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Von wegen tolles Pilz-Wetter!

Aktuell wachsen nur wenige Pilze. Der Liegauer Experte Eckart Klett verzeichnet aber eine gefährliche Tendenz.

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© Thorsten Eckert

Von Jens Fritzsche

Liegau-Augustusbad. Was die Bade-Fans nervt, müsste den Pilz-Freunden das Dauergrinsen aufs Gesicht pressen: das wechselhafte Wetter dieses Sommers, der sich in den Augen vieler im Moment mal wieder fast zu Unrecht Sommer nennt … Regen, Hitze, Regen, Kälte – das ideale Pilz-Wetter! „Müsste eigentlich so sein“, sagt auch der Liegauer Pilz-Berater Eckart Klett. Und das Wort „eigentlich“ in diesem Satz zeigt an, dass es offenbar doch nicht so pilzfreundlich ist, das aktuelle Wetter. „Die einzigen Pilze, die es in Mengen und auch noch durchgängig gibt, sind in diesem Jahr Pfifferlinge“, weiß der Experte. Ansonsten halten sich die Funde erstaunlich in Grenzen. „Hinzu kommt, dass zum Beispiel die beliebten Steinpilze sehr, sehr madig sind – Schuld sind die sogenannten Pilzmücken, die ihre Maden dort absetzen“, ärgert er sich. Obwohl Eckart Klett ja auch auf andere Sorten ausweichen kann, er kennt sicht schließlich aus. „Hilft aber auch nicht, wenn es nur wenig Pilze gibt“, sagt er schmunzelnd.

Viele Giftpilze

Weniger zum Schmunzeln findet er, dass es bisher ein Pilzjahr mit viel gefährlicher Verwechslungsgefahr war. Erst zu Wochenbeginn hatte ein Pilzsammler bei Eckart Klett in Liegau geklingelt und ihm erzählt, er habe Steinpilze gesammelt, sie gegessen und das sei ihm sehr auf den Magen geschlagen. „Das waren keine Steinpilze, sie sehen den Steinpilzen nur sehr ähnlich“, erkannte der Liegauer schnell. Stattdessen hatte es sich um den sogenannten Schönfuß-Röhrling gehandelt, den der Pilzsucher in der Dresdner Heide gefunden hatte. „Diese Pilze haben leuchtend rote Stiele, aber sind sonst dem Steinpilz sehr ähnlich“, beschreibt der Pilz-Experte. Und warnt: „Es gibt in diesem Jahr extrem viele giftige Pilze.“

Die gefährliche Frühlingslorchel

Wobei das Pilz-Jahr im Raum Radeberg ja bekanntlich schon im April gleich mit der Vergiftung von acht Leuten gestartet war, von denen drei sogar ins Krankenhaus gebracht werden mussten. Eckart Klett wollte natürlich genau wissen, was da im Sammelkorb gelegen hatte. Und es war schnell klar, es handelte sich um die sogenannte Frühlingslorchel. Ein Pilz, der überall eigentlich als giftig bekannt ist. „Ich habe dann noch mal mit den Leuten gesprochen und nachgefragt“, erzählt der Liegauer. Und letztlich hatte sich herausgestellt, „dass die Sammler im April sogar mit einem Pilzbuch ausgestattet in den Wald gegangen waren“. Allerdings war dieses Buch schon über 65 Jahre alt. „Und damals galt diese Pilz-Sorte noch als genießbar – das hat sich mittlerweile sehr geändert“, macht der Pilz-Berater deutlich. Auch Pflanzen wandeln sich mit den Jahren; Klimaveränderungen zum Beispiel wirken sich auch in dieser Beziehung aus. Überhaupt Umweltprobleme. „Und gerade Pilze sind da ja ein sehr deutlicher Anzeiger, weil sie sehr intensiv Umweltgifte aufnehmen“, weiß Eckart Klett.

Deshalb wartet der Liegauer nicht nur in seinem Haus am Hofeberg im Radeberger Ortsteil auf „Kundschaft“, sondern geht auch regelmäßig zu Vorträgen in Schulen und Kindergärten – oder geht auch auf Pilz-Wanderungen mit dem Nachwuchs. Und hat auch für Erwachsene eine Menge interessanter Vortrags-Ideen erarbeitet. Mittlerweile gehören auch extra angefertigte Holz-Attrappen zu seinen Vorträgen. „Und die Nachfrage steigt, das freut mich natürlich, denn man sieht ja an den Vergiftungs-Beispielen wie wichtig solche Informationen sind“, sagt er. Und wird zum Beispiel in nächster Zeit auch noch bei drei Pilz-Ausstellungen rund um Radeberg präsent sein. Am 9. Oktober zum Beispiel in der „Hofewiese“ in der Dresdner Heide.

Pilzberater Eckart Klett, Am Hofeberg 12 in Liegau-Augustusbad, 03528 411444.