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Wer duzt hier wen?

Auf Du und Du muss nicht immer sein. Eine Koalition kann auch per Sie klappen.

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© Symbolfoto: dpa

Von Thilo Alexe

MANCHMAL, um den großen Kolumnisten Max Goldt zumindest sinngemäß zu zitieren, gibt es Irritationen, weil jemand etwas nicht falsch macht. Sie fragen nach Beispielen aus der Landespolitik? Nun, unlängst haben Ministerpräsident Stanislaw Tillich und sein Stellvertreter Martin Dulig Sachsens Asylpolitik öffentlich vorgestellt. Mitten in den Ausführungen zu Heimplätzen und Prognosen rutschte Tillich heraus, dass Martin ja auch schon auf ein Detail hingewiesen habe. Stimmt, doch sofort kam die Frage auf: Duzt der CDU-Kabinettschef etwa seinen SPD-Vize?

NIEMAND hakte nach, die Pressekonferenz drehte sich ja um Flüchtlingspolitik. Dennoch ging ein leises Raunen und Tuscheln durch den Saal. Duzen sie sich jetzt oder nicht? Ältere erinnern sich: Das erste Nachwende-Kabinett lebte in einer Art WG, ob sich alle duzten, ist aber nicht ganz klar. Unter Georg Milbradt duzten sich in der Koalition anfangs die CDU-Minister, die SPD-Minister hatten das Privileg nicht und siezten den Chef. Man sieht: Die Frage ist hochpolitisch. Nach der nächsten Wahl setzte die CDU auf die FDP als Partner.

UND was ist nun mit Tillich und Dulig? Gemach, vorher verraten wir noch, dass sich Angela Merkel mit ihren SPD-Ministern offenbar auch nicht duzt. Auch nicht – Sie haben richtig kombiniert: Tillich schob rasch ein Dulig nach. Später wurden Insider befragt. Ergebnis: Sie siezen sich. In Berlin ist das die Kommunikationsbasis bei Schwarz-Rot. Dort allerdings ist das Bündnis Groko, große Koalition also. Vielleicht kommt das ja in Sachsen auch noch so?