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Wenn das Kind plötzlich sterbenskrank ist

Der 14-jährige Yannis hat eine ganz seltene Art von Tumor. Die Fußballer von Oberseifersdorf und ein Zittauer Friseurgeschäft helfen ihm und seiner Familie.

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© Matthias Weber

Von Holger Gutte

Oberseifersdorf. Sandra und Heiko Strehle sind überwältigt von der großen Anteilnahme für ihren Sohn Yannis. Im Moment geht es ihm gar nicht gut. Er fühlt sich schwach – sehr schwach. Drei Chemotherapien hat der 14-jährige Zittauer allein seit November hinter sich. Die letzte, am 11. Januar, eigentlich nur, weil die Ärzte ihm im Moment nicht anders helfen können, schildert seine Mutter Sandra. „Diese Chemo hat nur eines bewirkt, dass die Nebenwirkungen nicht ganz so schlimm gewesen sind, wie bei den anderen“, sagt die 41-Jährige. Sogar Yannis Haare beginnen langsam wieder zu wachsen. „Alle drei Chemos haben aber nicht angeschlagen“, erzählt Sandra Strehle.

Ihr 14-jähriger Junge hat eine ganz seltene Art von Tumor – einen sogenannten Keimzelltumor. Der kann gut, aber eben auch bösartig sein. Und weil diese Art von Tumor so selten ist, ist sie bisher wenig erforscht. „Im vergangenen Jahr hat der Professor in Dresden zu uns gesagt, dass kriegen wir wieder hin. Mehr als 80 Prozent der damit erkrankten Kinder werden geheilt“, berichtet Sandra Strehle. Doch so sieht es derzeit bei Yannis nicht aus. Ihm geht es seither immer schlechter. Die Krankheit ist schnell vorangeschritten. Eine Operation brachte nicht das gewünschte Ergebnis. Was bei dem Jungen im Vorjahr mit einer Erkältung anfing, ist für die ganze Familie ein schwerer Schicksalsschlag geworden.

„Aber Yannis kämpft. Er gibt nicht auf“, sagt seine Mutter. Im Moment hat er ein großes Ziel – seinen 15. Geburtstag erleben. Und der ist schon am 4. April. Auf die Frage, ob es ihm so schlecht geht, nickt Sandra Strehle und schaut Trost suchend zu ihrem Mann Heiko. Diese Woche Dienstag hatte sich für sie wieder eine Hoffnung auf Rettung zerschlagen. An dem Tag sollten sie von der Dresdner Uniklinik erfahren, ob es in der Studienzentrale in Münster ein Chemo-Protokoll von einer Behandlung gibt, die vielleicht auch Yannis helfen könnte. Aber das gibt es leider nicht, sagt Heiko Strehle.

Was die Eltern und die Geschwister für Yannis tun können, machen sie. 24 Stunden am Tag sind die Eltern für ihn da. „Arbeiten gehen, geht da nicht“, sagt Heiko Strehle. Sie wollen es Yannis so angenehm wie möglich machen. Das Schicksal von Yannis berührt auch die Fußballer der SG Rotation Oberseifersdorf. Vater Heiko Strehle ist Jugendtrainer beim Partnerverein ESV Lok Zittau, sein Bruder macht bei der A-Jugend mit. Und Yannis ist bis zum Ausbruch der Krankheit Fußballer gewesen. Gleich als die Oberseifersdorfer Fußballer von Yannis‘ Schicksalsschlag hörten, haben sie spontan eine Spendenaktion gestartet. 400 Euro sind seitdem zusammengekommen. „Ich habe mich gewundert, wie viele Leute bei uns gespendet haben. Manche kennt man gar nicht“, erzählt Bernd Neumann. Er ist der Sektionsleiter für Fußball bei der Rotation Oberseifersdorf. Für jedes geschossene Tor haben sie fünf Euro aus der Mannschaftskasse mit in die Spendenbox gegeben. Das Geld sollte ursprünglich helfen, dass Strehles mal mit Yannis und ihren anderen Kindern ein paar Tage Urlaub machen können. Aber danach sieht es längst nicht aus. Bernd Neumann übergab Yannis‘ Eltern gern den Gutschein. „Ihr wisst am besten, was ihr damit machen könnt“, sagt er. Und mal sehen, vielleicht gibt es noch mehr. Die Spendenaktion läuft weiter.

Auch von Caroline Looke haben Strehles einen Gutschein über 400 Euro bekommen. Sandra Strehle ist Kundin in ihrem Friseurgeschäft „shortcut“ in der Frauenstraße in Zittau. „Wir haben früher unseren Kunden kleine Weihnachtsgeschenke gegeben. Dann aber darauf verzichtet und das Geld dafür dem Kinderschutzbund gespendet“, sagt die Friseurmeisterin. Als Caroline Looke von Yannis hörte, war für sie klar, für wen sie diesmal spenden. In der Spendenbox bei „shortcut“ landeten nicht nur die Euros für die früheren Kundenweihnachtsgeschenke. Auch viele Kunden haben geholfen, die Spendenbox zu füllen.

Strehles freuen sich, dass ihnen so viele und für sie fremde Menschen helfen. Auch über die Stiftung Lichtblick ist ihnen über die SZ geholfen worden. Dank des bundesweit aktiven Vereins „Herzenswünsche“ ging für Yannis im Dezember bereits ein Wunsch in Erfüllung. Der Verein erfüllt schwer kranken Kindern und Jugendlichen lang ersehnte Wünsche. Für Yannis war das ein Mops.

Der 14 Wochen alte Kaylo fühlt sich wohl bei ihm. „Der Verein erfüllt letzte Wünsche“, sagt Sandra Strehle traurig. Die Familie und Yannis hoffen, dass es mit dem letzten Wunsch von Yannis aber noch lange nicht so weit ist.

Spendenkonto Rotation Oberseifersdorf:

IBAN DE72850501003000078346, BIC WELADED1GRL

Verwendungszweck: „Krebshilfe“