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Weniger minderjährige Flüchtlinge

Die Jugendlichen sind im Landkreis Bautzen gut integriert – auch dank der aufwendigen Betreuung.

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© Uwe Soeder

Von Jana Ulbrich

Bautzen. Es gibt so gut wie keine Probleme: ob auf dem Bautzener Kornmarkt, im kleinen Ort Döberkitz oder in Neukirch. Während in der Vergangenheit die Diskussionen oft hochschlugen, gibt es mittlerweile kaum noch Beschwerden über die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge im Landkreis. „Die Jugendlichen sind sehr gut integriert“, sagt Frank Saring, der im Jugendamt für ihre Unterbringung und Betreuung zuständig ist. Seine Einschätzung wird überwiegend auch im Umfeld, in den Schulen und von der Polizei bestätigt. Die SZ fasst die aktuelle Situation zusammen.

Wie viele minderjährige Flüchtlinge leben zurzeit im Kreis Bautzen?
Aktuell sind es 134 Jugendliche, darunter elf Mädchen. Mehr als die Hälfte der Flüchtlinge stammt aus afrikanischen Ländern, die anderen kommen überwiegend aus Syrien und Afghanistan. Die meisten sind zwischen 16 und 17 Jahre alt, zehn Jugendliche sind bereits volljährig, jedoch aus unterschiedlichen Gründen weiter in der Obhut des Jugendamtes.

Gibt es Veranlassung, am angegebenen Alter der Jugendlichen zu zweifeln?
Grundsätzlich nicht, sagt Frank Saring. Der Landkreis kann davon ausgehen, dass die Altersangaben der Flüchtlinge von den Erstaufnahmestellen geprüft werden. Es habe in der Vergangenheit nur wenige Fälle gegeben, in denen der Kreis trotzdem noch eine sogenannte „qualifizierte Inaugenscheinnahme“ veranlasst hat. Dabei werden Papiere und persönliche Entwicklung überprüft. Eine medizinische Altersfeststellung war bisher nicht notwendig.

Warum ist eine wahrheitsgemäße Altersangabe so wichtig?
Die Unterbringung und Betreuung alleinreisender Minderjähriger ist wesentlich personal- und kostenintensiver als die anderer Flüchtlinge. Minderjährige ohne Eltern oder andere Verwandte fallen unter die Obhut des Jugendamtes und werden genauso wie in Obhut genommene deutsche Kinder und Jugendliche betreut. Das hat 2017 insgesamt 7,5 Millionen Euro gekostet – ein Fünftel der gesamten Jugendhilfekosten im Landkreis. Der Kreis bekommt das Geld vom Land zurückerstattet.

Kommen auch weniger minderjährige Flüchtlinge in den Landkreis?
Es sind sogar viel weniger. Während dem Landkreis 2015 und 2016 noch jeweils rund 150 unbegleitete Jugendliche zugewiesen wurden, waren es 2017 nur noch halb so viele. Gegenwärtig rechnet das Jugendamt mit höchstens noch zwei Neuzugängen pro Monat. Dagegen erreichen immer mehr Jugendliche die Volljährigkeit und können aus der Betreuung des Jugendamtes entlassen werden. Sie ziehen dann in normale Asylunterkünfte oder Wohnungen um. Absehbar werden also weniger Betreuungsplätze gebraucht. Der Kreis ist bereits mit den Trägern im Gespräch. Entscheidungen sind noch nicht getroffen.

Wo sind die minderjährigen Flüchtlinge untergebracht?
In der ersten Zuweisungswelle 2015 und 2016 wurden für die Minderjährigen extra Heime und Wohngruppen in Döberkitz, Neukirch, Bautzen, Radeberg, Hoyerswerda und Schönteichen eingerichtet, die derzeit alle noch belegt sind. Sechs Jugendliche leben in Gastfamilien, für traumatisierte Flüchtlinge stehen fünf Plätze in einer speziellen therapeutischen Wohngruppe in Arnsdorf zur Verfügung.


Wie klappt es mit der Integration der jugendlichen Flüchtlinge?
Nahezu vorbildlich, sagt Frank Saring. Alle gehen zur Schule oder in Berufsvorbereitungsklassen. Erzieher und Sozialarbeiter kümmern sich in den Einrichtungen um die Sorgen und Probleme der Jugendlichen. In ihrer Freizeit sind sie in Sportvereinen integriert, zum Beispiel beim Kick-Boxen in Radeberg, beim Cricket, Boxen oder Fußball in Bautzen. In Bautzen läuft ein erfolgreiches Theaterprojekt.

Wie groß ist der Anteil der Jugendlichen, die straffällig werden?

Nicht größer als unter deutschen Jugendlichen, sagt Frank Saring. Es gebe heute nur noch sehr wenige, die sich auffällig verhalten und gegen Regeln verstoßen. Probleme würden schnell geklärt. Ernsthafte Delikte wie bei den Auseinandersetzungen auf dem Kornmarkt 2016 habe es seitdem nicht mehr gegeben. Unbelehrbare Jugendliche waren damals in andere Einrichtungen verlegt worden.