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Kleine Probleme und große Sorgen

Eine Woche lang tourten Politiker mit dem Demokratiebus durch Bautzen. Was die Bewohner bewegt, wollten sie wissen – und bekamen vor allem eine Antwort.

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© Steffen Unger

Von Marleen Hollenbach

Bautzen. Der Gesundbrunnen wäre ihm lieber gewesen. Dort hätte Alexander Ahrens (SPD) gern mit seinem Demokratiebus gestanden, dort hätte er gern den Menschen zugehört, sich nach ihren Problemen erkundigt. Doch sein Terminkalender ließ das nicht zu. Nun steht er auf dem Platz vor dem Theater und wartet. Verabredet ist Bautzens Oberbürgermeister mit jedem, der gern mal mit ihm sprechen will.

Es geht um bürgernahe Politik, darum also, dass Bürger und Politiker zusammenkommen. Deshalb fuhr im Rahmen der zweiten Bautzener Demokratiewochen ein weißer Bus mit bunter Schrift durch die Stadtteile. An Bord hatte er Stadträte, engagierte Bürger und Vertreter von Vereinen, Gewerkschaften und Kirchgemeinden, die vor allem eines wollten – zuhören.

Zurück zum Platz vor dem Theater: Dort ist Paul Fuchs ziemlich in Eile. Der 24-Jährige hat noch einen Termin im Berufsschulzentrum. Doch weil es dafür ohnehin zu spät ist und weil ihn der weiße Bus interessiert, bleibt der junge Mann stehen. Alexander Ahrens ergreift die Chance sofort und unterhält sich mit dem Bautzener. Paul Fuchs möchte über fehlende Parkplätze für die Schüler des BSZ sprechen, darüber, dass mehr für die jungen Leute in der Stadt unternommen werden muss. Doch bei diesen Themen bleibt es nicht. Schnell kommen die beiden Männer auf das Wahlergebnis zu sprechen, auf das schlechte Abschneiden der großen Volksparteien und schließlich auch auf die AfD.

Schüler geben sich einen Ruck

Die Bundestagswahl beschäftigt nicht nur die beiden. Fünf Schüler, die von einer Bank aus zugesehen haben, geben sich einen Ruck und laufen zum Bus. „Wir wünschen uns in der Schule eine Diskussionsrunde zur Wahl“, sagt Florian, einer der Schüler. Das Ergebnis ist für ihn besorgniserregend. Eine Antwort bekommt er von Karsten Vogt, CDU-Stadtrat und Direktor des Bautzener Melanchthon-Gymnasiums. „Ich kann das verstehen. Man darf jetzt aber auch nicht einem großen Teil der Bevölkerung erklären, dass sie etwas falsch gemacht haben“, sagt er und notiert den Wunsch der Schüler auf einem Zettel.

Bei den vielen Gesprächen über die große Politik fallen die kleinen Sorgen der Bautzener fast hinten runter. Doch ein paar Bürger trauen sich dann doch, ihre Vorschläge vorzutragen. Einer von ihnen ist Berthold Jörg. Er beklagt sich über die Radfahrer, die sein Auto mit Wachsstiften beschmiert haben. Auf der Seminarstraße, so erklärt er, könne man nach 18 Uhr auf der linken Seite parken. Doch das wissen nicht alle Radfahrer. Viele nutzen die Einbahnstraße in entgegengesetzter Richtung und fühlen sich von den dort parkenden Autos gestört. „Da müsste etwas an der Verkehrsführung gemacht werden“, sagt er.

Einen ganz anderen Vorschlag hat Grit Whitaker. Die Bautzenerin wünscht sich, dass es mehr Veranstaltungen für Familien gibt. „Schön wäre es zum Beispiel, wenn sich Eltern aus verschiedenen sozialen Schichten treffen könnten“, meint sie.