Radebeul
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So gefährlich sind die Spinnen wirklich

Ein Experte aus Dresden hat die beiden Radebeuler Spinnen bei der Feuerwehr abgeholt. Jetzt erklärt er, wie gefährlich sie sind.

Von Peter Redlich
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© Archiv/Roland Fährmann

Radebeul. Wegen zweier großer Spinnen, die im Radebeuler Aldi-Markt aus Bananenkisten krabbelten, wurde am Dienstag die Feuerwehr gerufen. Radebeuls Stadtwehrleiter Roland Fährmann hatte die Tiere gefangen und den Dresdner Zoo um Hilfe gebeten. Der wiederum rief einen Spinnenexperten nach Radebeul – Patrick Otto (29), Laboringenieur an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Dresden. Er holte die Tiere in der Radebeuler Feuerwache ab.

Herr Otto, welche Spinnenarten sind das, die Sie aus Radebeul holten?

Das eine war eine Springspinne, die vermutlich einheimisch ist. Ich habe meine Bücher gewälzt und bin mir sicher, dass eine Spinne von hier ist, die eigentlich überall vorkommt und sich in die Kiste verirrt hat. Das größere Tier von beiden ist eine Riesenspinne. Die sind häufig in solchen Lieferungen mit dabei. Diese Tiere kommen auch oft bei Pflanzenlieferungen an botanische Gärten mit nach Europa.

Sind denn Bananenkisten typisch für solche Spinnenmitbringsel?

Diese Spinnen sind sehr robust, kommen auch mit Palmenpflanzen mit und mittlerweile in fast der ganzen Welt verbreitet. Obstkisten sind nur eine Möglichkeit.

Wie gefährlich, wie giftig sind diese Spinnen?

Der Biss ist vergleichbar mit einem Bienenstich. Die mechanische Wirkung durch die Zähne der hier gefangenen Spinne ist wahrscheinlich noch schlimmer als das Gift beim Biss selbst.

Wieso sind Sie vom Zoo gerufen worden, woher kommen Ihre Kenntnisse über Spinnen?

Ich bin privater Spinnenhalter und beschäftige mich intensiv damit, inzwischen seit über zwölf Jahren.

Patrick Otto kennt sich aus mit Spinnen.
Patrick Otto kennt sich aus mit Spinnen. © privat

Sie sollen über 50 Spinnen zu Hause haben – auch richtig gefährliche?

Nein, solche habe ich nicht. Es gibt ganz wenige, die ein wirklich potentes Gift haben. Doch davon habe ich keine zu Hause.

Kommt es öfters vor, dass solche Tiere mit Obsttransporten hierher gelangen?

Nicht so oft. Die Tiere verstecken sich bei der Ernte auf den Plantagen. Die Transportbedingungen mit Kühlung führen meist dazu, dass die Tiere nicht überleben.

Was passiert jetzt mit den beiden Spinnen bei Ihnen?

Die einheimische wird wieder in ihre Heimat im Wald entlassen. Die andere bleibt bei mir. Ich möchte mir jemanden dazuholen, der die Art noch genauer bestimmen kann. Es ist auf jeden Fall eine Riesenkrabbenspinne. Aber zu dieser Gattung gehören insgesamt 34 Arten.

Wie groß ist diese Spinne genau? Im Glas schien sie handtellergroß.

Mit den Beinen, wenn sie sich lang ausstreckt, ist sie etwa fünf Zentimeter groß.

Was geben Sie der Riesenkrabbenspinne zu fressen?

Die Riesenkrabbenspinne frisst Heimchen. Das sind Grillen. Die gibt es in jeder Zoohandlung.

Große Aktion der Radebeuler Feuerwehr am Dienstag im Aldi-Markt, nachdem Spinnen aus Bananenkisten auftauchten.
Große Aktion der Radebeuler Feuerwehr am Dienstag im Aldi-Markt, nachdem Spinnen aus Bananenkisten auftauchten. © Archiv/Roland Fährmann

Unter Wikipedia ist der Begriff Bananenspinne schon ein typischer. Und vor allem wird gewarnt vor deren Giftigkeit. Sie sagen allerdings, nur wie ein Bienenstich, wie das?

Es gibt Gattungen, die in Süd- und Mittelamerika auch vorkommen und zu den wirklich giftigen Vertretern gehören. Derartige Spinnen können bei solchen Lieferungen dabei sein. Das passiert aber selten. Zwischenfälle, also Bisse, passieren dann mehr auf den Bananenplantagen selbst. Diese Spinnen sind allerdings nicht zu unterschätzen. Auch deshalb, weil die gefährlichen und weniger gefährlichen schwer auseinanderzuhalten sind. Auch weil giftige Spinnen eher grazil sind.

Woran erkennt man es dennoch?

Ihr Verhalten ist meist aggressiver. Sie stellen sich auf, wenn Gefahr droht, wenn sie entdeckt wurden. Dann sollte man sich dem Tier lieber nicht nähern. Im ersten Moment allerdings versuchen die meisten Spinnen zu fliehen.

Sind Sie schon mal gebissen worden? Wie sollte man darauf reagieren?

Ich bin noch nicht gebissen worden. Ich kenne auch keinen, dem das passiert ist, auch weil man einfach vorsichtig ist und die meisten Vertreter auch nicht giftig sind. Wer allergisch reagiert, sollte sich unter ärztliche Beobachtung begeben.