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Wenig Leerstand und Neubauboom

Sachsens Wohnungsgenossenschaften bieten gut einer halben Million Menschen ein Heim. Sie könnten viel mehr Wohnungen neu bauen, sagen sie - wenn die Anforderungen nicht so hoch wären.

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Dresden. Der Vorstand des Verbandes Sächsischer Wohnungsgenossenschaften (VSWG), Axel Viehweger, hat die verschärften energetischen Anforderungen beim Neubau von Wohnungen kritisiert. Sie erhöhten die Baukosten derart, dass es sich trotz Förderung für die meisten Genossenschaften nicht rechne, sagte er am Donnerstag in Dresden. Der Bedarf an altersgerechtem Wohnraum, die stabile Lage der Genossenschaften auf dem Wohnungsmarkt und das aktuelle Zinstief lösten zwar einen Neubauboom aus. Aber: „Es könnte noch mehr investiert werden.“ Die dann nötigen Kaltmieten von sieben bis acht Euro seien aber in den meisten Regionen nicht möglich.

„Es geht um bezahlbaren Klimaschutz“, sagte Viehweger. Da der Anteil armer Rentner wegen der Arbeitslosigkeit nach der Wende steige, müsse Wohnraum bezahlbar bleiben. Nicht jedes Gebäude sollte ein klimaneutrales Passivhaus werden, wie von der Landesregierung angestrebt. „Da, wo Fernwärme ist in den Städten, sollten Häuser sie weiter nutzen.“ Mit der Abwärme etwa von Heizkraftwerken Heizung und Warmwasser abzudecken, sei zwar eine Idee der DDR-Mangelwirtschaft, aber auch der Westen denke inzwischen um, sagte Viehweger.

Die 227 Wohnungsgenossenschaften planen 2013 erstmals seit zehn Jahren wieder Investitionen von mehr als 300 Millionen Euro. Mit fast 40 Millionen Euro verdoppelt sich der Anteil für Neubau. Der Verband rechnet künftig auch mit erhöhten Aufwendungen für Instandsetzungen, da die Mitte der 1990er-Jahre sanierten Wohnungen modernisiert werden müssten. 2012 wurden 286 Millionen Euro investiert, knapp 60 Prozent flossen in die Instandhaltung, der Rest in Modernisierungen. Die Leerstandsquote verringerte sich auf 7,9 Prozent. Rund 2000 Wohnungen sind unsaniert und nicht bewohnbar, 64 Prozent schwer zu vermieten.

Die Genossenschaften verwalten 281 323 Wohnungen - 12,1 Prozent des Wohnungsbestandes in Sachsen - und erwirtschaften 1,1 Milliarden Euro Umsatz jährlich. Die Miete liegt im Schnitt bei 4,55 Euro pro Quadratmeter. (dpa)