Merken

Südstaatenflagge-Flagge beim Karl-May-Fest erlaubt

Die Fahne ist für viele ein rassistisches Symbol. Verboten werden kann sie bei den Festspielen aber nicht. Die Stadt hat eine andere Strategie.

Teilen
Folgen
© Arvid Müller

Von Nina Schirmer

Radebeul. Verschiedene Kulturen aus der ganzen Welt zusammenbringen – das ist das Ziel der Karl-May-Festspiele in Radebeul. Ganz im Sinne des Namensgebers. Karl May wird heute gerne als Vermittler zwischen den Kulturen gefeiert. Wie passt es da zusammen, dass auf dem Festgelände an mehreren Orten die Südstaaten-Flagge zu sehen ist? Eine Fahne, die von vielen in den USA als Symbol für Sklaverei und Rassismus empfunden wird. Jetzt hat sich die Stadt zu dieser Diskussion geäußert und Vorschläge für das Fest im kommenden Jahr gemacht.

Die Fahne der Konföderierten.
Die Fahne der Konföderierten. © Internet

Mit der Problematik wurde die Verwaltung vor einigen Wochen von einer Wissenschaftlerin aus den USA konfrontiert (SZ berichtete). Dana Weber von der Florida State University hatte in einem Schreiben an die Stadt darauf aufmerksam gemacht, dass das Banner auf viele Amerikaner wie eine Nazi-Flagge wirke. Vor allem seit den gewalttätigen Neonazi-Demonstrationen in Charlottesville im August sei die Fahne wieder sehr sichtbar geworden.

Die Wissenschaftlerin befürchtet, dass die Laiendarsteller vom Karl-May-Fest, welche die Flagge tragen oder hissen, falsch verstanden werden könnten. „Mir tut das richtig weh, denn ich bin mir sicher, dass die Reenactors, die diese Flagge in Radebeul hissen, keinesfalls die extrem-rassistische politische Richtung vertreten, zu welcher in den USA das Dixie-Banner inzwischen gezählt wird“, erklärte Weber, die zu Wildwest-Festen in Deutschland forscht, gegenüber der SZ. Die Stadt bat sie um eine Stellungnahme, wie die Festorganisatoren sensibel mit dem Thema umgehen wollen.

Kulturamtsleiter Alexander Lange hat sich nun in der letzten Sitzung des Kulturausschusses dazu geäußert. Er erläuterte, dass die heute oft als Konföderierten-Flagge bezeichnete Fahne, nie eine offizielle Flagge der Konföderierten Staaten von Amerika war. Trotzdem habe sie sich zu einem weithin anerkannten Symbol des amerikanischen Südens etabliert. Heutzutage werde das Zeigen des Banners in den USA jedoch heftig diskutiert, so Lange. Der Ku-Klux-Klan nutze die Fahne seit seiner Gründung 1865 als eines seiner Symbole im „Kampf gegen Neger und Juden“, erklärte der Kulturamtschef. Die Dixie-Flagge würde in einigen Ku-Klux-Klan-Verbänden ähnlich verehrt werden wie die HakenkreuzFlagge. Nach dem Massaker von Charleston 2015, bei dem ein weißer US-Bürger neun Afroamerikaner während einer Bibelstunde erschossen hatte, wurde die Konföderierten-Flagge vom Regierungsgebäude von South Carolina entfernt. Insgesamt seien Symbole und Denkmale der ehemaligen Südstaaten umstritten.

Anders sei die Situation in Deutschland, sagte Lange. Hier habe die Flagge für viele Biker und Anhänger der Country- und Westernmusic-Szene keine rassistische Bedeutung. Sie werde vielmehr als Zeichen von Freiheit und Rebellentum angesehen. In zahlreichen Westernstädten werde die Flagge gezeigt, um das Leben im 19. Jahrhundert darzustellen. Aber auch hierzulande gebe es andere Auslegungen. „Tatsache ist aber, dass diese Fahne auch von Neo-Nazis oder ausländerfeindlichen Gruppen gebraucht und damit missbraucht wird“, so Lange.

Wie also nun umgehen mit dem Symbol beim Karl-May-Fest? Verbieten könne man die Flagge auf dem Fest nicht. Da das Zeigen, anders als bei der Hakenkreuz-Flagge, nicht strafbar ist. Über Westernshops kann man die Fahne problemlos kaufen. Auch Händler auf dem Karl-May-Fest dürfen die Flagge verkaufen. Für ein Verbot gebe es keine Rechtsgrundlage, heißt es von der Stadt.

Die Festorganisatoren möchten aber im nächsten Jahr beim Fest eine Diskussionsrunde zur Flagge und allgemein zum Thema Diskriminierung anbieten. Diese könnte zum Beispiel bei der „Langen Nacht am Hohen Stein“ oder auf dem Gelände „Kleine Feder“ stattfinden. Vertreter der Botschaft der USA und Wissenschaftlerin Dana Weber sollen dazu eingeladen werden.

Auch mit den Radebeuler Vereinen, die zum Karl-May-Fest aktiv sind, ist die Stadt im Gespräch. Beim Radebeuler Country und Westernclub e.V. steht die Flagge zusammen mit jener der Nordstaaten im Vereinswappen. Der Verein will die Sezessionskriege, die zwischen Nord- und Südstaaten geführt wurden, historisch genau darstellen. Die „Virginia Volunteers“ hingegen verzichten auf die Flagge, weil sie das Leben deutscher Soldaten darstellen. In seiner Satzung wendet sich der Verein gegen Rassismus. Dort heißt es unter anderem: „Er setzt sich für Toleranz und Menschlichkeit ein. Militarismus oder Fremdenfeindlichkeit sind mit den Vereinszielen unvereinbar.“ Der Schützenverein Kötzschenbroda zeigt die Flagge bei Veranstaltungen, allerdings immer zusammen mit der Nordstaatenflagge. Das sei eine korrekte historische Darstellung, auf die der Verein ungern verzichten würde, teilte er gegenüber der Stadt mit. Lange betonte, dass es den hiesigen Vereinen nicht um Diskriminierung geht, wenn sie die Flagge zeigen.