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Ermittlungen gegen Meissen-Investor

Sachsens Finanzminister will mit zwei Managern verhandeln, doch denen wird Steuerhinterziehung vorgeworfen.

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© dpa

Von Ulrich Wolf

Dresden. Es geht um 100 Millionen Euro: So viel Geld hat die württembergische Investmentfirma German Brands der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meissen in Aussicht gestellt.

Doch nun geraten führende Manager des potenziellen Geldgebers ins Zwielicht. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Dresden bestätigte, dass sowohl gegen den German-Brands-Vertriebschef Uwe Freund als auch gegen den German-Brands-Aufsichtsratsvorsitzenden Manfred Bohnen seit 2010 ein Ermittlungsverfahren läuft.

Zu Details wollte sich der Sprecher nicht äußern, nach SZ-Informationen geht es um den Vorwurf der Steuerhinterziehung. Uwe Freund räumte ein, Beschuldigter in dem Verfahren zu sein, wies die damit verbundenen Vorwürfe aber zurück.

Der 52-jährige Freund und der 78-jährige Bohnen waren bereits im Juni 2008 vom Landgericht Wuppertal wegen Kapitalanlagebetrug und Betrug zu zwei Jahren beziehungsweise einem Jahr und sechs Monaten Bewährungsstrafe verurteilt worden.

Trotz dieser Vorgeschichte und des laufenden Verfahrens hält der German-Brands-Vertriebschef an seinem Vorhaben fest, den derzeit laufenden Umbau der Porzellan-Manufaktur zu einem globalen Luxuskonzern mit bis zu 100 Millionen Euro zu unterstützen. Ein Sprecher des sächsischen Finanzministeriums bestätigte, dass deshalb ein Treffen mit Minister Georg Unland am 4. Juni geplant sei. Der Freistaat Sachsen ist Eigentümer der Manufaktur.

Der Millionen-Einstieg bei Meissen sei Freund zufolge möglich, weil sich einer der erfolgreichsten Risikokapitalgeber Europas an German Brands beteiligt habe. Dabei soll es sich laut Freund um den Investmentmanager Cornelius Boersch handeln.

Dieser am Zürichsee in der Schweiz lebende Geschäftsmann investiert jedoch fast nur in junge Technologie- und Internetfirmen. Ein Traditionsunternehmen wie die mehr als 300 Jahre alte Manufaktur findet man unter seinen Beteiligungen nicht. Freund hatte vor Ostern in Süddeutscher Zeitung und Bild angekündigt, sich mit German Brands wegen „der großartigen Entwicklung von Meissen“ an der Manufaktur beteiligen zu wollen. Als Referenz gab er die „Übernahme und Neuausrichtung eines Geschäftsbereichs der Marke Telefunken“ an. Dabei handelte es sich um die Telefunken Solar AG.

Im Aufsichtsrat der Solarfirma saßen seinerzeit der Radebeuler Rechtsanwalt Jan Linnemann sowie der sächsische Landespräsident des Bundesverbands der mittelständischen Wirtschaft, Jochen Leonhardt. Im Herbst 2012 meldete Telefunken Solar jedoch Insolvenz an. Freund zufolge war man mit dem Geschäftsbereich „leider zu spät in den Markt gekommen“.