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Standard-Tanz boomt in den Städten

Einen Wiener Walzer tanzen zu können, gehört wieder zum guten Ton. Auch viele Jugendliche finden das cool. Die Tanzschulen haben ihr steifes Image abgestreift und werben mit Angeboten.

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Dresden/Pirna. Walzer, Quickstep und Rumba - immer mehr Sachsen wollen in ihrer Freizeit gepflegt Schwofen gehen. Tanzschulen und Tanzsportvereine haben Hochkonjunktur, ergab eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa. „Vor allem in den großen Städten wird gern getanzt“, sagt der Landeschef des Allgemeinen Deutschen Tanzlehrerverbandes (ADTV), Jens Pötschke, in Pirna. In Sachsen gebe es 44 Tanzschulen, die insgesamt 125 Studios betreiben - Tendenz steigend.

Im Landestanzsportverband Sachsen (LTVS) sind nach eigenen Angaben 52 Vereine mit rund 5630 Mitgliedern organisiert. Deren Zahl sei stetig gestiegen, hieß es. Neben Sporttänzern können in den Clubs auch Hobbytänzer ihre Fertigkeiten perfektionieren. „Beim Tanzen werden Körper und Geist gleichermaßen beansprucht. Und es ist eine Sache, die von den Paaren gemeinsam erlebt werden kann“, sagt Pötschke zur Motivation vieler Tänzer. Zudem lernten sie in den Tanzschulen andere Paare kennen und pflegten die Kontakte.

Die Tanzschulen haben laut Pötschke ihr Programm in den vergangenen Jahren ausgebaut. Die Angebote sind heute vielfältig. Es gibt Schwangeren-Tanz, Kurse für Mütter mit Babys, Kindertanz - und für Jugendliche Hip-Hop und Videoclip-Dancing. Bei den Erwachsenen reicht das Programm bis hin zum Rollator-Tanz für Senioren.

An vielen Oberschulen und Gymnasien gehen viele neunte Klassen heute wieder nahezu geschlossen in Anfängerkurse. Den Jungen und Mädchen werden neben ersten Schritten von Walzer, Foxtrott und Cha-Cha meist auch Umgangsformen und Tischsitten vermittelt. Dabei geht es laut Pötschke nicht mehr so steif zu wie einst. „Anzug und Krawatte beim Ball - aber nicht zu jeder Unterrichtsstunde.“

Die Tanzschule Köhler-Schimmel betreut in Chemnitz und mehreren Städten der Umgebung nach eigenen Angaben rund 2 500 Schüler. „Tanzen gehört wieder zum guten Ton“, sagt Geschäftsführer Christoph Böhm. Zu Beginn des Schuljahres kämen mehr als 1000 Jungen und Mädchen zum Tanzen. Dabei sind auch deren Eltern im Visier der Tanzlehrer. Damit sie beim Abschlussball ihrer Kinder eine gute Figur machen, werden auch ihnen Kurse angeboten. „Und manche bleiben“, sagt Böhm.

Doch die Tanzschulen klagen auch, dass die Zusammenarbeit mit den Schulen mancherorts schwieriger wird. „Einige Schulleiter wollen nichts mit uns zu tun haben. Wir müssen es da über die Elternsprecher versuchen“, sagt Böhm. „Die Kooperation ist nicht mehr so gut“, bestätigt Tassilo Lax, Ex-Tanzweltmeister und Chef der Dresdner Tanzschule Lax, die unter anderem auch die Debütanten des Semperopernballs betreut. Wenn die Jugendlichen jedoch erst einmal da seien, werde alles leichter. „Ein großer Teil bleibt“, sagt Lax. Die Sächsische Bildungsagentur wollte sich nicht äußern. Es lägen zu dem Thema „leider keinerlei Informationen“ vor, hieß es.

„Es fällt auf, dass die Schüler im Kurs mittlerweile richtigen Ehrgeiz entwickeln“, hat die Chefin der Tanzschule ego-Wohlfühlhaus in Dresden-Klotzsche, Yvette Kühl, beobachtet. Viele blieben bis zum Goldkurs. Seit 20 Jahren verwandelt sich das Wohlfühlhaus am Wochenende in ein Ballhaus mit öffentlichen Tanzparties.

Wichtig sei, auch Modetänze wie Discofox, Salsa und Tango Argentino anzubieten. Dabei habe sich vor allem in Dresden eine recht ansehnliche Tango- und Salsa-Szene etabliert. Die fünffache Hip-Hop-Weltmeisterin Dörte Manuela hat ihr Quartier im Coselpalais an der Frauenkirche und bietet Kurse für Kinder und Erwachsene. „Immer nach einer öffentlichen Show haben wir Zulauf“, sagt sie. Auch die vielen Tanzshows im Fernsehen hätten viel bewirkt. (dpa)