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Feuchter Sommer, volle Körbe

Wärme und Regen lassen die Pilze im Freistaat ungewöhnlich stark sprießen. Doch Fachleute warnen vor Fehlentscheidungen und Völlerei.

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© dpa

Dresden/Bautzen. 2017 ist in Sachsen ein Ausnahmejahr für Pilzsammler. „Die Körbe sind voll, es boomt momentan“, sagt der Bautzener Experte Eckart Klett. An den Wochenenden strömten die Leute in die Wälder, es gebe keine Parkplätze, auf Märkten seien die Stände voll mit Maronen, Stein- und Birkenpilzen, Rotkappen und Co.. Nach der Flaute im Vorjahr sprieße es scheinbar doppelt aus dem Boden, begünstigt durch das feuchte Sommerwetter. „Feuchtigkeit und Wärme regen das Wachstum an“, sagte ein Sprecher des Staatsbetriebes Sachsenforst.

Gute Pilze

Steinpilz
Steinpilz
Champignon
Champignon
Pfifferling (in den Händen rechts zu sehen)
Pfifferling (in den Händen rechts zu sehen)
Birkenpilz
Birkenpilz
Rotkappe
Rotkappe
Maronen-Röhrling
Maronen-Röhrling

Böse Pilze

Grüner Knollenblätterpilz
Grüner Knollenblätterpilz
Fliegenpilz
Fliegenpilz
Spitzschuppiger Schirmling
Spitzschuppiger Schirmling
Pilz aus der Gattung der Risspilze
Pilz aus der Gattung der Risspilze
Schwefelkopf
Schwefelkopf
Pantherpilz
Pantherpilz

Die Saison hat diesmal schon im April begonnen, mit der Trockenheit im Mai aber gab es eine Pause. „Die klassische Saison ist eigentlich der Herbst“, sagte der Sachsenforst-Sprecher. „Liebhaber suchen aber das ganze Jahr über.“ Vor allem gut erreichbare Gegenden im Hügelland wie der Tharandter Wald sind beliebte Reviere. „Innerhalb einzelner Gebiete aber hat jeder eigene Fundstellen.“

Vor allem in Kiefernwäldern mit Sandböden werden die Pilzsammler diesmal besonders fündig. „Es gibt so viele Pfifferlinge wie seit Jahren nicht mehr“, sagte Klett. „Pilze machen eben, was sie wollen.“ Auch beim Hexenröhrling, Schwefelporling, Perlpilz oder Böhmischer Verpel sei die Ausbeute gut, auf Wiesen wucherten Champignon und Riesenbovist in Fußballgröße.

Voraussetzung für das Sammeln sei das entsprechende Wissen, mahnte Klett. „Wer in die Pilze geht, sollte zehn Arten sicher im Wald erkennen.“ Im Zweifel helfen Pilzberater, deren Zahl allerdings sinkt. „Wir suchen dringend Nachwuchs“, sagte Klett. Pilz Apps helfen da nicht. „Das ist riskant.“ Gallenröhrling statt Steinpilz verseuche nur den Geschmack, aber beim giftigen Pantherpilz gehe es ums Leben. „Bundesweit gibt es im Schnitt zehn tödliche Fälle pro Jahr, bei 90 Prozent ist es der Grüne Knollenblätterpilz.“

Der Giftnotruf ist seit einigen Jahren wieder mehr gefordert. 2014 hatte sich die Zahl der Anrufe auf 185 mehr als verdoppelt, in den beiden vergangenen Jahre waren es 126 und 124. Bis Ende August wurden 50 Anfragen gezählt, wo sich Menschen mit gesundheitlichen Problemen nach Pilzgenuss meldeten. In diesem Jahr gab es bisher 20 Fälle von Pilzvergiftung, darunter zwei schwere. 2016 wurden insgesamt 37 Vergiftungen registriert. Das weitere Schicksal der Betroffenen kennen die Berater nicht.

„Die Leute haben oft keine Ahnung, können Röhren- und Lamellenpilz nicht unterscheiden“, berichtete Bettina Plenert, beratende Ärztin beim Giftnotruf. Lamellenpilze seien sehr gefährlich, könnten zu Leber- und Nierenversagen führen. „Einige sind tödlich.“ Und auch viele essbare Pilze sind roh giftig. „Nicht ausreichend gegart, verursachen sie Magen-Darm-Probleme.“ Plenert warnte zudem davor, verlockend große Pilze mit vergammelten Teilen zu verarbeiten - und vor zu großer Gier. „Häufig sind die Mahlzeiten einfach zu üppig.“ (dpa)

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