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Weiter Ärger um illegale Badegäste

Die Ottendorfer Gartenbesitzer sind genervt von den fahrenden und parkenden Autos. Und auch die Angst wächst stetig.

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© Thorsten Eckert

Von Nadine Steinmann

Ottendorf-Okrilla. Silvia Keßler ist genervt. Eigentlich sollte ihr Garten ein Ort der Erholung sein. Ein Ort, an den sie flüchten kann, wenn es ihr im Sommer in der eigenen Wohnung zu eng, zu warm und zu stickig wird. Ein Ort im Grünen. Doch das ist ihr kleiner Garten schon längst nicht mehr. Denn jedes Mal im Sommer, wenn die Temperaturen steigen, blickt die Ottendorferin auf Dutzende Autos, die sich dicht aneinander drängen. Denn ihre Gartensparte befindet sich in unmittelbarer Nähe der Ottendorfer Kiesgrube – um genau zu sein, an dem Feld- und Waldweg, der sich aus der Talstraße ergibt. Neben der Mückenschänke. Und obwohl das Baden in der Kiesgrube offiziell untersagt ist, hält das viele Besucher nicht davon ab, in das kühle Nass zwischen Ottendorf-Okrilla und Laußnitz zu springen (SZ berichtete). Erst vor wenigen Wochen kostete dieses unvernünftige Handeln einem älteren Herren das Leben.

„Jedes Jahr im Mai werden am Anfang der Straße Halteverbotsschilder aufgestellt und im September wieder abgenommen. Interessieren tut es allerdings keinen“, ärgert sich Silvia Keßler. Und so geschieht Jahr für Jahr das gleiche: Hunderte Badelustige kommen mit dem Auto angefahren, stellen dieses direkt vor den Gartensparten ab und laufen das letzte Stück bis zur Kiesgrube durch den Wald. Strafzettel interessieren niemanden.

Besonders ärgerlich ist für die Gartenbesitzer vor allem der Staub, den die Autofahrer bei ihrer Anreise aufwirbeln. Denn wie eingangs erwähnt, handelt es sich eigentlich um einen Waldweg und keine asphaltierte Straße. „Als die Bergstraße, die zum Waldkindergarten führt, saniert werden musste, hat die Gemeinde den Waldweg als Umleitungsstrecke genutzt. Schließlich mussten die Eltern ihre Kleinen irgendwie in den Kindergarten schaffen“, berichtet Silvia Keßler. Dafür wurde der Abschnitt mit Schotter bestreut und ein wenig geglättet. Damals sei auch regelmäßig die Feuerwehr vorbeigekommen und hat den Weg bewässert, erinnert sich Silvia Keßler. Doch heute passiert nichts mehr. Und so legt sich jedes Mal eine dicke Wolke Staub über die Gartensparten, wenn wieder ein Auto mit 50 Stundenkilometern angerast kommt, eine Vollbremsung hinlegt und sich letztlich eine Parklücke sucht.

Die Eigentümer der Gartensparte würden sich also nichts sehnlichster wünschen, als das sich irgendjemand um den Waldweg kümmert. Doch wer? Die Gemeinde Ottendorf? Oder doch die Gemeinde Laußnitz? Wer ist zuständig? Nach Angaben von Ottendorfs Bürgermeister Michael Langwald gehört der Waldweg bereits zu Laußnitz. Er kennt die Probleme der Gartenbesitzer, werden sie doch regelmäßig bei den Sitzungen des Gemeinderates vorgetragen. Helfen kann Langwald allerdings nicht.

Und Laußnitz? Joachim Driesnack, Bürgermeister der kleinen Gemeinde, hat zumindest ein offenes Ohr, als ihn die Sächsische Zeitung mit dem Problem der Ottendorfer konfrontiert. Und da er die Gegebenheiten vor Ort nicht kennt, hat er sich nur wenige Tage nach dem Anruf unserer Redaktion mit Kollegin Angela Brückner von der Gemeindeverwaltung ins Auto gesetzt, und sich selbst ein Bild gemacht. Viel Hoffnung kann er den Besitzern der Gartensparten aber leider nicht machen. Zwar gehöre der Wegabschnitt vor ihren Gartentüren tatsächlich der Gemeinde Laußnitz, sei aber für seinen ursprünglich angedachten Zweck völlig ausreichend. „Eigentlich dient der Weg ja nur den Gartenbesitzern sowie den Forstmitarbeitern. Es handelt sich nicht einmal um eine öffentlich gewidmete Straße“, so Joachim Driesnack. Zudem müssten Ottendorf und Laußnitz gemeinsam handeln, da der Weg vor der Mückenschänke wiederum der Gemeinde Ottendorf-Okrilla gehört. Und das eigentliche Problem bleibt so oder so bestehen: Die Leute gehen illegal baden. „Das Kieswerk müsste eine Lösung finden“, so Joachim Driesnack. So würden sich auch die vielen Probleme drumherum lösen.

Fest steht: Die Situation vor Ort kann nicht so bleiben, wie sie ist. Die Gartenbesitzer haben vor, vor ihr Vereinshaus ein Tor bauen zu lassen, damit die illegalen Badegäste ihnen nicht auch noch die eigenen Parkplätze wegnehmen. „Viele lassen im Wald auch ihren Müll liegen. Wenn es uns zu bunt wird, räumen wir ihn weg“, berichtet Silvia Keßler. Eine Aufgabe, die nicht die Gartenbesitzer erledigen sollten. Und: Mit den steigenden Temperaturen und den Hunderten Badegästen, wächst auch die Angst bei den Ottendorfern. „Die Autos brettern hier einfach durch. Egal, ob gerade Waldbrandwarnstufe vier gilt. Irgendwann wird ein kleiner Funke überspringen und ein Feuer entfachen“, so Silvia Keßler. Und dann wird von der Gartensparte nicht viel übrig bleiben. Silvia Keßler hat zwar ein Steinhaus, doch um sie herum sind zahlreiche Holzhütten.