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Wasserschloss soll Wellnesshotel werden

Eine Familie aus Dresden will in Oberau acht Millionen Euro investieren. Die Gemeinde Niederau ist skeptisch.

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© Andreas Weihs

Von Jürgen Müller

Das Wasserschloss Oberau bei Meißen sieht unverhofft seiner Rettung entgegen. Eine Familie aus Dresden will auf dem Areal insgesamt acht Millionen Euro investieren und das altehrwürdige Schloss zu einem Wellnesshotel umbauen. Die Pläne wurden bereits im Gemeinderat vorgestellt. Ein Segen für die Gemeinde, so scheint es. Das Schloss, das über Jahrhunderte der sächsischen Adelsfamilie von Miltitz gehörte und eines der ältesten erhaltenen Wasserschlösser in Sachsen ist, ist im Besitz der Gemeinde Niederau.

Schloss Schleinitz hat neue Pächter, die das Schloss zwischen Lommatzsch und Döbeln zu einem Seminarzentrum machen wollen. Mit EU-Fördermitteln wurde das Schloss schrittweise saniert. Beliebt ist die Kapelle für Hochzeiten.
Schloss Schleinitz hat neue Pächter, die das Schloss zwischen Lommatzsch und Döbeln zu einem Seminarzentrum machen wollen. Mit EU-Fördermitteln wurde das Schloss schrittweise saniert. Beliebt ist die Kapelle für Hochzeiten. © Claudia Hübschmann
Schloss Hirschstein ist größtenteils saniert, steht aber seit Jahren leer. Zu DDR-Zeiten und auch noch nach der Wende befand sich darin eine Kinderklinik. Der Landkreis schenkte das Schloss der Gemeinde Hirschstein.
Schloss Hirschstein ist größtenteils saniert, steht aber seit Jahren leer. Zu DDR-Zeiten und auch noch nach der Wende befand sich darin eine Kinderklinik. Der Landkreis schenkte das Schloss der Gemeinde Hirschstein. © Alexander Schröter
Schloss Schieritz verfällt. Der Österreicher Hannes Graf hatte es im Jahre 2005 für 71000 Euro ersteigert und große Pläne. Passiert ist bisher nichts. Ab 1955 diente das Schloss der LPG-Hochschule Meißen als Außenstelle. Seit 1991 ist es ungenutzt.
Schloss Schieritz verfällt. Der Österreicher Hannes Graf hatte es im Jahre 2005 für 71000 Euro ersteigert und große Pläne. Passiert ist bisher nichts. Ab 1955 diente das Schloss der LPG-Hochschule Meißen als Außenstelle. Seit 1991 ist es ungenutzt. © Bernd Hartung

Doch sie hat kein Geld, um eine Sanierung zu bezahlen. Allein das Instandsetzen des Gebäudes würde drei Millionen Euro kosten, hatte Bürgermeister Steffen Sang (parteilos) vor zwei Jahren geschätzt. „Das Geld haben wir nicht. Wir wollen deshalb einen Partner suchen, aber das Areal nicht komplett privatisieren. Das Gelände soll unseren Bürgern weiter zugänglich sein. Derzeit kann es nur darum gehen, die Substanz zu sichern“, sagte er damals. Und vor Vandalismus wie in der Silvesternacht zu schützen. In der Nacht kamen Randalierer, um im Wasserschloss Zerstörungen anzurichten. Sie schlugen ein Fenster ein, um in die Schlossruine zu gelangen. Von innen zerstörten sie dann weitere sieben Fenster. Außerdem gelangten die Täter aufs Dach, rissen Betonteile heraus und warfen diese auf den Boden.

