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Techno-Musik nervt die Oberländer

Das Festival „Space Piknik“ lief wieder im Schluckenauer Zipfel in Tschechien. Zu hören war das bis ins sächsische Oberland und nach Großschönau. Die tschechische Polizei ist machtlos.

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© privat

Von Petra Laurin und Andreas Herrmann

Rund 4 500 Fans von vor allem elektronischer Musik haben sich am Wochenende in den Wäldern zwischen Kunratice (Kunnersdorf) und Knížecí (Fünsterwalde) auf dem Musik Festival „Space Piknik“ getroffen. Die Musik lief dort ohne Unterbrechung von Freitagabend bis Dienstag – zum Leidwesen der Anwohner auf beiden Seiten der Grenze. „Menschen aus der Umgebung klagten über ohrenbetäubenden Lärm. Er war bis Rumburg, Varnsdorf, Horní Podluží oder Großschönau zu hören“, bestätigte Rudolf Sochor, Vizebürgermeister von Sluknov (Schluckenau).

Wie er sagt, handelte es sich dabei um eine nicht genehmigte Feier auf einem privaten Grundstück. Sie war bis in die letzte Minute geheimgehalten worden. Die Teilnehmer verständigen sich über soziale Netzwerke und Handynachrichten über den Ort der Party. Dort waren nur die GPS-Koordinaten zu finden. Erstmals habe die tschechische Polizei diese Spur des jährlich an wechselnden Orten in Tschechien stattfindenden Festivals nicht vorher entdeckt. Die Lage, dicht an der deutschen Grenze und an der deutschen Autobahn, hat offenbar auch Technofans aus Deutschland, Österreich und Frankreich angelockt.

Die haben entsprechend lautstark gefeiert, wie zuletzt 2012 ebenfalls im Schluckenauer Zipfel. „Man kann nachts nicht mehr das Fenster öffnen“, berichten Einwohner. Beklagt haben sich in Schluckenau auch deutsche Anwohner. Der Lärm war in einem Umkreis von fast 30 Kilometern zu hören.

Die Festivalbetreiber haben für ihre Veranstaltung einen Mietvertrag mit dem Besitzer dieses Grundstückes bis zum gestrigen Dienstag abgeschlossen. Es handelt sich offenbar um das Areal einer müllverarbeitenden Firma. Laut tschechischer Polizei war das Gelände ordnungsgemäß vermietet. Durch die Feier auf Privatgelände haben die Veranstalter die sonst nötigen Genehmigungen umgangen. „Die Betreiber selbst sind aber mehr oder weniger noch unbekannt. Die Polizei wollte sie kontaktieren, bis jetzt ist es aber nicht gelungen“, sagt Sochor.

„Wir beobachten das Ort, die Teilnehmer haben uns versprochen, heute abzureisen“, sagt die Polizeisprecherin in Decín (Tetschin) Petra Trypesová. Die Behörden sind ratlos. Sie würden Geldstrafen aussprechen, könnten aber die Techno-Musik nicht abstellen, weil die Bühnen über eigene Stromaggregate versorgt werden. „Am Wochenende waren dort mindestens sieben solcher Türme mit Soundsystemen aufgestellt“, beschreibt Sochor. Dienstag früh bewegten sich auf den Wiesen bei Kunratice noch ungefähr 600 Teilnehmer. Heimfahren konnten sie erst, wenn sie wieder nüchtern genug waren, um Auto zu fahren. Zurück bleiben Chaos und Müll in den städtischen Wäldern, die das Grundstück umgeben.

In Ebersbach-Neugersdorf spricht man davon, dass der Lärm diesmal eher gemäßigt war. Es habe zumindest keine Beschwerden der Einwohner gegeben. Ein Informationsblatt zum „Space Piknik“ – allerdings nur in tschechischer Sprache – sei vor der Veranstaltung aber eingetroffen. Eher zu hören war die Musik dagegen in Leutersdorf. So schlimm wie beim letzten Mal sei es zwar nicht gewesen, meint Angelika Haselbach von der dortigen Verwaltung, aber das Wummern der Bässe habe man schon deutlich gehört. Das Gleiche trifft auch auf Oderwitz zu, obwohl die Gemeinde über zwanzig Kilometer vom Veranstaltungsort entfernt ist.

Auch in Seifhennersdorf gibt es wieder deutliche Klagen über das Festival. Bereits am letzten Freitag und am Sonnabend sei das losgegangen. Vor allem hinsichtlich der langwelligen Bässe wäre auch die Verschiebung des Standortes vom früheren Grenzübergang an einen anderen Ort wenig effektiv, sagt Hauptamtsleiter Wolfgang Müller. „Das hallt trotzdem“, meint er. Die deutsche Polizei will sich am Mittwoch zu einer SZ-Anfrage äußern.