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So viel Nitrat ist im sächsischen Wasser

Das Bundesumweltamt erwartet höhere Preise durch teure Reinigung. Doch Sachsens Wasserversorger bleiben gelassen.

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© kairospress

Von Ulrich Wolf

Dresden. Die Belastung des Grundwassers mit Nitrat ist in Sachsen im vergangenen Jahr leicht gestiegen. An 16,3 Prozent der Überblick-Messstellen überschritt der Nitratgehalt den europäischen Richtwert von 50 Milligramm je Liter. Das teilte das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie auf Anfrage mit.

Im Jahr 2015 hatte es an 15,4 Prozent der Messstellen Überschreitungen gegeben. Nimmt man alle 493 Messstellen in Sachsen, wird der Richtwert sogar an rund 30 Prozent der Standorte nicht eingehalten. Damit sei das Grundwasser unter rund einem Fünftel der Landesfläche zu sehr mit Nitrat belastet, hieß es vom Landesamt. Betroffen seien vor allem Gebiete mit viel Tierhaltung in den Kreisen Nordsachsen, Meißen und Mittelsachsen. Dort liegen neun der zehn Messstellen mit den höchsten Nitratwerten, darunter in Arzberg (220 mg/l), Riesa (180 mg/l), Großenhain und Lommatzsch (je 170 mg/l). Nitrat ist ein Salz der Salpetersäure. Zu viel davon im Trinkwasser kann insbesondere für Säuglinge gefährlich werden. Der Großteil des Nitrats gelangt über Gülle, mineralische Düngung und dem Gas Ammoniak aus Agrarbetrieben ins Grundwasser.

Die sächsischen Wasserversorger sehen trotz der gestiegenen Nitratbelastung keinen Grund zur Panik. Einer Umfrage der SZ zufolge spielt das Thema bei den meisten der 70 Versorger nur eine untergeordnete Rolle. Deutlich steigende Wasserpreise, wie sie das Bundesumweltamt vor zehn Tagen ankündigte, schließen fast alle aus. Der Trinkwasserzweckverband Neiße-Schöps etwa betont: „Gülle ist nicht das Problem in Sachsen.“ Es gebe stellenweise sogar zu wenig davon, dem Boden fehlten Nährstoffe. Man arbeite sehr gut mit den Landwirten zusammen.

Sorgen hingegen hat etwa der Zweckwasserverband Meißner Hochland. Dort liegt der Nitratgehalt in zwei von vier Wasserfassungen über 50 Milligramm. Man kaufe deshalb anderes Wasser zu, teilte Geschäftsführerin Sabine Zinnecker mit. „Es kann nicht sein, dass der Gewinn aus dem Anbau von Monokulturen bei den Landwirten bleibt und der Grundwasserschaden daraus sozialisiert wird.“ Der Wasserverband Döbeln-Oschatz geht davon aus, „in Zukunft gezielt Nitrat aus dem Rohwasser“ entfernen zu müssen. Das Wasserwerk Ziegra sei stillgelegt worden, aus der Fassung Mügeln werde seit 2015 kein Rohwasser mehr gefördert. Bei Möbertitz, Gärtitz sowie in Jahna-Aue sei die Lage kritisch.

Mehrere Versorger in teilweise stark belasteten Gebieten ließen die SZ-Anfrage unbeantwortet, darunter die Zweckverbände Torgau-Westelbien, Beilrode-Arzberg, der Wasserverband Riesa-Großenhain sowie die Ewag in Kamenz.

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