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Tödlicher Fehler an der Gasflasche

Die Anteilnahme nach dem Unglück in einem Imbiss ist groß. Die Polizei bestätigt, dass der ums Leben gekommene Gröditzer nicht allein starb.

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© Eric Weser

Von Eric Weser und Christoph Scharf

Gröditz. Trauer in Gröditz: Zahlreiche Menschen äußern in den sozialen Netzwerken ihr Bedauern über den Tod eines 48-Jährigen, der am Wochenende beim Brand in einem Asia-Imbiss ums Leben gekommen war. Auch im Unglücksort zeugen Kerzen und weiße Rosen von Anteilnahme. Laut Polizei war die „unsachgemäße Bedienung einer Gasflasche“ Auslöser des Unglücks. Mittlerweile wird spekuliert, dass das spätere Opfer der Wirtin beim abendlichen Schließen des Lokals helfen wollte – und vorhatte, die Gasflasche abzudrehen, mit deren Hilfe der Raum geheizt wurde.

Vor Ort bekunden Menschen mit Kerzen und Blumen ihre Anteilnahme am Tod eines 48 Jahre alten Gröditzers. Er war am Freitag mit seinem Hund in den Flammen ums Leben gekommen.
Vor Ort bekunden Menschen mit Kerzen und Blumen ihre Anteilnahme am Tod eines 48 Jahre alten Gröditzers. Er war am Freitag mit seinem Hund in den Flammen ums Leben gekommen. © Eric Weser

Dabei habe sich jedoch der Schlauch gelöst – während der 48-Jährige eine glimmende Zigarette hielt. Ob das wirklich so passiert ist, teilt die Polizei nicht mit. „Das müssen die weiteren Ermittlungen zeigen“, so Sprecherin Ilka Rosenkranz.

Sie bestätigt allerdings eine andere Aussage: Bei dem Brand ist nicht nur der Gröditzer selbst, sondern auch sein Hund ums Leben gekommen. Nun laufen die Ermittlungen, die sämtliche Aspekte betrachten sollen – von einem möglichen technischen Defekt hin bis zu einer fahrlässigen Brandstiftung. Die Auswertung werde dauern.

Gefährliches Hantieren

Durch unsachgemäße Bedienung von Gasflaschen kommt es immer wieder mal zu Zwischenfällen, sagt ein Feuerwehr-Experte aus dem Kreis Meißen. „Beispielsweise in Kleingärten, wenn jemand nach dem fünften Bier die Gasflasche wechseln will.“ Zwar soll eine sogenannte Schlauchbruchsicherung den unkontrollierten Austritt von Gas verhindern. Sie riegelt die Leitung ab, wenn plötzlich ungehindert Gas ausströmt – im Prinzip so ähnlich, wie das Aquastop-System an der Waschmaschine. Allerdings ist die Sicherung nicht zwangsweise direkt an der Gasflasche verbaut, sondern unter Umständen auch erst am Heizgerät selbst. „Sie nützt nichts, wenn jemand direkt an der Gasflasche den Schlauch löst“, sagt ein Propangas-Fachmann aus dem Raum Großenhain.

Zwar ist das Gas schwerer als Luft und sinkt nach dem Austreten zu Boden. Deshalb ist etwa auf Märkten auch die Installation von Propangasflaschen neben Kelleröffnungen verboten. Wenn erst Gas ausströmt und sich dann jemand mit einer glimmenden Zigarette nach unten beugt, kann es schon zu einer Verpuffung kommen, sagt der befragte Feuerwehr-Experte.

Für die Einhaltung von Arbeitsschutzvorschriften in Unternehmen wie Imbissbuden ist die Landesdirektion Sachsen zuständig. Diese wurde bislang allerdings nicht in das laufende Ermittlungsverfahren zu Gröditz einbezogen. „Nach den uns vorliegenden Informationen handelt es sich bei diesem Unfall nicht um einen Arbeitsunfall“, sagt Sprecherin Mandy Taube. Für Imbisse würden dieselben Arbeitsschutzvorschriften gelten wie für alle anderen Unternehmen – unter anderem auch die Betriebssicherheitsverordnung und die Gefahrstoffverordnung. Kontrollen würden in der Regel aber nur anlassbezogen stattfinden – etwa nach Beschwerden.

Bei der Gröditzer Feuerwehr ist der Einsatz laut Wehrleiter Rolf Engl aufgearbeitet. Dem Kameraden, der den Verstorbenen im Container entdeckt hatte, gehe es so weit gut. „Er kommt damit zurecht“, so Engl. Das Kriseninterventionsteam, das nach psychisch belastenden Einsätzen Hilfe bietet, habe man deshalb nicht eingeschaltet. Laut dem Feuerwehrchef, der am Freitag den Löscheinsatz leitete, erfuhren die Kameraden erst am Einsatzort von Augenzeugen, dass sich noch eine Person im Container befand.

Die Hitzeentwicklung sei zu diesem Zeitpunkt bereits extrem gewesen, erinnert sich der Wehrleiter. Hoffnung, noch jemand lebend bergen zu können, habe somit kaum mehr bestanden. Der Tote sei schließlich unter viel Brandschutt im Container entdeckt worden. Der Rettungsdienst habe nur noch den Tod feststellen können.

Bürgermeister Jochen Reinicke (parteilos) sicherte der Besitzerfamilie Unterstützung zu. Der Imbiss befindet sich auf Land, das im Eigentum der Stadt ist und von den Imbissbetreibern gepachtet wird.