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Vorsicht, bissiger Wolf

Jäger in der Oberlausitz warnen jetzt mit Schildern im Wald vor dem Raubtier. Dabei ist unklar, ob es überhaupt hier lebt.

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© Rafael Sampedro

Von Constanze Junghanß

Deutlich prangt die rote Schrift auf dem Schild im Wald. Deutlich ist auch die Aussage: „Achtung Wolf-Streifgebiet. Hunde anleinen und Kinder beaufsichtigen. Die Jägerschaft“. Weidmänner haben im Wald zwischen Lawalde, Schönbach und Neusalza-Spremberg in der Oberlausitz die Schilder aufgehängt – auf eigene Faust. Drucken lassen hat sie Christian Siegert bei einer Werbeagentur. Auch der Hinweistext stammt von Siegert, der Chef der Greifvogelwarte Oberlausitz und selbst Jäger ist. Er begründet das damit, dass die Region rund um Schönbach offizielles Wolf-Streifgebiet sei. Er selber habe bereits Wölfe gesichtet, als er auf der Jagd war, und gerissenes Rehwild gefunden.

Der Wolf war da, das bestätigt das Kontaktbüro „Wolfsregion Lausitz“. In Schönbach und Mittelherwigsdorf seien Nutztiere gerissen worden. Das war im Winter. Dass zumindest in einem Fall der Wolf dafür verantwortlich ist, ist unstrittig. In dem anderen ist es nicht ausgeschlossen. Bei ihren Beobachtungen der registrierten Tiere, dem sogenannten Monitoring, haben die Mitarbeiter des Wolfsbüros im Februar und März Losungen – also Kotspuren – östlich von Löbau eingesammelt, berichtet Vanessa Ludwig. Sie ist Projektleiterin des Kontaktbüros und kann nun die Ergebnisse der Proben mitteilen: Bei zwei Losungen hat das Genetiklabor bestätigt, dass es sich um Wolfskot handelt. Fest steht sogar, zu welchem Tier er gehört. Es handele sich um einen Welpen des Rosenthaler Rudels. „Im Frühjahr 2015 hat sich der Welpe also im Bereich Löbau aufgehalten“, schlussfolgert Vanessa Ludwig.

Anwohner sind hingegen überzeugt, dass ein Tier noch weiter durchs Oberland gewandert ist. Denn auch in Friedersdorf war in diesem Jahr schon mehrfach ein Wolf beobachtet worden. Ob sich der Rosenthaler Welpe oder ein anderer Wolf aktuell immer noch dort aufhält, ist jedoch unklar. Aber egal, Jäger wie Christian Siegert wollen Spaziergänger und Anwohner nun warnen. Ob sie dazu berechtigt sind, entsprechende Warnschilder aufzustellen, vermag auch das Wolfsbüro nicht zu sagen. Grundsätzlich sei die Information, Hunde im Wolfsgebiet anzuleinen, nicht verkehrt. Dazu raten auch die Mitarbeiter vom Wolfsbüro. „Allerdings können solche Schilder, vor allem unter dem Aspekt, dass eine Gefahr für Kinder angesprochen wird, unnötig Ängste schüren“, sagt Frau Ludwig vom Kontaktbüro. Wölfe hätten eine instinktive Vorsicht vor Menschen, sowohl vor Erwachsenen als auch Kindern. „Sie gehen ihnen in der Regel aus dem Weg.“

Das sieht Jäger Christian Siegert anders. Eine Vorsichtsmaßnahme für Spaziergänger und Waldbesucher sollen die Schilder sein, die in seinem Revier an den Bäumen hängen. Die Resonanz darauf sei unterschiedlich. Ein Nebeneffekt trat jedenfalls schon ein. Wanderer würden, seitdem die Schilder da sind, nicht mehr querbeet durch den Wald laufen. „Jetzt werden die Wege viel besser genutzt“, sagt Siegert. Damit habe auch das Wild mehr Ruhe.

Das Wolfsbüro setzt derweil auf Aufklärungsarbeit und wird im Herbst in der Region unterwegs sein. „Wir sind mit der Gemeinde Oderwitz im Gespräch, um dort eine Infoveranstaltung zum Wolf durchzuführen“, kündigt Vanessa Ludwig an.