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Von der Fabrik zum Wohnhaus

Der Umbau der Seifenfabrik ist in Freital fast beendet. In einem Monat ziehen die ersten Mieter ein.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Tobias Winzer

Der Architekt ist begeistert. „Das ist doch herrlich hier oben“, sagt Walter Giesinger. „Wer will, kann von hier aus direkt in der Weißeritz angeln.“ Das sei natürlich nicht ganz ernst gemeint. Die Wohnungen in der vierten Etage sind die Schmuckstücke der neuen Seifenfabrik. Der Blick ist frei bis zum Windberg. Nach einem Jahr Sanierung sind in dem alten, baufälligen Industriegebäude an der Ecke Dresdner Straße/Richard-Wagner-Straße 45 Wohnungen entstanden. In weniger als einem Monat – so der Plan – sollen hier die ersten Mieter einziehen.

Nach gerade einmal zwölf Monaten ist das Haus fast fertig umgebaut.
Nach gerade einmal zwölf Monaten ist das Haus fast fertig umgebaut. © Andreas Weihs
Die alte Seifenfabrik ist jetzt ein Wohnhaus.
Die alte Seifenfabrik ist jetzt ein Wohnhaus. © Andreas Weihs

Der Architekt Walter Giesinger arbeitet für Milan Vorhand. Der österreichische Großinvestor hat in Freital bereits Immobilien wie den Goldenen Löwen, das Storchenbrunnen-Quartier, den Glasmaschinenbau und das Ex-NKD-Kaufhaus an der Dresdner Straße, saniert. In die Seifenfabrik steckt er nun rund 2,5 Millionen Euro.

Im Innern des Viergeschossers sind derzeit noch einige Restarbeiten im Gange. Unter anderem muss noch der Fliesenfußboden im Treppenhaus verfugt und das Treppengeländer dort angebracht werden. Der Aufzug, der neu eingebaut wurde, ist bereits abgenommen und voll funktionstüchtig. Die Wohnungen sind fertig ausgebaut mit Bädern, Fliesenspiegel für die Küche und Laminatfußboden.

Ursprünglich sollten in dem alten Industriegebäude Lofts oder Luxuswohnungen entstehen. Nun entstanden Wohnungen mit mittlerem Ausstattungsstandard. Bis auf die Wohnungen, die im Erdgeschoss zur Weißeritz hinausgehen, sind alle mit Terrassen und Balkonen ausgestattet. Im Erdgeschoss musste auf die Balkone verzichtet werden, weil sich sonst im Falle eines Hochwassers Treibgut in den Brüstungen verhaken und für Gefahr sorgen könnte.

Die Wohnungen bleiben nach der Fertigstellung im Eigentum von Vorhand und werden von ihm vermietet. Sie sind zwischen 32 und 95 Quadratmeter groß. Die zukünftigen Mieter werden bis zu 6,50 Euro pro Quadratmeter kalt zahlen müssen. In der ersten Etage sind barrierefreie Wohnungen entstanden.

Die kleineren Appartements, die etwa 50 Prozent des Gesamtbestands ausmachen, sollen unter anderem auch an Studenten aus Dresden vermietet werden. „Das ist aber kein Muss“, so Giesinger. „Wir sind für alle Gruppen offen.“ Angeboten werden die Wohnungen aber derzeit noch nicht. „Wir wollen erst mit der Außenanlage so weit fertig sein, dass man einigermaßen problemlos in das Haus hineinkommt“, sagt der Architekt.

Karree wird zum Wohnhof

In den kommenden zwei Wochen entstehen noch die Terrassen für die Erdgeschosswohnungen in Richtung Dresdner Straße. Davor werden als Sichtschutz kleine Büsche gepflanzt. Geplant sind außerdem Parkplätze und eine überdachte Fahrradgarage. Da die umliegenden Wohn-, Büro- und Geschäftshäuser im Karree auch dem österreichischen Großinvestor Vorhand gehören, ist das unkompliziert machbar. Ende April, so der Plan, soll der Innenhof fertig sein. „Wir wollen das Karree komplett zum Wohnhof entwickeln“, so Giesinger. Der Pflegedienst Rietzschel, der dort zurzeit noch ansässig ist, soll zum Ende des Jahres ausziehen – in das Haus Dresdner Straße 46, das Vorhand derzeit ebenfalls saniert.

Am Haus erinnert nicht mehr viel an die alte Seifenfabrik, in der bis Anfang des vergangenen Jahres ein Norma-Discounter untergebracht war. Der aus Niederhäslich stammende Albert Rumberg begann 1910 hier auf dem Gelände der ehemaligen Ofenfabrik mit der Produktion von Seifenpulver. In den Zwanzigerjahren kamen Toilettenseife, Parfüm und Kerzen zur Produktpalette dazu. Das Haus wurde dafür auf zwei Seiten erweitert. Nach dem Krieg wurde der Betrieb enteignet, 1952 volkseigen und in den Jahren 1961 und 62 zum „Haus der Dienste“. Rumberg, übrigens ein entfernter Verwandter des jetzigen Oberbürgermeisters, verließ die Stadt.