Merken

Weltradler fährt auf exklusiven Pfaden

Falk Micklisch aus Jonsdorf ist nach Touren durch Australien, Neuseeland und Nepal nun im Nahen Osten. Die Reise hat Spuren hinterlassen – am Rad und an ihm.

Teilen
Folgen
NEU!
© privat

Von Mario Sefrin

Die Fotos werden exotischer, je länger Falk Micklisch mit seinem Bambusrad die Welt erkundet. Der Jonsdorfer ist seit eineinhalb Jahren mit seinem Eigenbau-Rad auf Tour und war dabei bis zum vorigen Herbst in Australien und Neuseeland unterwegs. Mittlerweile hat er die beiden Länder hinter sich gelassen und zieht auf dem eurasischen Kontinent seine Runden.

Was in dieser Zusammenfassung recht übersichtlich klingt, ist aus Sicht von Falk Micklisch ein großes Abenteuer geblieben. Denn nachdem er die Südküste Australiens erkundet hatte, ging es samt Fahrrad nach Neuseeland. Das war vor einem Jahr. „In Neuseeland bin ich rund 3000 Kilometer nur im Süden der Südinsel gefahren“, berichtet Micklisch. Auf normalen Straßen oder Wegen war der Jonsdorfer dabei kaum unterwegs: „Meine Touren sind auf einer Karte nur schwer darstellbar, weil es viel im Zickzack auf sehr abgelegen Strecken dahin ging.“ Auch nach der Rückkehr von Neuseeland nach Australien blieben abgelegene Strecken das bevorzugte Gelände für Falk Micklisch. „Spätestens von da an war es keine klassische Radtour mehr, sondern eher die Aneinanderreihung von Expeditionen“, sagt der Jonsdorfer, der schon früher Erfahrungen bei diversen kürzeren Radtouren gesammelt hat.

Beim zweiten Australien-Aufenthalt hat Micklisch auch die Canning Stock Route in Angriff genommen – ursprünglich ein alter Herdenweg für den Viehtrieb, heute eine der härtesten und abgelegensten Outbackpisten Australiens. Für Falk Micklisch war die Tour das bisherige Highlight seiner Reise: „Es war unglaublich. Ich hatte es bis zum Schluss nicht für möglich gehalten, es zu schaffen“, sagt der 39-Jährige. „Bis zu 100 Kilogramm Fahrrad mit Gepäck, bis zu 32 Liter Wasser und Essen für über einen Monat, 1800 Kilometer durch vier Wüsten mit dem selbst gebauten Bambusrad – es war episch“, schwärmt er. Erst am Ende der Route erfuhr er, dass er der erst 15. Mensch war, der das ohne fremde Hilfe geschafft hat. Was er auf der Strecke erlebt hat, beschreibt er auf seinem Internetblog ausführlich: „Da gibt es Geschichten von giftigen Schlangen, Kamelattacken, Brunnentauchen und Eisessen auf der Düne“.

Ende vergangenen Jahres hat Falk Micklisch dann dem fünften Kontinent Tschüss gesagt – und ist mit Bambusrad und Gepäck im Flugzeug nach Zentralasien aufgebrochen. Das Ziel hieß Nepal. „Das Land wollte ich nach Australien besuchen, weil es mir als schönster Gegensatz zum Roten Kontinent und dessen Wüsten erschien“, erzählt Falk Micklisch. Auch andere Unterschiede zu Australien hat der Jonsdorfer nach seiner Ankunft schnell ausgemacht: „Ich habe mich anfangs in Nepal sehr schwergetan. Es ist dort schwierig, Routen zu finden, zu planen und durchzuführen. Die wenigen Straßen in den Haupttälern sind von Verkehr verstopft und somit schmutzig und recht gefährlich für Radfahrer“, sagt Falk Micklisch. „Zum Glück ist nicht viel Gepäck nötig, weil Verpflegung und Unterkunft meist recht günstig und unproblematisch zu finden sind. Das muss man jedoch erst einmal lernen.“

Einem Zufall hatte Falk Micklisch es dann zu verdanken, dass er zum zweitgrößten Höhepunkt seiner bisherigen Tour kam: dem Mountain-Bike--Etappenrennen „Mustang Madness“ in Upper Mustang, einem ehemaligen Königreich im heutigen Nepal. Für Micklisch ein exklusives Erlebnis: „Die Teilnahme am Rennen öffnete mir erst den Weg dorthin, weil man nur mit geführter Reisegruppe in den Upper Mustang kommt.“ Das verbotene Königreich, das einzige noch gelebte „Tibet“ – für Falk Micklisch „ein einmaliges Kulturerlebnis“. Das Rennen durch die Hochgebirgslandschaft des Himalaya selbst wurde dabei fast zur Nebensache – am Ende landete Falk Micklisch auf dem 9. und damit letzten Platz. „Ich bin fast dreimal so lange wie der Schnellste unterwegs gewesen“, sagt Falk Micklisch. „Doch ich nehme den Genusspreis und die meisten Fotos mit auf meinen weiteren Weg.“ Und die Gewissheit, dass sein Selbstbaurad viele Strapazen übersteht. „Eigentlich gibt es bis jetzt keine größeren Probleme“, so Micklisch. „Normale Verschleißteile, wie Bremsbeläge, Kette, Ritzel oder Tretlager sind natürlich höheren Belastungen ausgesetzt und müssen entsprechend regelmäßig getauscht werden.“ Daneben verlangten zwar diverse Ansprüche an einzelne Strecken unter anderem eine neue Gabel und Veränderungen am Hinterbau des Rades, die jedoch kein Problem waren: „Gut, dass man am eigenen Bambusrahmen einfach mal was absägen und drankleben kann“, so Micklisch.

Nachjustiert hat der Jonsdorfer auch in anderer Hinsicht: „So lange Reisen und vor allem auf solchen Strecken zehrt sehr an den Kräften, körperlich wie mental“, sagt er. „Das erste Jahr bin ich von einem Abenteuer ins nächste gesprungen. Das hat sich etwas geändert. Ich gönne mir jetzt Ruhephasen, in denen ich neben Erholung auch das Erlebte entsprechend verarbeite und etwas entspannter die nächste Tour plane.“ Davon gibt es jedenfalls auch künftig genug, denn mittlerweile hat Falk Micklisch auch Nepal verlassen und ist im Nahen Osten angekommen – in Jordanien und Israel.

www.anniestrada.bike