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Was ein sächsisches Pfarrer-Paar in den Norden zieht

Stephan Rost und Ciprian Matefy sind homosexuell und wollen zusammenleben. Die Gemeinde Sandesneben hat damit kein Problem. Sie freut sich auf beide.

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© Philip Schülermann

Von Philip Schülermann

So gut besucht ist die Marien-Kirche in Sandesneben (Kreis Herzogtum Lauenburg) nicht alle Tage. Aber dieser Sonntag Ende Dezember ist für die Kirchgemeinde Sandesneben ein besonderer Tag: Die potenziellen Nachfolger des amtierenden Pastoren-Ehepaars Wilmer stellen sich mit einem Gottesdienst der Gemeinde vor. Es sind zwei Männer, und sie sind ein Paar – eine Seltenheit in der Nordkirche. In der Sandesnebener Kirchgemeinde kommen die Neuen gut an. Und die Erwartungen an sie sind hoch.

Stephan Rost (38) und Ciprian Matefy (33) kommen aus Sachsen. Dort waren sie bisher als Pfarrer tätig. Seit Sommer 2014 sind sie verheiratet, dürfen in Sachsen aber nicht zusammenleben. Kennengelernt haben sie sich während des Studiums in Leipzig. Das Pastorenpaar entschloss sich, Sachsen zu verlassen, sich für die freie Stelle in Sandesneben zu bewerben und in den Norden zu ziehen.

Seit 2014 können homosexuelle Pastorenpaare in der liberaleren Nordkirche im Pfarrhaus zusammenleben. So, wie jedes andere Paar auch. Das hatte die Nordkirche auf ihrer Landessynode beschlossen. In Sachsen ist man noch nicht so weit, homosexuellen Pastoren diese Freiheit grundsätzlich zu gewähren. „Ich bin kein Freund von Einzelfalllösungen“, sagt Stephan Rost. Als homosexuelles Paar ein Pastorenamt in Sachsen zu bekleiden, sei zwar möglich, aber „nicht so leicht“, sagt Matefy.

Die Nordkirche hält sich auf SZ-Nachfrage bedeckt. „Darüber führen wir keine Statistik“, sagt Sprecher Stefan Döbler. Das halte er für diskriminierend. Generell gelten für eingetragene Lebenspartnerschaften die gleichen Regelungen wie für Ehe und Familie. Der Kirchgemeinderat hatte sich einstimmig für Stephan Rost und Ciprian Matefy ausgesprochen. Pröpstin Frauke Eiben freut sich auf die beiden Sachsen. „Sie bringen Weitblick mit und die Liebe zu einem ländlichen Bezirk.“ Ihre Lebensweise sei in der Kirche kein Thema. „Wichtig ist, dass sie fachlich super sind“, und daran habe sie keinen Zweifel. „Ihre Bewerbung war hervorragend.“

Nach dem ersten Gottesdienst luden Rost und Matefy zum „Meet and greet“ in das Pfarrhaus ein. Auch da zeigte sich: Das Interesse ist groß und die Erwartungen auch. Besonders die Jugendarbeit liege der Gemeinde am Herzen, heißt es von den Gästen. Und wie steht es um Seniorenarbeit, fragt eine Dame. Offen und mit Humor begegnen Stephan Rost und Ciprian Matefy den Fragen. Das kommt an. Sowohl um Jugendliche als auch um Senioren will sich das Duo kümmern. Matefy hat Erfahrung in der Verwaltung. Beide sagen aber lachend, das sei nicht gerade ihr Steckenpferd. „Die Seelsorge liegt uns am Herzen.“

Am Anfang wollen die Pastoren erst mal den Leuten zuhören, sagt Rost. „Und viele Besuche zum Kennenlernen machen“, sagt Matefy. Wie die jungen Pastoren in der Sandesnebener Kirchengemeinde ankommen werden, wird sich zeigen. Das erste Kennenlernen der Gemeinde jedenfalls klappte bestens.