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Sprengung im Raketenbunker

Die geplanten Materialtests in der Massenei bleiben umstritten. Jetzt gibt es einen weiteren Testlauf.

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© Matthias Schumann

Reiner Hanke und Ingolf Reinsch

Rödertal. Im Massenei-Bad ist die Herbstruhe eingezogen. In den Zoff um Sprengungen in einem ehemaligen Raketenbunker in der Nachbarschaft des Freibades nicht. Es war nur etwas ruhig. Mitte November wird es nun eine zweite Probesprengung in dem Bunker in der Massenei zwischen Großröhrsdorf und Seeligstadt geben. Diesen Termin nannte jetzt Andreas Wichor auf Anfrage der SZ. Das ist der Unternehmer, der auf dem einstigen Gelände der DDR-Armee neue Werkstoffe testen will. Mit der zweiten Probesprengung reagieren er und das Landratsamt auf Bedenken der Stadt Großröhrsdorf. Sie befürchtet Schäden am Masseneibad infolge möglicher Erschütterungen. Entsprechende Messungen werden während des Testes deshalb auch am Bad durchgeführt, sagte Frances Lein, Pressesprecherin des Landratsamtes. Zusätzlich werden aber auch nochmals die Schallpegel, ebenfalls im Massenei-Bad, gemessen. Auf Grundlage der Ergebnisse verfasst das Kreisumweltamt eine immissionsschutzrechtliche Stellungnahme für das Bauordnungsamt des Landkreises. Letztendlich trifft diese Behörde die Entscheidung, ob die Sprengungen zulässig sind und die Baugenehmigung erteilt wird.

Andreas Wichor, Inhaber eines Unternehmens für Bohrungen und Sprengungen in Kreba-Neudorf, möchte das frühere Armeegelände, das zuletzt als Asylbewerberheim genutzt wurde, kaufen und die meisten Gebäude darauf abreißen. Flächen, die er für die Sprengungen nicht braucht, möchte er dem Forst zurückgeben, sodass sie wieder für die Bewirtschaftung des Waldes genutzt werden können. Er selbst brauche nur einen geringen Teil des Geländes, sagt Andreas Wichor. Die Gemeinde Großharthau unterstützt das Vorhaben. Auf deren Flur befindet sich das Gelände, unweit der Ortsgrenze zu Großröhrsdorf. Nach einer ersten Probesprengung Ende 2016 seien die Experten zum Ergebnis gekommen, dass weder Erschütterungen noch unerlaubte Lärmbelastungen zu erwarten seien. In Großröhrsdorf gibt es erhebliche Zweifel an der Aussagekraft dieser Sprengung. Diese Bedenken teilte die Stadt vor einem knappen Jahr im November nach der ersten Sprengung dem Landratsamt mit. Bürgermeisterin Kerstin Ternes: „Damals wurde nur ein Kilogramm Sprengstoff eingesetzt. Außerdem war durch die Druckwelle die Tür aufgegangen.“ Es sollten jedoch stärkere Sprengladungen eingesetzt werden. Deshalb habe die Stadt auf weitere Probesprengungen bestanden.

Umgang mit geschützten Arten

Das machte die Stadt im Februar noch einmal klar: Bevor die Baugenehmigung erteilt wird, müsse innerhalb des Genehmigungsverfahrens eine weitere Probesprengung erfolgen, so die Forderung. Auch die Stadt sei jetzt von der Kreisbehörde informiert worden, dass Mitte November eine weitere Probesprengung stattfinde. Dabei werde das Landesamt für Umwelt mit einbezogen. Das hatte bereits die Kreisbehörde angekündigt und auf weitere offene Fragen aufmerksam gemacht, die zu klären sind. So hat die Natur begonnen, sich das Ex-Militärobjekt zurückzuerobern. Deshalb spiele aus Sicht des Kreisumweltamtes der Artenschutz eine Rolle. So müsse geklärt werden, wie das geplante Labor zum Beispiel geschützte Tierarten, brütende Vögel oder Fledermäuse beeinflusse.

Ein klärendes Gespräch zwischen Großröhrsdorf und Großharthau zu dem Streitthema zwischen den Kommunen habe es bisher nicht gegeben, so Kerstin Ternes. Auch der Investor sei nicht auf die Stadt zugekommen. Die Standpunkte der Stadt Großröhrsdorf und der Gemeinde Großharthau zu diesem Vorhaben seien unterschiedlich, daran gebe es zurzeit auch nichts zu klären, schätzt die Bürgermeisterin ein. Großröhrsdorf lehne das Vorhaben nach wie vor entschieden ab. „Wir sind im Landschaftsschutzgebiet, dass so ein Vorhaben privilegiert sein soll, kann ich nicht nachvollziehen“, sagt die Bürgermeisterin. Ziel der Stadt sei es, dass das komplette Areal in das Landschaftsschutzgebiet eingegliedert und entsprechend rückgebaut werden sollte. Jetzt werde erst einmal die zweite Probesprengung abgewartet: „Dann werden wir weitersehen.“