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Was jetzt aus dem DDR-Museum wird

Das DDR-Museum Radebeul ist Geschichte. Die spanischen Besitzer haben den Mietpreis für das blaue Haus leicht erhöht. Erste Interessenten gibt es trotzdem.

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© Christian Juppe

Von Peter Redlich

Der Aufsteller der Tourist-Information Radebeul ist nicht mehr aktuell. Auch im Innern des blauen Hochhauses ist die Wand mit den Prospekten veraltet. Das DDR-Museum Radebeul ist Geschichte. Jedenfalls hier, nachdem es der auch in Dresden ansässige Unternehmer Peter Simmel aus der Insolvenz heraus gekauft und am Albertplatz neu angesiedelt hat. Im Internet gibt es zwar einen Link zu dem Museum, doch wer ihn anklickt, bekommt das neue Dresdner Haus namens „Welt der DDR“ zu sehen.

Über zehn Jahre lang hat das Radebeuler DDR-Museum nahezu das gesamte Hochhaus an der Meißner Straße, Ecke Wasastraße belegt. Stück für Stück ist es gewachsen, zuletzt auf bis zu 3 500 Quadratmeter Ausstellungs- und Nutzfläche. Nachdem die beiden Museumsgründer Hans Joachim Stephan und Wolfram Kotte die private Gesellschaft als Grundlage 2006 gebildet hatten. Kotte gehörte damals die Immobilie, Stephan hat das Museum organisiert und als Geschäftsführer geleitet. Die Anteile an der GmbH waren 40 Prozent bei Stephan, 60 Prozent bei Kotte.

Haus 2 im sogenannten Wasapark war damit bestens ausgelastet. Haus 1, dahinter, hatte Kotte saniert und als Bürohochhaus Stück für Stück vermietet. Auch das Archiv der Stadt Radebeul und das Depot der Kunstsammlungen befinden sich hier.

Vor einigen Jahren hat der Immobilienmann allerdings die gesamte Anlage an spanische Investoren verkauft. Die Miete für das DDR-Museum betrug zuletzt 3,62 Euro je Quadratmeter. Im November 2015 konnte Stephan wegen stark rückgängiger Besucherzahlen – nach eigenen Angaben von fast 60 000 auf rund 40 000 – die Miete nicht mehr bezahlen. Er bat die Besitzer um Stundung und stellte einen neuen Gesellschafter in Aussicht. Als auch das schiefzugehen drohte, und später auch wirklich scheiterte, stellte Stephan den Insolvenzantrag.

Intern soll DDR-Museumskäufer Peter Simmel sogar überlegt haben, das blaue Haus zu erwerben, es abzureißen, um hier ein neues Gebäude zu errichten – im Erdgeschoss mit einem Supermarkt, darüber Büros. Doch das habe die Stadt nicht gewollt. An der Meißner Straße soll kein weiterer Supermarkt sein.

Jetzt steht das Hochhaus leer. Der Wasapark und damit auch Haus 2 wird von der Immobilienfirma Grund + Haus GmbH verwaltet. Inhaber der Firma ist Wolfram Kotte. Er sucht jetzt im Auftrag der spanischen Besitzer erneut nach Mietern.

Aus seiner Sicht, so Kotte, ist der Zustand des Hauses mit Heizung, Elektrik und Brandschutz auf dem aktuellen Stand. Der Quadratmeter werde jetzt zu Kaltpreisen von 4,50 Euro bis 6,50 Euro netto angeboten. Das sei für Radebeul ein niedriger Gewerbeimmobilienpreis. Was die Immobilienportale mit Angeboten in der Stadt auch bestätigen.

Die ersten Interessenten gibt es offenbar. Ein gemeinnütziges Unternehmen aus dem Kreis Meißen, das noch nicht genannt sein will, würde gern das Erdgeschoss mieten und von einem jetzt zu kleinen Standort hierher umziehen. Dessen Geschäftsführer sagt, dass dies möglicherweise in den nächsten vier Wochen geklärt sein könnte. Es geht um die Umnutzung von Museum zu einer anderen Nutzung für rund 1 000 Quadratmeter.

Auch eine Software-Firma interessiere sich, sagt Kotte. Etwa 2 000 Quadratmeter würde die haben wollen, so Kotte. Und auch die Volkssolidarität Elbtalkreis habe schon mal darüber nachgedacht, hier einen Kindergarten zu etablieren. Dem widerspricht allerdings deren Geschäftsführer Frank Stritzke: Das sei Schnee von gestern. Es gibt keine Pläne, sich im Wasapark einzumieten.

Immerhin, wenn die beiden zuerst genannten Großmieter einziehen, wäre fast die gesamte vom DDR-Museum leergezogene Etagenfläche wieder vermietet. Im sich anschließenden Flachbau befindet sich nach wie vor die Gaststätte „Seventies“. Der Betreiber zahle die Miete, betreibe einen Cateringservice, aber öffne die Gaststätte nicht mehr, sagt Verwalter Kotte.

Die Aufkleber und Schilder zum ehemals hier ansässigen DDR-Museum sollen verschwinden, sobald neue Mieter feststehen, sagt Wolfram Kotte. Und das soll möglichst noch im ersten Halbjahr 2017 passieren.