Andrea Schawe
Dresden. Durch die neue Regelung der Bildungsempfehlung wechseln deutlich mehr Grundschüler an ein Gymnasium. Im kommenden Schuljahr werden sachsenweit 826 Schüler an einem öffentlichen Gymnasium unterrichtet, obwohl sie eine Bildungsempfehlung für die Oberschule haben. Das geht aus einer Antwort des Kultusministeriums auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen hervor.
Genau 28 569 Viertklässler wechseln zum Schuljahr 2017/18 an eine weiterführende Schule. Das sind rund 800 Schüler mehr als im vergangenen Jahr. Von ihnen haben rund 55 Prozent eine Bildungsempfehlung für die Oberschule. Diese ist allerdings seit einer Gesetzesänderung im Februar nicht mehr bindend. Nur Schüler mit einem Notendurchschnitt von mindestens 2,0 in Mathematik, Deutsch und Sachunterricht bekommen eine Empfehlung für das Gymnasium. Eltern können ihre Kinder aber auch ohne diese Empfehlung am Gymnasium anmelden. Dazu müssen die Schüler einen schriftlichen Test in den drei Fächern absolvieren, der nicht benotet wird. Danach folgen Beratungsgespräche mit der Schulleitung der gewünschten Schule und eine erneute Rückmeldung.
Nach Angaben der Schulleiter haben etwa 900 Schüler an dem Test und den Beratungsgesprächen teilgenommen. 2016 hatten nur 360 Schüler einen Leistungstest absolviert. Knapp 400 Schülern empfahlen die Schulleiter nach dem Test, sich dennoch an einer Oberschule anzumelden. Zentral vorgegebene Kriterien für diese Empfehlung gibt es nicht, so Kultusministerin Brunhild Kurth (CDU). Basis sei die Leistungserhebung. Sachsenweit haben sich nur 80 Eltern umentschieden und ihr Kind an einer Oberschule angemeldet, ein Großteil hat Widerspruch eingelegt und so die Aufnahme des Kindes erwirkt.
Besonders in den Ballungsräumen müssen die Schulen Kapazitäten für mehr Schüler schaffen. In Dresden wurden 79 Grundschüler ohne entsprechende Bildungsempfehlung am Gymnasium angemeldet, 78 wurden aufgenommen – obwohl die Schulleiter zwei Dritteln erneut eine Oberschule empfahlen. Das sind drei zusätzliche fünfte Klassen. Die Stadt plant deswegen, 2018 ein neues Gymnasium zu gründen. In Leipzig müssen die 19 kommunalen Gymnasien insgesamt 161 zusätzliche Schüler aufnehmen – sechs Klassen. Nur 18 Schüler folgten der Bildungsempfehlung und besuchen ab nächste Woche eine Oberschule. Im ländlichen Raum ignorieren weniger Eltern die Bildungsempfehlung. Im Landkreis Bautzen wurden 86 zusätzliche Schüler an einem Gymnasium aufgenommen, in Meißen sind es 48, im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge nur 32.