Merken

Warum die Chefin des Karl-May-Museums gehen musste

Ein voreiliger Vertragsabschluss könnte die kaufmännische Direktorin den Job gekostet haben. Der Vorstand versucht, den Schaden zu minimieren.

Teilen
Folgen
© Arvid Müller

Von Peter Redlich

Radebeul. Der Wirbel um die fristlose Entlassung der Leiterin des Radebeuler Karl-May-Museums, Claudia Kaulfuß, soll wieder in geordnetes Management übergehen. Während Stiftungsvizevorstand Ralf Harder jetzt als Interimschef einspringt, hat der stellvertretende Museumsleiter und Kustos Robin Leipold vorübergehend die eigentlichen Geschäfte übernommen. Dies gelte, so Harder, bis der bereits neu verpflichtete Museumsleiter Christian Wacker am 1. April das Amt übernimmt.

Was ist geschehen, dass ausgerechnet die Frau geschasst wird, die in den letzten zehn Jahren penibel die Finanzen des Museums zusammengehalten hat? Mit ihr ging es auch mit den Besucherzahlen wieder bergauf. Nach drastischen Einbrüchen kamen 2017 wieder mehr als 57 000 Gäste, um Winnetou und Old Shatterhand zu besuchen. Unter ihrer Führung begann gerade die Umgestaltung in der Villa Bärenfett zu einem modernen, interaktiven Erlebnismuseum. Und vor allem, es bestehen gute Aussichten, das große Neubauvorhaben mit dem neuen Haus und Parkplatz an der Meißner Straße auf die Reihe zu bekommen. Ein Acht-Millionen-Euro-Vorhaben. 5,4 Millionen davon stehen als Fördermittel von Bund und Land in Aussicht.

Claudia Kaulfuß hat nun offenbar als Geschäftsführerin der Stiftung einen Vertrag unterschrieben, mit dem sie möglicherweise ihre Kompetenzen überschreitet. Bei einem Vorhaben dieser Größenordnung gibt es für die Architekten üblicherweise eine Entwurfsplanung und einen Generalplanvertrag. Ersterer ist nicht das Problem. Ein Generalplanvertrag aber darf erst nach einer europaweiten Ausschreibung unterzeichnet werden. Das besagen die Richtlinien, wenn es Fördergeld geben soll.

Mit dem Vertrag könnte nun die Fördermittelvergabe gefährdet sein. Für eventuelle Forderungen der Architekten kann der Stiftungsvorstand haftbar gemacht werden. Karl-May-Stiftungsvize Harder, der sich noch am Vortag auf „kein Kommentar“ zurückgezogen hatte, widerspricht dieser Darstellung nicht. Er sagt allerdings, das Gesamtprojekt sei nicht gefährdet. Und: „Frau Kaulfuß hat kein Hausverbot. Wir werden mit ihr sicher noch reden müssen.“

Radebeuls Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos), der ebenfalls zum Stiftungsvorstand gehört: „Wir bemühen uns derzeit, den Schaden zu minimieren.“ Die Fördermittel für das Bauvorhaben sollen demnächst beantragt werden.