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Wer schießt in Ottendorfs Wäldern?

Schüsse im Wald verwundern viele Einwohner. Jagdpächter Manfred Friedrich bringt Licht ins Dunkel.

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© Willem Darrelmann

Von Nadine Steinmann

Ottendorf-Okrilla. Manfred Friedrich ist seit vielen Jahren Jagdpächter in Ottendorf-Okrilla und Hermsdorf. Zusätzlich engagiert er sich im Naturschutzdienst des Landratsamtes Kamenz. Denn seiner Meinung nach sind Naturschutz und Jagd eng miteinander verbunden. Regelmäßig ist er deshalb in Ottendorfs Wäldern unterwegs, um Kontrollfahrten in seinem Revier zu machen. Er kennt jeden Fleck, jeden Ast und weiß, welche Spuren neu sind und von welchem Tier sie stammen.

Seit einiger Zeit sind allerdings immer öfters Schüsse aus den Wäldern rund um die Gemeinde zu hören. Manfred Friedrich, der nach einem Studium der Jagdwirtschaft als Berufsjäger gilt, ist für diese Schießerei allerdings nicht verantwortlich. „Viele Einwohner oder Spaziergänger fragen mich, ob ich vergangene Nacht wieder ein paar Wildschweine erlegt habe“, berichtet der Hermsdorfer. Denn erneut hätte man nachts mehrere Schüsse gehört. „Selbst wenn ich nachts unterwegs bin, um Wildschweine zu erlegen, ist nur ein Schuss zu hören“, erklärt der Jagdpächter. Denn mehr brauche er nicht, um das Tier zu treffen. Nein, Manfred Friedrich ist sich sicher, dass Jugendliche in den Wäldern unterwegs sind und mit Schreckschusspistolen ein paar Schüsse abgeben. Jugendliche Spielerei eben. „Auf dem eigenen Grundstück wäre das kein Problem, da zählt die Knallerei maximal als Ruhestörung“, erklärt Manfred Friedrich. Doch außerhalb des eigenen Grundstückes, im freien Gelände, sei das Benutzen dieser Waffen ohne den sogenannten kleinen Waffenschein eine Straftat. Wer also bemerkt, wie solche Waffen zum Einsatz kommen, sollte das der Polizei melden. Vor allem, wenn es sich tatsächlich um Jugendliche handelt, denn generell ist das Führen sowie der Erwerb einer Schreckschusspistole erst ab dem 18. Lebensjahr erlaubt.

Wildtiere nicht füttern

Doch nicht nur die Frage nach den Schüssen im Wald bekommt Manfred Friedrich öfters zu hören. Denn viele Ottendorfer wundern sich derzeit auch über die vielen Waschbären, die in und um die Gemeinde herum immer wieder auftauchen. Ein Phänomen, das einfach zu erklären ist: „Da sind die Leute zum Teil selbst dran schuld. Denn viele finden die Waschbären niedlich und locken sie mit Futter an ihre Häuser heran“, erklärt der Jagdpächter. Dass die Tiere dann immer wieder kommen, ist natürlich klar. Deshalb appelliert der Jagdpächter an alle Anwohner und rät, weder Waschbären noch Füchse oder andere Wildtiere zu füttern.

Doch woher kommt dann das ganze Schwarzwild? Schließlich wird kaum ein Einwohner den Mut haben, ein ausgewachsenes Wildschwein anzulocken, um es zu füttern oder gar zu streicheln. Das hänge wiederum mit der Ausbreitung des Wolfes zusammen, erklärt Manfred Friedrich. Denn die Wildschweine suchen sich Nischen, wo das gefährliche Raubtier noch nicht war. Und gerade rund um Ottendorf haben sie mit den vielen landwirtschaftlich genutzten Feldern ein wahres Schlaraffenland entdeckt.

Zusätzlich spielt der derzeit eher milde Winter den Wildschweinen ebenfalls gut in die Karten. „Diese Tiere haben eigentlich das ganze Jahr über Frischlinge. Normalerweise schaffen es aber viele nicht durch den Winter, sondern erfrieren“, erläutert der Jagdpächter. Doch auch das ist nicht mehr der Fall. Und wenn es zu viele werden, geht Manfred Friedrich auf die Jagd. Doch dann reicht ein Schuss!