Ein Investor scheint nun gefunden. Die Dresdner Dörte und Holger Rex wollen aus dem Schloss ein „Resort für Balance & Harmony“ machen. Das Konzept basiert auf drei Säulen: einer Saunalandschaft mit Saunagarten, einem Präventions- und Heilerzentrum und einem Wellnesshotel mit Gastronomie. Das biete der Gemeinde Vorteile. Die Unterhalts- und Instandhaltungskosten für das Wasserschloss fielen weg. Bei einer Veräußerung erhalte die Gemeinde den Kaufpreis.

Zudem erhalte Niederau die Grunderwerbssteuer und jährlich rund 40 000 Euro Gewerbesteuer. Hinzu käme Kurtaxe für die Gemeinde. „Der Ort um das Wasserschloss bleibt zugänglich und wird ein touristischer Anziehungspunkt“, verspricht Dörte Rex. Zu Beginn würden etwa 30 Arbeitsplätze geschaffen, später bis zu 45, sagt sie. Diese Arbeitsplätze sind auch für weniger qualifizierte Arbeitnehmer wie Reinigungspersonal für Wellness, Hotel, Gastronomie und Küchenhilfskräfte geeignet. Es sollen überwiegend regionale Produkte angeboten und die umliegenden Gewerbetreibenden eingebunden werden.

Von den insgesamt acht Millionen Gesamtkosten will die Familie eine Million aus Eigenkapital einsetzen. Rund 4,2 Millionen Euro sollen über Kredite finanziert werden, die Investoren rechnen mit Zuschüssen von 2,8 Millionen Euro.

Dennoch ist der Bürgermeister skeptisch. Er engagiert sich seit Jahren im Schlossverein, musste schon teureres Lehrgeld zahlen. Denn schon einmal ging es schief mit Interessenten. Von 1999 bis 2009 war das Schloss an den Arbeitskreis Denkmalspflege verpachtet. Doch es ging nicht voran. „Wir konnten dem Verfall des ältesten Wasserschlosses Sachsens nicht tatenlos zusehen. Deshalb wurde der Erbpachtvertrag gekündigt“, sagt Sang. Das wurde teuer für Niederau. Der Pächter verlangte eine Entschädigung von 1,8 Millionen Euro. Die hatte die Gemeinde zwar auf 458 000 Euro heruntergehandelt und bezahlt. Doch dieses Geld fehlte an anderer Stelle. „Einen solchen Flop darf es nicht noch einmal geben“, sagt Sang. Auch der Schlossverein habe hier mitzureden. Wichtig sei vor allem, dass das Gelände öffentlich zugänglich bleibt.

Skeptisch ist auch Ulrich Paul, der Vorsitzende des vor dreieinhalb Jahren gegründeten und 34 Mitglieder zählenden Vereins „Wasserschloss Oberau“. Das Konzept der Familie Rex sieht er als nicht realistisch an. „Aus meiner Sicht gibt es in Oberau keinen Bedarf für ein Fünf-Sterne-Hotel“, sagt er. Der Verein gebe dem Ganzen keine große Chance. Wenn es doch klappen sollte, hätte sich die Vereinsarbeit mit einem Verkauf erledigt. Dessen Aufgabe war und ist es, das Schloss vor dem Verfall zu retten. Das bedeutet vor allem, es erst einmal zu sichern. So wurden 24 Fenster aus Acryl eingebaut, damit es nicht mehr hereinregnet. Der Turm wurde schon verputzt, eine Turmspitze aufgesetzt. Im Inneren des Schlosses wurde ein Vereinsraum eingerichtet.

Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Oberauer Wasserschloss im Jahr 1276. Das heutige Aussehen im Renaissance-Stil bekam das Schloss 1566. Später folgten mehrere Umbauten. Um 1946 drohte der Anlage gar die Zerstörung, nachdem sie sich für ein geplantes Kinderkurheim als ungeeignet erwies. Jedoch fehlten die Gelder für den Abriss. Nachdem es nach dem Zweiten Weltkrieg als Unterkunft für Flüchtlinge genutzt wurde, war das Schloss noch bis kurz nach der Wende bewohnt. Seitdem steht es leer.