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Teure Zugfahrt nach Görlitz

Ein Pendler hat ausgerechnet: Mit dem Auto reist man von Dresden nach Görlitz günstiger als mit der Bahn. Ist das so?

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© nikolaischmidt.de

Von Daniela Pfeiffer

Görlitz. Seit Langem endlich wieder mal ein freies Wochenende. Zeit für einen Besuch bei Mutti in Görlitz. Für einen jungen Görlitzer, der inzwischen in Dresden lebt und arbeitet, fängt jedesmal vor einem Heimatbesuch die Recherche an – die Preisrecherche. Schließlich will er seinen Geldbeutel nicht überstrapazieren.

Wie also reisen? Per Mitfahrgelegenheit, mit dem Mietwagen, Fernbus oder Zug? Die Möglichkeiten sind heute so vielfältig wie die Preise. Das stellt auch der Görlitz-Dresden-Pendler immer wieder fest. Er wäre ja am liebsten mit dem Flixbus gekommen, der fährt seit vergangener Woche zwar wieder, aber eben noch nicht, als der junge Mann seinen Heimatbesuch plante. „Eine Mitfahrgelegenheit habe ich nicht gefunden. Mit dem Zug zahle ich Freitag hin und Sonntag zurück im günstigsten Fall 21 Euro pro Strecke, das ist ein Trilex-Tagesticket.“ Letztlich buchte er sich übers Wochenende einen Kleinwagen und zahlte dafür 36  Euro.

Laut seiner Rechnung reist man also von Dresden nach Görlitz tatsächlich günstiger per Auto – obgleich noch Spritkosten dazukommen – als mit dem Zug. „Das kann doch eigentlich nicht sein“, findet der Görlitz-Dresden-Pendler.

Aber es wird noch verrückter. Interessehalber hat er dann geschaut, was Zugfahrten in andere Städte kosten. Das Ergebnis: Sämtliche größere Städte um Dresden sind günstiger erreichbar als Görlitz. Nach Leipzig kommt man für 15 Euro, nach Cottbus ebenfalls. Nach Zwickau, Plauen oder Halle sind 20 Euro fällig. „Und selbst nach Prag komme ich mit etwas Glück für 14 Euro, wenn ich etwas im Voraus buche“, hat der junge Mann festgestellt. „Mal davon abgesehen kommen auf den anderen Strecken auch wesentlich komfortablere Züge zum Einsatz. Das verschlechtert das Preis-Leistungs-Verhältnis noch mal zusätzlich.“

Warum aber ist Görlitz ausgerechnet am teuersten? Wie Christine Hecht, Sprecherin der Länderbahn, mitteilt, seien die Preise im Nahverkehr im Gegensatz zum Fernverkehr nicht so flexibel gestaltbar und werden eng mit den Verbünden abgestimmt. Im Gebiet des Zvon, das bis Bischofswerda reicht, gilt etwa das Regioticket 120 nicht, Vielfahrer könnten aber die Bahncard nutzen und hätten somit flexible Möglichkeiten. „Mit dem System Bahn bekommt man einen Fahrplan, der fast stündlich Verbindungen anbietet und damit flexibler in der Reiseplanung ist als zum Beispiel ein Fernbus“, erklärt Christine Hecht.

Eine Zvon-Sprecherin sagt zudem, auf die Nahverkehrspreise der Deutschen Bahn habe man keinen Einfluss, Eisenbahnverkehrsunternehmen, die im Zvon verkehren, haben unterschrieben, dass sie den Nahverkehrstarif der Deutschen Bahn anerkennen und verkaufen. Zusätzlich habe die Deutsche Bahn im Nahverkehr aber verschiedene Sonderangebote, die auch im Zvon-Gebiet fast alle anerkannt und verkauft werden. Die Preise, die der junge Mann ermittelt hat, seien alle Regio-120-Tickets der Deutschen Bahn. Im Zvon-Verbundgebiet gilt das Regio-120-Ticket nicht. „Wir haben die Anerkennung des Regio-120-Tickets abgelehnt, weil die Ausgleichszahlungen, die wir erhalten hätten zu gering sind.“ Zusammen mit der Länderbahn hat der Zvon für Fahrgäste, die zwischen Dresden und Görlitz fahren, aber einen Haustarif eingeführt. So seien Trilex-Tagestickets und Katzensprungtickets erhältlich, die deutlich unter den Nahverkehrspreisen des C-Tarifes der Deutschen Bahn liegen. So kann man innerhalb des Zvon-Gebietes, das den Landkreis Görlitz und Teile des Landkreises Bautzen umfasst mit einem Tagesticket für 12 Euro überall hin reisen. Sobald es darüber hinaus geht, zahlt man dann aber drauf.

Sogar von Offenburg nach Dresden, was mehr als 600 Kilometer sind, hat ein Zugreisender am Wochenende 21 Euro gezahlt. Danach wollte er weiter nach Görlitz, um dort einen Freund zu besuchen, hätte dafür aber noch mal 21 Euro berappen müssen. „Da haben wir uns dann halt in Dresden getroffen“, erzählt der Freund, der in Görlitz arbeitet und in Dresden wohnt und damit ebenfalls Pendler ist. Er hingegen setzt aufs Auto, ist auch bei einer Mitfahrzentrale registriert und nimmt ab und an Leute mit, die dann für eine Fahrt nach Dresden zwischen fünf und sieben Euro zahlen.