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Wer hat Herbert vergiftet?

Ein Hund hat offenbar im Elbland ausgelegte Köder gefressen und ist gestorben. Andere überlebten nur knapp.

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Von Philipp Siebert

Radebeul. Katja Vitense ringt um Fassung. Der jungen Frau aus Weinböhla fällt es schwer, über den Tod ihres Hundes zu sprechen. Am vergangenen Freitag musste der Labrador-Mischling nach einer notärztlichen Behandlung eingeschläfert werden.

Eine Coswiger Tierärztin übergab der Polizei nun einen mit Tabletten gespickten Köder.
Eine Coswiger Tierärztin übergab der Polizei nun einen mit Tabletten gespickten Köder. © privat

Was war passiert? Einen Tag vor Herberts Tod stellte Katja Vitense fest, dass es ihrem achtjährigen Rüden plötzlich immer schlechter ging. „Am Mittwoch war er noch mit einer Hundegruppe hinter dem Möbelmarkt in der Nassau spazieren. Am Donnerstag Mittag begann er dann, am ganzen Körper zu zittern“, sagt die 33-Jährige. Herbert ging es zunehmend immer schlechter, er erbrach sich mehrmals, torkelte, verkrampfte, schaute nur noch apathisch. „Ich bin sofort zum Tierarzt“, sagt Katja Vitense. Herbert bekam Infusionen, die Blutwerte wurden kontrolliert. „Ihm ging es so schlecht, dass er über Nacht in der Praxis bleiben musste“, sagt sie.

Am nächsten Morgen, um kurz nach acht, klingelt dann das Telefon. „Die Ärztin sagte, die roten Blutkörperchen würden sich zersetzen“, erinnert sich Katja Vitense. Die schreckliche Diagnose: Herbert verblutet innerlich. Eine Aussicht auf Heilung bestünde nicht. Aller Wahrscheinlichkeit nach hatte der Hund beim Gassigehen vergiftetes Futter gefressen. „Wir sind wieder in die Praxis gefahren und haben uns dort schweren Herzens dazu entschieden, ihn von seinem Leid zu erlösen.“

Behandelt wurde Herbert in der Tierarztpraxis von Dr. Antje Naumann in Coswig. Das Schicksal des Rüden ist kein Einzelfall, sagt sie. Immer wieder brachten aufgeregte Hundebesitzer ihre Vierbeiner in den vergangenen zwei Wochen zu ihr. Nachdem sie vom Spazierengehen wieder zu Hause waren, ging es den Hunden plötzlich sehr schlecht, berichteten die Besitzer. „Insgesamt sind es bisher sieben Fälle bei mir“, sagt die Tierärztin.

Die Symptome waren bei allen Hunden gleich: Zittern, blutiges Erbrechen, Blut im Stuhl und Bauchkrämpfe. Ihr Verdacht, dass der Grund für die schweren Erkrankungen der Tiere Giftköder sein könnten, bestätigte sich schließlich vor zwei Tagen. „Ein Hund erbrach ein Wurststück, in das Tabletten eingewickelt waren“, sagt die Tierärztin. Um welche Art von Tabletten es sich dabei handelt, kann sie nicht sagen. Möglich sei Rattengift – das wirke ähnlich langsam wie im Fall von Herbert. „Jetzt müssen Laboruntersuchungen klären, was das für Tabletten sind.“

Solange noch unklar ist, wer für die Taten verantwortlich ist, sollten Hunde an der Leine geführt werden, rät die Tierärztin. Bei Verdacht könnten zuerst die Schleimhäute der Vierbeiner untersucht werden. „Wird das Zahnfleisch weißlich oder bekommt Punkte, ist das ein Indiz“, sagt sie. „Wer sich nicht sicher ist, sollte sofort zum Arzt gehen. Ist es wirklich eine Vergiftung, zählt jede Minute.“

Um die Sache aufzuklären, hat die Tierärztin zudem die Polizei eingeschaltet. In der Polizeidirektion in Dresden sind inzwischen mehrere Anzeigen eingegangen. Fälle aus der Nassau, im Gebiet zwischen Weinböhla und Niederau, sind den Beamten bekannt. Ebenso habe es Hinweise vom Elberadweg in Meißen und Coswig gegeben. „Den sichergestellten Köder lassen wir nun untersuchen“, versichert die Beamtin. Unklar ist jedoch, wann. Noch sei nicht geklärt, wer dafür zuständig ist – die Veterinärmediziner vom Landkreis Meißen oder doch die Gerichtsmedizin.

Die Polizei bittet Hundehalter und Bürger um Mithilfe. Wer Hinweise zu den Tätern geben kann oder verdächtige Leckerlis findet, kann sich in jeder Polizeidienststelle oder unter 0351/483-2233 melden.