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Warnung vor Telefonbetrügern

Zurzeit erhalten Kunden von Vodafone verstärkt Anrufe, die auf ihr Passwort abzielen – nicht die einzige fiese Masche.

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© Andreas Weihs

Von Ulrike Keller

Keine Woche vergeht zurzeit, ohne dass Thomas Herrmann von neuen Fällen erfährt. Seit 16 Jahren ist er selbstständiger Vodafone-Händler in Dresden und spricht von einer massiven Welle von Trickbetrügern, die es auf Vodafone-Kunden abgesehen haben. Viele seiner gut 150 Privat- und Firmenkunden aus dem Landkreis Meißen berichteten ihm in den vergangenen Wochen von seltsamen Anrufen. Die jüngste Story stammt aus Radebeul.

Die Frau wird mittags von einer 0151-Nummer angeklingelt. Weil sie einen geschäftlichen Anruf von einer solchen Nummer erwartet, nimmt sie ab. Zu ihrer Verwunderung meldet sich eine Männerstimme, die sich als Vodafone-Mitarbeiter vorstellt. Sie reagiert genervt. Etwa fünf seiner Kolleginnen und Kollegen hat sie schon in den zurückliegenden Tagen abgewimmelt. Immer mit der ausdrücklichen Ansage, dass sie nicht mehr angerufen werden will. Sie habe ihren persönlichen Betreuer in einem Shop und schließe ohnehin nichts am Telefon ab.

Am anderen Ende der Leitung eine Entschuldigung. Der Mann verspricht, ihren Wunsch noch einmal in den Kundendaten zu vermerken. Doch dafür brauche er ihr Kundenkennwort. Die Mittdreißigerin, in Eile und schon auf dem Sprung in den Supermarkt, will es, um ein für alle Mal ihre Ruhe zu haben, gern preisgeben. Doch aus dem Kopf bekommt sie es nicht mehr zusammen.

Mindestens ein Vierteljahr Ärger

Ihr Glück. Denn die Augen öffnet ihr wenig später eine Mail von Vodafone. Das Mobilfunkunternehmen weist auf aktuelle Anruf-Attacken hin, bei denen sich die Betrüger vor allem unter den Rufnummern 0511 800444 und 0151 47459436 als Vodafone-Mitarbeiter ausgeben. Dabei versuchen sie Kunden zu ködern, indem sie Gutschriften versprechen und besonders günstige Konditionen anbieten.

Thomas Herrmann appelliert: „Wenn man angerufen wird, am besten gar keine persönlichen Daten verraten.“ Wähle man sich hingegen selbst in die bekannte Hotline ein, könne nichts schief gehen. Das Kundenkennwort vergleicht er mit der Pin für die EC-Karte. Es sei gedacht für die schnelle telefonische Kartensperrung bei Diebstahl oder anderen Notfällen.

„Aber sobald es um persönliche Daten geht, man zum Beispiel seinen Vertrag ändern will, ist das persönliche Vier-Augen-Gespräch im Shop die sicherste Möglichkeit.“ Denn gelangt das Kennwort erst mal in falsche Hände, kann damit viel Schindluder getrieben werden: vom Hinzuschalten neuer Verträge bis hin zum Bestellen von Geräten auf Kosten des Kunden. Nach der Erfahrung von Herrmann bedeutet es für den Verbraucher mindestens ein Vierteljahr Ärger, bis solch ein Betrug geprüft und der Schaden abgewendet ist.

Eine andere Masche wenden Ganoven bevorzugt bei Vodafone-Gewerbekunden an. Sie melden sich per Telefon und erinnern an einen angeblich für den nächsten Tag vereinbarten Geschäftskundentermin. Erklärt der Angestellte, dass er davon gar nichts wisse, macht man ihm am anderen Ende der Leitung klar, dass er dann eben einfach nicht im Bilde sei, man aber in jedem Fall vorbeischaue. Denn der Kunde zahle zu viel und könne deutlich günstiger wegkommen.

Als Dresdner Vodafone-Händler betreut Thomas Herrmann fünf große Gewerbekunden mit jeweils über 50 Anschlüssen. Sie alle wurden in den vergangenen Wochen und Monaten auf diese Weise kontaktiert und vor Ort belästigt. „Das ist das Erschleichen eines Termins durch Vortäuschung falscher Tatsachen“, sagt er. Es sei gesetzlich geregelt, dass man als Händler einen Kunden nur dann zu Informations- oder Werbezwecken anrufen darf, wenn dieser bei Vertragsabschluss eingewilligt hat. „Kontaktiere ich jemanden ohne dessen Erlaubnis, stehen darauf Vertragsstrafen von bis zu 200 000 Euro.“

Am Ende doppelt bezahlt

Bei den Kunden von Thomas Herrmann gingen die Attacken von einer großen Firma in Berlin aus. Derartiges Geschäftsgebaren ließ der Dresdner Vodafone-Händler Ende Mai per einstweiliger Verfügung vom Amtsgericht untersagen. Daraufhin teilte ihm die abgewatschte Berliner Firma schriftlich mit, dass sie sich an diese Unterlassung keinesfalls halten könne, weil sie sonst ihren Geschäften nicht mehr nachgehen könne. Thomas Herrmann findet dafür nur ein Wort: „Oberdreist.“

Er weiß von Fällen, in denen derartige Betrügerfirmen an Vodafone-Gewerbekunden neue Verträge verkauften und die alten weiterlaufen ließen. Statt Einsparungen bescherten sie ihnen damit doppelte Kosten. Teures Lehrgeld, das sich bei größerer Vorsicht und Rücksprache mit dem persönlichen Ansprechpartner vermeiden lässt.