Merken

Vergewaltiger sitzt wieder ein

Ein verurteilter Sexualstraftäter kann beim Freigang fliehen. Nur wenig später wird er zwar wieder gefasst. Der begleitete Stadtbummel hat aber auch die Staatsanwaltschaft aufgeschreckt.

Teilen
Folgen
© dpa

Rodewisch/Zwickau.Ein Sexualstraftäter hat am Mittwoch bei einem genehmigten Stadtrundgang in Rodewisch (Vogtlandkreis) seine Begleiterin überwältigt und ist geflohen. Nur drei Stunden später konnte der 49-Jährige am späten Abend in einem Waldstück zwischen Lengenfeld und Eich festgenommen werden, teilte die Polizei in Zwickau mit. „Er befindet sich wieder im Maßregelvollzug“, sagte ein Sprecher am Donnerstag. Das Sozialministerium hat umgehend eine Untersuchung des Vorfalls eingeleitet, die Staatsanwaltschaft Plauen ermittelt wegen einer Straftat.

Es war nicht der erste Ausgang des Mannes, Lockerungen gab es schon seit 2003. „Er durfte sich allein im Krankenhaus aufhalten und in Begleitung auch in die Stadt gehen“, sagte Ministeriumssprecher Ralph Schreiber. Bisherige Ausflüge waren nach Angaben der Staatsanwaltschaft unauffällig. Am Mittwoch brachte der körperlich überlegene Mann seine Aufpasserin, eine 47 Jahre alte Pflegerin, gewaltsam dazu, mit ihm ins rund fünf Kilometer entfernte Lengenfeld zu laufen. „Sie war nicht freiwillig mit ihm unterwegs“, sagte Oberstaatsanwalt Dietmar Kipry. „Was konkret vorgefallen ist, müssen wir aufklären“, hielt er sich zu Details bedeckt.

Das Sozialministerium hat eine umfassende Untersuchung zu dem Vorfall eingeleitet, etwa warum eine Frau als Begleitung mitgeschickt wurde und wie der Mann verschwinden konnte. Laut Schreiber besteht der Verdacht eines Übergriffs auf die Pflegerin. Als die Beiden nicht ins psychiatrische Krankenhaus Rodewisch zurückgekehrt waren, hatte die Klinik die Polizei alarmiert. Knapp 50 Beamte suchten mit Hunden und einem Hubschrauber nach dem Mann, der wenig später im nahen Wald festgenommen und zurückgebracht wurde.

Der aus Sachsen stammende Sexualstraftäter wird seit zehn Jahren therapiert. Er befindet sich nach mehrfacher schwerer Vergewaltigung im Maßregelvollzug, zuerst in im Saarland, seit 2001 in Rodewisch. In diese Abteilungen psychiatrischer Krankenhäuser kommen Straftäter, die wegen einer psychischen Störung vermindert schuldfähig sind. Mit einer Entlassung können Betroffene erst rechnen, wenn Gutachter sie als ungefährlich eingestuft haben - im Extremfall nie. Für den Mann in Rodewisch hat sich mit der Aktion ein für April geplanter Umzug auf die offene Station erledigt. (dpa)