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Trauriger Happy Vibes

Erster Samstag ohne den DJ: Nach dem Rauswurf von Andreas Hofmann läuft die Sendung Maxi-Mal nicht mehr im Radio. Im Internet hagelt es Protest.

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© Andreas Weihs

Von Tobias Wolf und Annett Heyse

Fast hätte er 20 Jahre vollgemacht, nun soll er im Krankenhaus sein: DJ Happy Vibes alias Andreas Hofmann aus Kesselsdorf. Der 50-Jährige sei mit Herzbeschwerden in die Dresdner Uniklinik eingeliefert worden, berichtet die Bild-Zeitung. Hofmanns Büro wollte das nicht kommentieren, teilte aber mit, der DJ sei nicht zu sprechen. Wie es ihm geht, ist derzeit unklar.

Seit Donnerstag steht fest: Andreas Hofmann ist seine Samstagssendung Maxi-Mal bei Radio Dresden los. Zuvor war er mit harscher Asylkritik und Politikerbeleidigung aufgefallen. Offiziell heißt es, es sei schon länger überlegt worden, die Sendung abzusetzen. Der Grund für das Ende seien rückläufige Hörerzahlen, so Sprecher Rocco Reichel. „Mit politischen Dingen hat es nichts zu tun.“ Zu hören war die Sendung auch auf anderen Wellen der Radioholding BCS Broadcast Sachsen, wie bei Radio Leipzig, Radio Chemnitz oder Radio Lausitz. Statt der Sendung Maxi-Mal würden nun Partyhits gespielt werden.

Hofmann erklärt gegenüber der SZ: „Ich darf nichts dazu sagen, das steht so in meiner Kündigung.“ Zuhörerschwund oder Politik? Kenner der Sendung kritisieren, dass sich das Format seit 1997 praktisch nicht verändert habe. Vor allem in den 1990er- und 2000er-Jahren habe Hofmann seine Zeit gehabt. An ein so plötzliches Ende hatte aber niemand geglaubt, auch weil der DJ so etwas wie eine Lokalgröße ist. Beobachtern zufolge ist Hofmann dem Sender inzwischen zu pegida-nah und deshalb sei Maxi-Mal nur zwei Tage vor der nächsten Ausstrahlung abgesetzt worden. Als am letzten Sonntag Pegida sein zweijähriges Bestehen auf dem Theaterplatz „feierte“, wurde Hofmanns Video „German History II“ gezeigt. Auch die auf den Demos gespielte „Pegida-Hymne“ war in Hofmanns Studio produziert worden.

In den sozialen Netzwerken kursieren nun Aufrufe, die Radioholding zu boykottieren. Auch Pegida-Mitbegründer Lutz Bachmann unterstützt das Vorhaben. Im Internet startete ein Pirnaer eine Petition, der sich damit erhofft, den Sender zur Rücknahme der Sendungsabsetzung zu bewegen. Bis Freitag hatten bereits rund 7 000 Menschen die Petition unterzeichnet.

Auch aus dem rechten Spektrum erhält der DJ Zuspruch. So hat die sogenannte „Meißner Wellenlänge“ für Samstag zu einer Kundgebung vor dem Sender aufgerufen. Laut Ordnungsamt rechnen die Veranstalter mit 100 Teilnehmern. Die Polizei ist darauf vorbereitet. „Wir werden das im Auge behalten“, so ein Sprecher. Andreas Hofmann hatte schon länger mit Aktionen und Äußerungen zur Asylpolitik auf sich aufmerksam gemacht.

So spielte er im Frühjahr in seiner Radioshow den von ihm produzierten Song „Ihr habt ’n Nachtschatten“ von der Sängerin „Helena von gaaaaaanz kurz hinter die Grenze“. In gebrochenem Deutsch kritisierte diese in dem Lied die Zustände in Deutschland und die Flüchtlingspolitik. Eric Hattke, damals Sprecher des Bündnisses „Dresden für alle“, bezeichnete das Lied als „rechte Hetze und Beleidigung der Kanzlerin“. Vergangenes Wochenende sorgte Hofmann mit einem Vergleich der Grünen-Politikerin Claudia Roth mit einem Pferdehintern für Empörung. Auf seiner Facebookseite verwendete er dafür auch das Logo von „Radio Dresden“. Der Sender intervenierte, das Bild verschwand.

Im Februar hatten die Veranstalter des Bischofswerdaer Stadtfestes Hofmann ausgeladen, auch weil es Zweifel gab, ob der DJ für „die demokratischen Werte unserer Gesellschaft“ eintrete. Das war, nachdem Hofmann im Pirnaer Kreistag eine Bürgerfragestunde für ein Statement gegen die Unterbringung von Flüchtlingen in Kesselsdorf nutzen wollte. Im Juli 2015 hatte der DJ bei einer Bürgerversammlung in Kesselsdorf geäußert, er habe Angst vor den vielen Flüchtlingen. 60 sollten dort untergebracht werden. Bei der Versammlung streute er aus dem Internet gefischte Zahlen über die Flüchtlingskrise und Ausländerkriminalität wie Brocken ins Publikum. Im April ist klar, in Kesselsdorf wird kein Asylheim eröffnet. Viel Wind um nichts.

Für den DJ bricht mit der Sendung ein wichtiges Standbein weg. Durch das Format wurde er schließlich in ganz Sachsen bekannt. Doch nicht nur der wichtige öffentliche Sendeplatz fehlt ihm künftig: „Jetzt habe ich auch ein finanzielles Problem“, erklärte Hofmann. Der Sender teilte jedoch weiterhin mit, DJ Happy Vibes werde nach wie vor für „Radio Dresden“ tätig sein. „Er produziert hier noch seine Werbespots“, so Sprecher Rocco Reichel. (mit szo)