Andrea Schawe
Sachsen sattle jetzt auf im bundesweiten Wettbewerb um Lehrer, sagt Kultusministerin Brunhild Kurth (CDU). Mit Investitionen von etwa 213 Millionen Euro in den nächsten zwei Jahren sollen mehr Lehrer für die Einstellung in den sächsischen Schuldienst gewonnen werden. „Gleichzeitig wollen wir die Leistungen der in Sachsen seit Jahren tätigen Lehrerinnen und Lehrer finanziell anerkennen und sie entlasten“, so Kurth. Die SZ stellt die Eckpunkte der Einigung vor.
Maßnahme 1: Mehr Geld für Ober- und Förderschullehrer
Oberschullehrer sollen von Beginn an höher eingruppiert werden – in die Entgeltgruppe 13. Die bisherige vierjährige Wartezeit fällt weg. „Die Gleichstellung der Oberschullehrer mit den Lehrkräften der anderen weiterführenden Schulen war lange überfällig und wird nun endlich vollzogen“, sagt Ursula-Marlen Kruse, die GEW-Landesvorsitzende. Auch Förderschullehrer verdienen ab 1. Januar mehr.
Eckpunkte des Maßnahmenpakets gegen den Lehrermangel
Maßnahme 2: Höhere Bezahlung für junge Lehrer
Um im Wettbewerb mit anderen Bundesländern um junge Lehrer bestehen zu können, sollen Lehramtsanwärter und Referendare 390 Euro mehr pro Monat bekommen – vorausgesetzt, sie verpflichten sich, nach einem erfolgreichen Abschluss für vier Jahre als Lehrer in Sachsen zu arbeiten. Junge Lehrer können mit bis zu 595 Euro mehr Gehalt rechnen, etwa wenn sie in einer Region oder einem Fach unterrichten, in dem Lehrer fehlen. Da müsse das Kultusministerium flexibel sein und Angebote machen. Auch Lehrer aus anderen Bundesländern, die nach Sachsen wechseln, können ab dem 1. Januar 2017 Zulagen in dieser Höhe erhalten.
Maßnahme 3: Bessere Qualifikation und mehr Geld für Seiteneinsteiger
Sachsen wird auch in den nächsten Jahren nicht ohne Seiteneinsteiger auskommen – weil Bewerber fehlen. In diesem Jahr wurden 700 Quereinsteiger eingestellt. Der Freistaat hat mit 45 Prozent bundesweit die höchste Quote. „Wir mussten sie dieses Jahr ins kalte Wasser werfen“, sagt die Kultusministerin. Das soll sich ändern: Seiteneinsteiger sollen eine dreimonatige Einstiegsfortbildung absolvieren, inklusive etwa 100 Stunden Hospitation bei erfahrenen Lehrern und Mentoren – bevor sie vor der Klasse stehen. Seiteneinsteiger, die etwa im August unterrichten sollen, werden schon im Mai eingestellt. Direkt danach sollen sich die Neulehrer berufsbegleitend an einer Universität weiterqualifizieren.
Um den Lehrerberuf attraktiver zu machen, werden Seiteneinsteiger in Zukunft auch besser bezahlt. Die Regierung erhofft sich davon, Akademiker in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik künftig leichter für den Lehrerberuf zu gewinnen.
Maßnahme 4: 722 zusätzliche Lehrerstellen
Die Einstiegsqualifizierung und die fachliche Begleitung für Seiteneinsteiger an den Schulen mache es notwendig die Zahl der Lehrerstellen zu erhöhen, so Brunhild Kurth. Es werden aber auch mehr Lehrer gebraucht, weil das Kabinett die Wochenstunden der Grundschullehrer von 28 auf 27 senken will. „Damit dieses nicht zu Lasten der Unterrichtsversorgung geht, werden die Lehrerstellen um insgesamt 722 Stellen für die nächsten beiden Haushaltsjahre erhöht“, so Kurth.
Maßnahme 5: Ältere Lehrer sollen länger arbeiten
Die Regierung will ältere Lehrer motivieren, nicht vorzeitig in Rente zu gehen. Derzeit scheiden neun von zehn Lehrern mit 63 Jahren aus dem Dienst aus. Deswegen soll in der entscheidenden Phase um das 63. Lebensjahr die Arbeitszeit gestaffelt gesenkt werden – um bis zu drei Unterrichtsstunden in der Woche. Lehrer, die über das 63. Lebensjahr hinaus arbeiten, können bis zu 780 Euro brutto mehr verdienen.
Maßnahme 6: Arbeitszeitkonten für Mehrarbeit
Lehrer können künftig freiwillig mehr arbeiten. Rund ein Drittel der 32 000 Lehrkräfte in Sachsen arbeiten in Teilzeit. Die Mehrarbeit wird finanziell voll ausgeglichen. Das gilt künftig auch für Vertretungsstunden, die ab der ersten Stunde bezahlt werden. Außerdem sollen für Lehrer freiwillige Arbeitszeitkonten geschaffen werden. Wie das umgesetzt werden kann, wird in einer Arbeitsgruppe mehrerer Ministerien geprüft.
Maßnahme 7: Entlastung der Schulleiter und Lehrer
Die Arbeitsbelastung für Lehrer und Schulleiter soll gesenkt werden. Das Kultusministerium will dazu bis zum Schuljahresende 2016/2017 Schulordnungen und zusätzliche Aufgaben in Dokumentation und Qualitätssicherung kritisch hinterfragen. Schulleiter werden in Zukunft besser bezahlt – damit soll das Amt attraktiver werden. Das Kultusministerium will außerdem ab dem nächsten Schuljahr für zwei Jahre den Einsatz von Schulverwaltungsassistenten erproben. Dazu sollen pro Landkreis oder kreisfreier Stadt drei Assistenten befristet eingestellt werden, die sich um administrative Aufgaben kümmern.