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Streit um Seine Königliche Hoheit

Auf dem Alten Katholischen Friedhof in Dresden entsteht das Grabmal für Albert von Sachsen. Was auf dem Stein steht, ist für einige Stein des Anstoßes.

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© kairospress

Von Thomas Schade

Der Cottaer Sandstein leuchtet im Sonnenlicht. Stolz richten sich die recht groß geratenen Palmetten in die Höhe. Erhaben aus dem Sandstein gehauen, kündet das Wappen von der Herkunft der Familie, die hier auf dem Alten Katholischen Friedhof in Dresden-Friedrichstadt ihre letzte Ruhe findet.

„Providentiae memor“ ist unter dem Wappen zu lesen – „der Vorsehung eingedenk“. Der Wahlspruch der sächsischen Krone. Es ist eine klassizistische Grabstätte mit Säulen und Giebeln, die hier für Albert von Sachsen entsteht. Am 6. Oktober 2012 war der letzte männliche Enkel des letzten Sachsenkönigs verstorben und auf eigenen Wunsch hier beigesetzt worden. Den Friedhof hatte sein berühmter Ahnherr August der Starke 1720 anlegen lassen. Neben Alberts Grab erscheint die benachbarte Ruhestätte beinahe schlicht. Das gehört dem Komponisten Carl Maria von Weber und wurde von Gottfried Semper entworfen.

Dieser Tage erledigen die Steinmetze Jan Dietrich und Philipp Wenzel die letzten Arbeiten an Alberts Grab, schließen letzte Fugen und schrauben die Grabplatten aus rotem Meißner Granit an. Am 16. Mai soll die letzte Ruhestätte des Wettiners mit einer Andacht eingeweiht werden, kündigt Klaus Przyklenk an. Der königstreue Chef des „1. Privilegierten Riesaer Schützenvereins Friedrich August III.“ beaufsichtigt die Arbeiten – das allerdings ist kein reibungsloses Unterfangen.

Ursprünglich sollte italienischer Marmor in den sächsischen Farben Weiß und Grün das Grab dominieren. Doch dagegen sperrten sich die zuständigen Stellen. Das Material passte nicht zum Friedhof, der zu den ältesten der Landeshauptstadt zählt. Die Familie lenkte ein und verwendet nun heimisches Material. Abstriche an der Grabhöhe machte man nicht.

Ärger gab es auch um die Aufschrift auf der Grabplatte. Unter einem stilisierten Kreuz steht da in goldenen Lettern geschrieben: „S.K.H. Dr. Phil. Prinz Albert von Sachsen Herzog zu Sachsen Markgraf von Meißen ¤ 30. 11. 1934 †6. 10. 2012“. Das Kürzel S.K.H. für „Seine Königliche Hoheit“ habe auf dem Grabstein nichts zu suchen, teilte das städtische Amt für Kultur und Denkmalschutz der Witwe Alberts mit. Nur lebende Personen würden noch mit dieser Anrede angesprochen. Außerdem widerspreche die Anrede „Prinz“ den seit 1919 geltenden Rechtsvorschriften. Seit der Abschaffung der Monarchie in Deutschland dürfen derartige Titel nicht mehr vor den Namen getragen werden. Sie gehören als Bestandteil des Namens in diesem Fall hinter das Wort Albert.

Formell hat das städtische Amt durchaus recht. Was es beanstandet, lässt sich in den Protokollregeln der Bundesregierung und im deutschen Namensrecht nachlesen. „Anredeformen wie ,Königliche Hoheit‘ (...) und dergleichen haben keine rechtliche Grundlage“, heißt es da. Aber Elmira von Sachsen, Alberts Witwe, beeindruckte die ausdrückliche Bitte des Amtes wenig. Sie blieb bei ihrem Text.

Dass auch der Titel Markgraf von Meißen auf Alberts Grabstein graviert ist, dürfte indes bei Alexander von Sachsen weniger gut ankommen. Diesen Titel trägt bei den Wettinern nur der Chef des Hauses. Und den Posten beansprucht der umstritte Alexander für sich – seit dem Tod seines Onkels Maria Emanuel im Juli 2012, der ihn adoptiert hatte.

So scheint es, dass die Königsenkel Albert und Maria Emanuel, die sich schon zu Lebzeiten nur wenig zu sagen hatten, auch im Grab noch miteinander streiten.