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Schwieriger Neustart für Schänkhübel

Fast zwei Jahre nach dem Brandanschlag soll der Gasthof in Rossendorf im Herbst wieder öffnen. Doch es gibt einen Baustopp.

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© Christian Juppe

Von Julia Vollmer

Rossendorf. Diesen Tag vergisst er nicht mehr. Es war ein Montagmorgen, als seine Existenz in Flammen aufging. „Ich kann mich noch genau erinnern, wie ich plötzlich vor der Polizeisperre stand und nicht mehr zu meinem Gasthof kam“, erzählt Jürgen Lohmann heute, zwei Jahre später. In der Nacht zum 11. April 2016 brannte das Obergeschoss des Schänkhübels in Rossendorf komplett ab. Brandstiftung – da ist sich die Kripo nach ihren Ermittlungen sicher. Haben Sie Feinde? Diese Frage kam von den Polizisten. „Da musste ich ganz schön schlucken, mir fällt aber niemand ein. Ich habe weder Schulden noch jemandem die Frau ausgespannt“, sagt der 57-Jährige. Die Ermittlungen sind eingestellt, gefunden wurde der Täter nicht. Schlafen konnte er danach erst mal kaum.

In der Nacht auf den 11. April 2016 brannte der Gasthof.
In der Nacht auf den 11. April 2016 brannte der Gasthof. © Rocci Klein
Gastronom Jürgen Lohmann.
Gastronom Jürgen Lohmann. © Sven Ellger

„Die Polizei sagte mir: Ich solle mir klarwerden, dass der Brandanschlag entweder meinem Gasthof oder sogar mir persönlich gegolten haben könnte“, erinnert er sich. Das machte ihm Angst. Jetzt wohnt er nicht mehr in der Nähe seines Lokals, sondern mit seiner Lebensgefährtin in Dresden. Diese gibt ihm Kraft, für sein großes Ziel: Die Wiedereröffnung des Schänkhübels. „Ich möchte gern im Herbst wieder aufschließen“, sagt Lohmann.

Doch das könnte schwierig werden, denn die Bauaufsicht hat einen Baustopp verhängt. Der Grund: die Arbeiten am neuen Dach. „Die Baueinstellung wurde erlassen, da baugenehmigungsbedürftige Baumaßnahmen am Dach ohne die erforderliche Baugenehmigung ausgeführt worden sind“, sagte Doris Oser, persönliche Referentin von Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne). Der Bauantrag, den Jürgen Lohmann gestellt hat, sei derzeit nicht genehmigungsfähig. Bisher könne Lohmann kein Löschwasser für das Bauvorhaben nachweisen. Außerdem müsse noch die Naturschutzbehörde der Baugenehmigung zustimmen, da sich der Schänkhübel in einem sogenannten Außenbereich befindet, so die Stadt. Eine Baugenehmigung für den Neubau des Daches könne erst erteilt werden, wenn die Löschwasser-Versorgung gesichert sei, sagt Oser.

Jürgen Lohmann ist in Gesprächen mit der Bauaufsicht. Aber die Forderungen mit der Löschwasser-Versorgung bereiten ihm Sorge. „Ich müsste mir einen eigenen See oder Tank anlegen. Laut Angeboten, die ich eingeholt habe, würde das zwischen 20 000 und 60 000 Euro kosten – sehr viel Geld“, sagt er. Um eine Lösung wird er nicht herumkommen, wenn er wieder öffnen will.

Vor allem im Obergeschoss muss er renovieren. Das Feuer hatte sich in Sekundenschnelle ausgebreitet und die obere Etage sowie das Dach zerstört. Großen Schaden hinterließ das Löschwasser. „Zehn Stunden lang ist das Wasser geflossen, wahrscheinlich so viel, wie in den Nixenteich passt“, sagt der Betreiber. Durch das viele Wasser wurden die Böden und Wände komplett durchgeweicht. Im Obergeschoss will er statt der vier Pensionszimmer, die er bisher betrieb und die auch zerstört wurden, einen Veranstaltungsraum bauen lassen. Für Familienfeiern und Tagungen.

Dafür braucht er dringend Geld. Seit dem Brand vor beinahe zwei Jahren ist das Gasthaus zu und er verdient nichts. Zurzeit arbeitet er wieder in seinem alten Beruf als Unternehmensberater. Doch der Wiedereinstieg in die Branche war hart. „Ich war ja komplett raus und habe vorher zu hundert Prozent im Schänkhübel gearbeitet“, erzählt er. Von der Versicherung hat er Geld bekommen nach der Brandstiftung. Insgesamt 160 000 Euro. „Allein 50 000 Euro hat die Beseitigung der Brandspuren gekostet“, so Lohmann. Insgesamt habe er bereits 200 000 Euro investiert.

Eine Idee für eine zusätzliche Einnahmequelle zerschlug sich. Er wollte einen Imbisswagen vor den Gasthof stellen. Doch auch das verbot die Bauaufsicht. Das widerspreche dem Naturschutzgesetz.

Jürgen Lohmann hält trotz allem an der Wiedereröffnung im Herbst fest. Aktuell ist er auf der Suche nach neuem Personal. Alle seine Mitarbeiter musste er nach dem Brand entlassen.