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Unfalltod auf Gleisen wirft viele Fragen auf

Zwei Bahnarbeiter wurden vom Zug erfasst. Die Ermittler hoffen, dass der Fahrtenschreiber Auskunft gibt über den tödlichen Unfall.

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Mehltheuer/Klingenthal. Der Bahnunfall mit zwei Todesopfern am Freitag im Vogtland gibt den Ermittlern Rätsel auf. Die Bundespolizei rechnet nicht mit schnellen Ergebnissen, da in der kommenden Woche erst umfangreiche Untersuchungen anstehen. Nach Angaben der Bundespolizei wird der Fahrtenschreiber des Zuges im Eisenbahn-Bundesamt ausgewertet.

Bei dem Unglück waren eine 50 Jahre alte Frau aus Sehmathal im Erzgebirge und ein gleichaltriger Mann aus Halle an der Saale ums Leben gekommen. Sie hatten als Beschäftigte zweier Firmen auf der Sachsen-Franken-Magistrale kurz hinter dem Bahnhof von Mehltheuer an den Gleisen gearbeitet, um eine Sicherungsanlage für Baustellen zu demontieren. Dabei wurden sie von einem Zug der Vogtlandbahn erfasst, der von Hof nach Plauen unterwegs war.

Zug überhört?

Bundespolizeisprecher Eckhard Fiedler widersprach Darstellungen, wonach sich die Opfer zum Zeitpunkt des Unfalls am Freitagvormittag gegen 10.40 Uhr direkt auf dem Gleisbett befanden. In Medien war die Vermutung geäußert worden, dass beide den herannahenden Zug nicht gehört hatten. Unklar ist ferner, ob der Fahrer des Triebwagens noch vor dem Zusammenprall zum Bremsen kam. Auch darüber soll nun der Fahrtenschreiber Auskunft geben.

Nach Angaben der Bundespolizei war die Frau sofort tot, der Mann starb kurze Zeit nach dem Unfall. „Auch eine Streife der Bundespolizei, die sich im Zug befand und damit unmittelbar vor Ort war, konnte trotz sofortiger Erste-Hilfe-Maßnahmen nichts mehr für die beiden tun“, teilte die Bundespolizei am Wochenende in ihrem Bericht mit.

Bahnarbeiter unter Schock

Nach Darstellung von Bundespolizeisprecher Fiedler waren zum Unfallzeitpunkt insgesamt sechs Arbeiter in drei Teams an der Bahnstrecke beschäftigt. Jeweils ein Mitarbeiter aus jedem Zweierteam sollte als Sicherungsposten vor durchfahrenden Zügen warnen. Die anderen hätten das Unglück erst bemerkt, als der Zug stoppte. Weshalb die beide Betroffenen zu nahe an das Gleis gerieten, sei derzeit völlig unklar, hieß es.

Die Bahnstrecke, die momentan elektrifiziert wird, war an der Unfallstelle etwa vier Stunden gesperrt. Die Deutsche Bahn richtete Schienenersatzverkehr auch für jene Reisenden ein, die sich noch im Zug der Vogtlandbahn befanden. Ein Kriseninterventionsteam übernahm die Betreuung der Bahnarbeiter, die durch den Vorfall einen Schock erlitten hatten. (dpa)