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Starke Truppe mit schwierigem Job

Wenn Opfer von Verbrechen ins Wasser geworfen werden, müssen die Männer der Tauchgruppe der Sächsischen Bereitschaftspolizei ran.

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© dpa

Von Jörg Aberger

Leipzig. Schreckliche Funde in Leipzig: Innerhalb weniger Wochen wurden in der sächsischen Stadt drei zerstückelte Leichen entdeckt - immer im Wasser. In solchen Fällen kommt die Tauchgruppe der Sächsischen Bereitschaftspolizei zum Einsatz, die nach Körperteilen suchen und für die Staatsanwaltschaft Beweise sichern muss. „Auf so eine Situation kann man sich nicht einstellen, aber es gehört zu unseren Aufgaben, auch wenn man dann nicht gerne ins Wasser geht“, sagt Polizeimeister Moritz Dathe.

„Solche Einsätze sind schon gruselig, hart und heftig, aber die Leute können das ausblenden“, sagt Polizeioberkommissar Kai Langanke, der stellvertretende Leiter der Polizeitauchgruppe. Vor allem nach dem Einsatz am Baggersee in Thekla, wo gleich zwei zerstückelte Leichen geborgen werden mussten, seien viele Kollegen der Bereitschaftspolizei gekommen und hätten gesagt, dass sie diese Arbeit nicht machen könnten. „Dabei ist Polizeitaucher eigentlich ein sehr attraktiver Job“, sagt Langanke.

Es in diese Mannschaft zu schaffen, ist nicht leicht: Nur selten werden Stellen ausgeschrieben, auf die sich Beamte der Bereitschaftspolizei bewerben können. „Wer von uns ausgesucht wird, muss ein straffes Programm absolvieren“, sagt Dieter Trischler. Der Polizeihauptkommissar ist Leiter der Tauchgruppe und hat schon so manchen gesehen, der den Anforderungen nicht gewachsen war. Körperlich topfit müssen die Aspiranten sein, müssen handwerkliches Geschick mitbringen, dürfen keine Platzangst haben und müssen Stress aushalten können.

Selbst wer es geschafft hat, zum neunwöchigen Tauchlehrgang zugelassen worden zu sein, kann immer noch herausfallen. 40 Stunden Tauchausbildung im freien Gewässer müssen absolviert werden, da kann es schon vorkommen, dass ein Kandidat schon nach dem ersten Tauchgang die Segel streichen muss. Zur Ausbildung gehören auch Gerätekunde, Tauchmedizin, das Erlernen von Suchverfahren. Wer dann nach theoretischer und praktischer Prüfung in die Tauchergruppe aufgenommen wird, muss zuerst den Lkw-Führerschein machen, den Grundlehrgang als Technischer Mitarbeiter besuchen und danach den Bootsführerschein erwerben. „Nach diesen Basics geht es je nach persönlicher Affinität und Eignung in die Spezialisierungen. Zum Beispiel Kommandant Unimog, Höhenretter, Taucherrettungssanitäter, Tauchlehrer, Bootswart, Tauchgerätewart und so weiter“, zählt Trischler auf.

„Manchmal kann man unter Wasser rein gar nichts sehen“, berichtet Dathe, „manchmal hat man nur wenige Zentimeter Sicht.“ Ist im Winter ist laut Dathe zwar die Sicht besser, dafür machen den Tauchern niedrige Temperaturen zu schaffen. Beim Tauchen unter einer geschlossenen Eisdecke dürfen die Taucher nur 25 Meter weit vom Einstiegsloch suchen, ansonsten können die vollen 80 Meter Länge der Signalleine genutzt werden, wobei bei dieser Länge heftiger Wasserwiderstand auf die Leine wirkt und der Taucher stark arbeiten muss, damit die Leine straff gespannt bleibt.

Mit dem Leinenführer stehen die Taucher über Sprechfunk in Kontakt. Zu einer Tauchergruppe gehören neben dem Tauchgruppenführer mindestens zwei Taucher, ein Leinenführer und ein Tauchrettungssanitäter. Insgesamt gibt es bei der Sächsischen Bereitschaftspolizei derzeit zwölf Taucher, darunter eine Frau, die auf die verschiedenen Aufgaben spezialisiert sind.

Viel Kraft muss mitbringen, wer für die Polizei ins Wasser geht. „Bei einem Einsatz in der Strömung der Elbe haben wir bis zu 65 Kilogramm Ausrüstung dabei“, erzählt Polizeihauptmeister Mike Schmidt, der bereits seit 1994 bei den Polizeitauchern Dienst tut. Er hat schon viele Einsätze hinter sich, erinnert sich aber spontan an ein Ereignis aus dem Jahr 1996. „Damals wurden wir mit dem Helikopter nach Dresden geflogen und haben in der Kiesgrube in Leuben mitten in der Nacht zwei Inder geborgen, die dort zwischen Betonplatten eingeklemmt waren.“

Wenn Tote geborgen werden müssen, lässt das auch die erfahrenen Taucher nicht kalt. „Man denkt schon manchmal darüber nach, es beeinträchtigt mich in meinem privaten oder dienstlichen Leben aber nicht“, sagt Dathe. Zudem können die Taucher nach solchen Einsätzen auch von einem Psychologen betreut werden. „Meistens werden solche Sachen aber durch viele Gespräche innerhalb der Tauchergruppe geklärt“, sagt Trischler.

Meist finden die Taucher unter Wasser nicht nur das, wonach sie eigentlich suchen. „Ein Sack ertränkter Hundewelpen, eine Panzerfaust, eine Mörsergranate“, zählt Schmidt auf. Es sei meistens mehr als das, wonach man unter Wasser wirklich Ausschau halte. (dpa)