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Sebnitzer Stadtbus fährt bald über die Grenze

Die Erweiterung bringt mehr Kunden in Sebnitzer Geschäfte, sagen Experten. Manche Händler sind da skeptisch.

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© Dirk Zschiedrich

Von Dirk Schulze

Sebnitz. Was andernorts längst Alltag ist, soll bald auch in Sebnitz möglich sein: eine grenzüberschreitende Busverbindung in die tschechische Nachbarstadt. Die Stadtbuslinie, welche die Wohngebiete auf den Sebnitzer Hügeln mit dem Markt verbindet, möge bis nach Dolni Poustevna verlängert werden. Das raten die Autoren des neuen Einzelhandelskonzepts für die Stadt. Das Erschließen tschechischer Kundenpotenziale ist eine der darin formulierten Handlungsempfehlungen.

Bald ein gewohntes Bild? Im Mai 2015 rollte erstmals ein Bus über die Grenze – ausnahmsweise, als Schienenersatzverkehr wegen Bauarbeiten an der Strecke der Nationalparkbahn.
Bald ein gewohntes Bild? Im Mai 2015 rollte erstmals ein Bus über die Grenze – ausnahmsweise, als Schienenersatzverkehr wegen Bauarbeiten an der Strecke der Nationalparkbahn. © Marko Thoms/Archiv

Der Punkt war bis zuletzt umstritten und sorgte dafür, dass das Konzept später fertiggestellt wurde als geplant. Der Gewerbeverein, der die beauftragte Studie neben der Stadt und der Handelskette Edeka mitfinanziert hat, sprach sich zunächst gegen die Erweiterung der Buslinie aus. In Teilen der Sebnitzer Händlerschaft herrscht die Befürchtung, dass der grenzüberschreitende Nahverkehr mehr deutsche Einkäufer nach Tschechien treibt als umgekehrt. „Wir haben das lange diskutiert“, sagt Uhrmachermeisterin Steffi Sturm, die Vorsitzende des Gewerbevereins. Einige Mitglieder sind für die Öffnung in Richtung Tschechien, andere haben Bedenken. Schließlich existiere seit 2014 bereits die Zugverbindung vom Schluckenauer Zipfel nach Sebnitz, viele tschechische Kunden habe das aber nicht gebracht.

Die Position der Experten ist hingegen eindeutig: „Die Erweiterung der Buslinie kann den grenzüberschreitenden Kundenaustausch und die Wahrnehmung des Sebnitzer Einzelhandels spürbar verbessern“, schreibt die BBE Handelsberatung, welche die Studie erstellt hat. Das Unternehmen verfügt laut Eigenaussage über vergleichbare Erfahrungen im bayrisch-tschechischen Grenzgebiet. Grenznahe Kommunen der Oberpfalz, wie Cham oder Furth im Wald, würden von den Nachbarn nicht etwa zur Freizeitgestaltung, sondern vor allem zum Einkaufen aufgesucht. Die tschechischen Kunden schätzten die Qualität, das andere Angebot und die teils günstigeren Preise. „Vielerorts ist der tschechische Konsument aus dem ostbayrischen Raum nicht mehr wegzudenken und für den Einzelhandel in den vergleichbaren Kleinstädten überlebenswichtig“, schreiben die Berater.

Die Handelsexperten geben den hiesigen Geschäftsinhabern auch Hausaufgaben mit. Um das Potenzial gewinnbringend zu nutzen, sei eine gezielte Ansprache der tschechischen Kunden nötig. Sowohl das Sortiment als auch die Werbung müssten auf die Zielgruppe abgestimmt sein.

Als Kompromiss haben sich Stadt und Gewerbeverein nun auf eine Probephase geeinigt. Der Grenzbus fährt zunächst für ein Jahr, dann wird geschaut, ob er dem hiesigen Handel eher nutzt oder schadet. Nach dem noch ausstehenden Stadtratsbeschluss, der am 24. Januar fallen soll, liegt der Ball nun bei der Oberelbischen Verkehrsgesellschaft Pirna-Sebnitz (OVPS). Die OVPS muss die Streckenverlängerung beantragen und umsetzen. Wenn das funktioniert, kann der Stadtbus ab Herbst über die Grenze rollen.