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Was geschah in der Brandnacht?

Ganz Deutschland spricht über den Anschlag auf das geplante Asylheim Husarenhof in Bautzen. Die SZ hat die Ereignisse vor Ort im Detail protokolliert.

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© Christian Essler

Sebastian Kositz

Bautzen. Das Feuer in der geplanten Asylunterkunft Husarenhof sorgt weiter bundesweit für Schlagzeilen. Zugleich mehren sich die Gerüchte, was sich in der Nacht abgespielt haben soll. Aber flogen wirklich Molotow-Cocktails? Und fuhr kurz vor Brandausbruch ein Auto laut hupend davon, wie es Augenzeugen beobachtet haben wollen? Offizielle Quellen bestätigen das bisher nicht. Polizei und Staatsanwaltschaft halten sich aus ermittlungstaktischen Gründen mit Details zurück. Die Sächsische Zeitung hat zusammengetragen, was nach aktuellem Stand über die Ereignisse der Nacht zu Sonntag bekannt ist.

3.33 Uhr In der Leitstelle in Hoyerswerda geht der erste Notruf ein. Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma hatten den Brand am Dachstuhl bemerkt. Seit Ende Dezember bekannt ist, dass der Kreis in dem Komplex bis zu 300 Geflüchtete unterbringen will, wird das Areal bewacht. „Die Sicherheitsleute sind von 18 Uhr bis 6 Uhr ständig vor Ort“, sagt Immobilienbesitzer Jörg Säurich. Der Chef der Bautzener Sicherheitsfirma Big, Norbert Reichel, geht davon aus, dass seine Mitarbeiter von dem oder den Tätern abgepasst wurden – und diese zuschlugen, als die Sicherheitsleute gerade auf der anderen Seite des Gebäudes patrouillierten. Nur wenige Minuten nach dem Notruf trifft der erste Streifenwagen ein, kurz darauf die Bautzener Feuerwehr.

Der Wind bereitet Schwierigkeiten

3.56 Uhr. Der Brand breitet sich rasch aus, die Einsatzleitung der Bautzener Feuerwehr fordert Verstärkung an. Aus Wilthen und Bischofswerda rollen Fahrzeuge mit Hubbühne und Drehleiter an, um das Feuer besser von oben bekämpfen zu können. Derweil machen Polizisten die Halter von um das Gebäude abgestellten Autos ausfindig, um ausreichend Platz für die Einsatzkräfte zu schaffen.

4.10 Uhr. Die Feuerwehrleute versuchen jetzt von drei Seiten aus den Brand zu löschen. „Der Wind hat uns Schwierigkeiten bereitet, wir hatten zu tun, dass das Feuer nicht auf den Edeka-Markt übergreift“, so Sven Kunath, Wehrleiter aus Wilthen. Die Kameraden aus dem Oberland sind mit Einsatzkräften aus Niederkaina für die Löscharbeiten vom Parkplatz des Supermarktes aus eingeteilt.

4.30 Uhr. Derweil sammeln sich um den Ort des Geschehens herum auch immer mehr Gaffer. Die Ereignisse am Husarenhof waren unter anderem über Soziale Netzwerke in kürzester Zeit publik geworden. Die Polizei wird später von bis zu 30 teils betrunkenen Schaulustigen berichten, die sich am Ort des Geschehens einfinden und teilweise demonstrativ applaudieren und unverhohlen ihre Freude zum Ausdruck bringen. Mehrere Augenzeugen bestätigen das. „Einige sind immer wieder unter den rot-weißen Absperrbändern hindurch gelaufen“, sagt Big-Chef Norbert Reichel. Laut verschiedenen Beobachtern gibt es laute verbale Scharmützel zwischen Gaffern und den Einsatzkräften. Die Polizei nimmt Personalien auf. Ein anderer Augenzeuge berichtet von vereinzelten Rufen wie „Wir sind das Volk“ oder „Wir wollen keine Asylantenheime.“

Der Brand ist unter Kontrolle

5.01 Uhr. Den Feuerwehrleuten gelingt es, den Brand unter Kontrolle zu bekommen. Jetzt beginnen die Kameraden damit, im Inneren verbliebene Brandnester zu löschen. Immer mehr Schaulustige verlassen jetzt wieder den Bereich um das ehemalige Hotel.

Fast zeitgleich behindern auf dem Edeka-Parkplatz drei junge Männer laut Polizei „massiv“ die Löscharbeiten. Zwei betrunkene 20-Jährige werden in Gewahrsam genommen. Was genau passiert, teilt die Polizei nicht mit. Wilthens Wehrleiter Sven Kunath bekommt das Geschehen in seinem Umfeld nur am Rande mit: „Sie sollten offenbar aus dem Bereich verschwinden.“ Die Bautzener Feuerwehr äußert sich bislang nicht zu den Vorkommnissen.

8.43 Uhr. Der Brand ist gelöscht. 68 Feuerwehrleute aus Bautzen, Stiebitz, Niederkaina, Wilthen und Bischofswerda waren vor Ort. Eine Dreiviertelstunde später trifft Bautzens Oberbürgermeister Alexander Ahrens (parteilos) ein, um sich einen Überblick über die Ausmaße zu verschaffen. Der Einsatz der Feuerwehr wird um 11.22 Uhr beendet.