter (Bq/m³) gemessen. Ein Becquerel entspricht einem Atomkernzerfall pro Sekunde.

Warum gibt es im Landkreis besonders viel Radon?

Überall werden kleinere Mengen des radioaktiven Stoffes freigesetzt, denn überall gibt es Uran in der Erdkruste. In den Mittelgebirgsregionen Thüringer Wald, Harz oder im Erzgebirge kommt besonders viel Radon vor. „Grund dafür ist der sehr alte felsige Untergrund, der besonders viel Uran enthält“, erklärt Jan Henrik Lauer vom Bundesamt für Strahlenschutz. Weil der Mensch seit Jahrhunderten Edelmetalle abbaut, hat sich im Lauf der Zeit die Radonkonzentration im Boden erhöht. Hinzu kommt, dass viele Gebäude in den ehemaligen Bergbauregionen durch den oberflächennahen Abbau direkt betroffen sind. Die Gebäudekeller sind meist mit den Stollensystemen durch Risse und Klüftungen verbunden. In denen befindet sich besonders viel Radon.

Ist Radon wirklich so gefährlich oder ist es ein Pseudo-Problem?

Radon ist gefährlich, denn es steht fest: Das Edelgas verursacht Lungenkrebs. Jedoch werden 90 Prozent aller Lungenkrebsfälle durch das Rauchen verursacht. Nur fünf bis zehn Prozent aller Lungenkrebspatienten sind erkrankt, weil sie über längere Zeit zu viel Radon im Gebäude eingeatmet haben. „Das sind durchschnittlich 1900 Todesfälle pro Jahr in Deutschland“, sagt Jan Henrik Lauer. Auslöser für die Krankheit ist nicht das Radon selbst, sondern seine Zerfallsprodukte, die eingeatmet werden und in der Lunge bleiben. Das Bundesamt für Strahlenschutz teilt mit, dass der Grenzwert, ab dem die Gesundheit des Menschen stark gefährdet ist, bei 300 Bq/m³ liegt. Wird diese Zahl überschritten, was in einigen Teilen des Landkreises regelmäßig passiert, müsse gehandelt werden, sagt Mandy Alisch-Mark von der Radonberatungsstelle in Chemnitz.

Warum kommt viel mehr Radon in Innenräumen als im Freien vor?

Radon tritt überall im Boden aus. Aus bestimmten geologischen Gründen in manchen Gegenden mehr als in anderen. Im Freien verteilt sich Radon in der Luft und ist dann durch die geringe Konzentration nicht gesundheitsschädlich. Problematisch wird es in geschlossenen Innenräumen. Dort ist der Luftaustausch geringer, vor allem wenn seltener gelüftet wird. Außerdem wirkt sich Heizen auf die Radonkonzentration aus. Durch den ausgelösten Unterdruck der höheren Temperaturen wird mehr radonhaltige Bodenluft in das Haus gesaugt. „Etwa zehn Prozent aller Häuser in Deutschland sind vom Radonproblem betroffen“, sagt Jan Henrik Lauer.

Wie gelangt das radioaktive Radon ins Gebäude?

Radon entsteht im Boden. Durch Fundamente, Keller und Hauswände tritt das Gas in die Gebäude ein. Über undichte Stellen wie Spalten, Risse, Treppenaufgänge, Leitungsschächte, Rohr- und Kabeldurchführungen gelangt das Edelgas in die oberen Stockwerke.

Ist jeder betroffen und wie wird ein erhöhter Wert festgestellt?

Jeder kann betroffen sein. Jedoch führt eine höhere Radonkonzentration in einem Ort nicht zwangsläufig zu einer stärkeren Belastung in allen dort befindlichen Häusern. Um herauszufinden, wie stark die eigene Wohnung belastet ist, können sich Bürger kostenlos bei der Radonberatung informieren. „Ein Messgerät kostet zwischen 15 bis 25 Euro“, sagt Expertin Mandy Alisch-Mark. Dieses Gerät wird ein Jahr lang in einen Aufenthaltsraum gelegt. Danach werden die Messungen ausgewertet. Sollte der Referenzwert von 300 Bq/m³ überschritten worden sein, so Alisch-Mark, sei es wichtig, Maßnahmen zu ergreifen.

Wie können sich die Bürger in ihren Häusern vor Radon schützen?

Wenn ein neues Haus gebaut wird, sollte das Fundament lückenlos abgedichtet sein. Bei Bestandsbauten sei es besonders wichtig, undichte Stellen im Haus zu verschließen, sagt Mandy Alisch-Mark. Auch können mechanische Lüftungssysteme errichtet werden, die den Luftaustausch regeln. Radonbrunnen, die neben dem Haus erbaut werden, leiten die radonhaltige Luft direkt nach draußen“, sagt Karin Bernhardt vom sächsischen Umweltlandesamt. Diese Maßnahmen kosten zwischen 500 und 3000 Euro. Dem Landesamt zufolge sei klar: Je öfter gelüftet wird, desto weniger Radon kommt im Gebäude vor.

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