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Wachauer Zahnärztin gekündigt

Ines Dittrich muss ihre bisherige Praxis im September schließen. Grund ist ein Streit um Arztcontainer.

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© Thorsten Eckert

Von Thomas Drendel

Wachau. Das klang sehr gut: Die ehemalige Turnhalle Teichstraße 2 wird zum neuen Wachauer Gemeindeamt umgebaut. In der Zeit zieht Zahnärztin Ines Dittrich aus ihren Praxisräumen dort aus. Ihr werden für die Dauer von zwei Jahren moderne Container in der Nähe des Wachauer Kinderhauses zur Verfügung gestellt. Vom Lärm und Staub der Baustelle würden die Patienten nichts mitbekommen. Anschließend könnte die Medizinerin wieder in ihre Praxisräume zurückziehen, die nach dem Umbau erstklassig saniert sind.

Doch dazu kommt es nicht. Die Gemeinde Wachau hat der Ärztin die Räume gekündigt, die Container wurden abbestellt. Ab September steht sie quasi ohne Praxis da. Wie konnte es so weit kommen? Noch Ende vergangenen Jahres schien die Einigung greifbar. Nachdem ein Umzug der Praxis in das jetzige Gemeindeamt Teichstraße 4 aus Kostengründen nicht umsetzbar erschien, schlug die Zahnärztin die Containervariante vor. Angebote wurden eingeholt und Gemeinde und Ärztin einigten sich auf diese Lösung. Ines Dittrich bezahlt die beiden Umzüge – also in die Container und wieder heraus – und Wachau stellt die Container während der zwei Jahre mietfrei zur Verfügung. Die Kosten für die Gemeinde würden sich auf rund 45 000 Euro belaufen.

Im Januar wendete sich das Blatt. Statt der angekündigten Summe müssten fast 70 000 Euro für die Container aufgewendet werden, teilt die Gemeinde mit. Die letzten Berechnungen gingen sogar von fast 100 000 Euro aus. „Eine so große Summe können wir nicht aus Steuergeldern bezahlen“, sagt der Wachauer Bürgermeister Veit Künzelmann (CDU). „Der Gemeinderat hat dann entschieden, dass es keine Containerlösung geben wird.“

Sensible Daten

Laut Veit Künzelmann haben sich die höheren Kosten durch die geforderte Zusatzausstattung ergeben. Beispielsweise ging es um das Datennetzwerk in den Containern. Aus Sicht der Gemeinde wäre eine WLAN-Verbindung, also eine Funklösung, zwischen den Computern ausreichend gewesen. Ines Dittrich weist darauf hin, dass über das Netzwerk sensible Patientendaten ausgetauscht werden und deshalb Kabelverbindungen notwendig seien, die freilich teurer sind. Außerdem müssten grundlegende hygienische und Arbeitssicherheitsvorschriften beachtet werden. „Dass die Ausstattung aber zu einer Verdoppelung der ursprünglichen Kosten geführt haben soll, leuchtet mir nicht ein. Eine genaue Aufschlüsselung der Summe habe ich leider nicht bekommen“, sagt die Ärztin. Sie bedauert es auch, dass sie nie die Gelegenheit bekam, auf einer Gemeinderatssitzung zu sprechen. „Dort hätte man Fragen oder etwaige Missverständnisse ausräumen können. Überhaupt hätte die Transparenz während der Verhandlungen größer sein können.“

Nichts Geeignetes frei

Nach elf Jahren muss sie sich jetzt neue Räume suchen. In Wachau wird sie wohl keine finden. Seit Bekanntwerden der Umbaupläne ihres jetzigen Domizils hatte sie auch diese Variante in Betracht gezogen. „Es ist leider nichts Geeignetes frei. Ich werde versuchen, möglichst in erreichbarer Nähe neue Praxisräume zu finden. Ich möchte ja auch gerne meine Patienten weiterbehandeln.“ Auch Veit Künzelmann bedauert, dass es zu keiner Einigung gekommen ist und die Ärztin voraussichtlich nicht in Wachau bleiben kann. „Schweren Herzens mussten wir die Kündigung aussprechen. Angesichts der Kosten blieb uns aber keine Wahl.“

Wachau investiert in den nächsten Jahren viel Geld in die Ortsmitte. Zwei Millionen Euro gibt der Freistaat. Die Summe wird über die Sächsische Aufbaubank (SAB) über das Förderprogramm „Kleine Städte und Gemeinden“ ausgezahlt. Die Gemeinde legt den gleichen Anteil obendrauf. Kernstück ist der Umbau der Teichstraße 2 zur neuen Gemeindeverwaltung. Neben Büros für die Verwaltung entsteht ein Versammlungsraum. Auch eine Sanierung des Wachauer Freibades ist in die Pläne aufgenommen worden. Auch die Außenanlagen werden verändert. So soll der zentrale Dorfplatz hinter dem jetzigen Feuerwehrgerätehaus angelegt werden. An der jetzigen Feuerwache wird das unterirdisch verlaufende Flüsschen Orla offen gelegt.

Dass im Zuge der umfangreichen Investitionen eine Arztpraxis schließen muss, ist sicher keine glückliche Fügung.