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Wenn das Rad draußenbleiben muss

Riesenärger hatte eine Reisegruppe, die mit ihren Fahrrädern nicht in die Müglitztalbahn kam. Gibt es Alternativen?

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© Egbert Kamprath

Von Maik Brückner

Müglitztal. Turbulente Szenen haben sich kürzlich am Heidenauer Bahnhof abgespielt. Etwa 30 Senioren stritten mit dem Schaffner der Städtebahn. Ihr Begehr: Alle wollten ihr Fahrrad per Bahn mit nach Altenberg nehmen. Einige waren schon eingestiegen, andere wollten noch rein. Doch der Zugbegleiter ließ sie nicht einsteigen. Er verwies auf die Vorschriften. Demnach können mit dem Triebwagen der Städtebahn auf der Müglitztal-Strecke nur zehn, maximal zwölf Räder transportiert werden. Doch die Senioren ließen nicht locker. Der Zugbegleiter hatte einige Mühe, die Lage unter Kontrolle zu halten. „Wir waren kurz davor, die Polizei zu holen“, schildert Karsten Böhme vom Kundenservice der Städtebahn Sachsen den Vorfall. Nach gut 30 Minuten gaben die Senioren nach. Die, die schon eingestiegen waren, verließen den Zug wieder. Mit einer halben Stunde Verspätung konnte der Triebwagen starten. Die empörten Senioren blieben am Bahnsteig zurück.

Zu drastischen Vorfällen wie diesem komme es nur selten, sagt Franziska Straube, Sprecherin der Städtebahn. Das bestätigt auch Christian Schlemper vom Verkehrsverbund Oberelbe (VVO), der den Nahverkehr in der Region Dresden organisiert. Ärger, weil größere Fahrrad-Reisegruppen ihre Räder nicht in Zügen unterbekommen, gibt es aber immer wieder

Gerade wer eine Radtour im Osterzgebirge plant und nicht selbst bis hoch auf den Kamm strampeln möchte, ist auf die Städtebahn angewiesen, die zwischen Heidenau und Altenberg pendelt. Deshalb, gibt Christian Schlemper vom VVO zu, wäre es auch aus Sicht des Verkehrsverbundes wünschenswert, in der Städtebahn mehr Fahrradmitnahmeplätze anzubieten. Der größte Teil der SZ-Fan-Gemeinde im sozialen Netzwerk Facebook sieht das genau so. Auf Facebook wurde der Vorfall vor ein paar Tagen lebhaft diskutiert.

Auch der Stadt Altenberg käme eine Verbesserung der Fahrrad-Mitnahme im Zug zupass. Schließlich sei das Osterzgebirge eine Urlaubsregion, in der der Radtourismus von Jahr zu Jahr zunimmt, erklärt das Team des Altenberger Tourist-Info-Büros.

Den Verkehrsplanern beim VVO ist das bewusst. Deshalb lassen sie die Städtebahn an den Wochenenden, wenn besonders viele Radfahrer unterwegs sind, mit Doppeltriebwagen zwischen dem Elbtal in Heidenau und dem Erzgebirgskamm in Altenberg pendeln. „Eine dauerhafte Mitführung eines zweiten Triebwagens nur für die Fahrradmitnahme ist, auch angesichts der unsicheren Zukunft des Schienenpersonennahverkehrs in Sachsen, wirtschaftlich nicht vertretbar“, sagt Schlemper.

Und auch eine Voranmeldung als Radgruppe hilft im Fall der Müglitztalbahn nichts. Reservierungen für Fahrräder nehme man generell nicht entgegen, heißt es seitens der Städtebahn.

Andere machen es vor

In anderen Urlaubsregionen gehen die Verkehrsbetriebe andere Wege, so an der Ostsee. Dort baut die Regionalbahn im Sommer Sitze aus, um mehr Fahrräder transportieren zu können. Theoretisch könnte das die Städtebahn auch machen. Allerdings sei die tägliche Nachfrage so schwankend, dass dieses Modell auf der Müglitztalbahn nicht umsetzbar sei, sagt Schlemper.

Aus diesem Grund haben Radfahrer, die mit der Bahn mitfahren wollen, immer ein Restrisiko. Das erhöht sich, weil Rollstuhlfahrer und Familien mit Kinderwagen ein Vorrecht haben, mitgenommen zu werden. Wer also eine Reise mit dem Rad plant, muss flexibel sein. Oder im Voraus planen. Diesen Tipp gibt Christian Schlemper. Denn im Verkehrsverbund sind auch Busse unterwegs, die größere Gruppen mit Fahrrädern transportieren können. Die in der Sächsischen Schweiz operierende Oberelbische Verkehrsgesellschaft Pirna-Sebnitz (OVPS) lässt an Wochenenden und Feiertagen auf acht Linien Busse mit Fahrradanhänger fahren. Bis zu 20 Räder können damit zum Nahverkehrstarif den Berg hinauf befördert werden. Der Regionalverkehr Dresden (RVD), der im Osterzgebirge und in Freitaler Region den Busverkehr absichert, hat so ein Angebot nicht. „Es gibt selten Nachfragen“, sagt Vertriebsleiter Volker Weidemann.

Dennoch hat auch sein Unternehmen mehrere Fahrradanhänger vorrätig. Diese könnten bei Bedarf an normale Linienbusse angehängt werden – so auch auf der Linie 360, die Dresden mit Altenberg und Zinnwald verbindet. Bei entsprechenden Anfragen würde der RVD die Hänger auch einsetzen. Allerdings müssten solche Fahrten angemeldet werden. Nach seinen Erfahrungen sollten sich die Radler drei, vier Tage vorher beim Kundendienst des VVO oder beim RVD melden, so Weidemann.

Wie die OVPS kann der RVD auf den Anhängern aber nur normale Räder transportieren. „E-Bikes sind zu schwer“, ergänzt Volker Weidemann.

Telefonauskunft zur Fahrradmitnahme: Verkehrsverbund Oberelbe: Telefon 0351 8526555; Regionalverkehr Dresden: 0351 4921357; OVPS: 03501 792160