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Schwerer Motorschaden

Die Fähre „Kötitz“ liegt angebunden im Meißner Hafen. Die „Bosel“ muss sie ersetzen – was nicht ganz einfach ist.

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© Norbert Millauer

Von Peter Redlich

Meißen. Dieser Freitagmorgen war kein guter für Fährmann Nick Herrmann. Urplötzlich wurde es im Motorraum der Fähre „Kötitz“ richtig laut. Mitten auf dem Fluss. Kurz vor dem Ufer platzte dann noch die Einspritzpumpe. Mühsam rettete der erfahrene Schiffer mit Standgas das Schiff an die Anlegestelle. Nicht ganz einfach. Die Elbe schiebt derzeit ganz ordentlich.

Der Motor wollte nicht mehr. Ein guter Deutz aus Köln – aber eben auch ein inzwischen alter Deutz-Diesel. 26 Jahre hatte er seinen Dienst getan. „Kurze Strecke, kurze Erwärmung – eigentlich nicht gut für einen Diesel“, sagt Maik Motzek über das Leben des Vierzylinders im Schiffsbauch der Fähre Kötitz.

Motzek betreibt in Meißen eine im Elbland bekannte Werkstatt zur Schiffsreparatur. Er ist für die Technik der hiesigen Fähren der Fachmann. Seit einer Woche liegt das Schiff jetzt angebunden im Meißner Hafen. Hingeschleppt wurde es mit der „Bosel“. Schiffsführer Steffen Zeuner und Fährmann Nick Herrmann haben die havarierte „Kötitz“ ans Seil genommen, sagt Herms Gruber, der bei der Verkehrsgesellschaft Meißen (VGM) für die Fähren zuständig ist. Das „Bosel“-Schiff ist eigentlich für Fahrgastfahrten vorgesehen, sagt Olaf Lier, Ordnungsamtsleiter in Coswig. Der Stadt gehören die „Kötitz“ und die „Bosel“. Die VGM betreibt sie als Pächter. Mit dem einen sollen Berufspendler und Touristen übergesetzt werden, das andere soll Geld verdienen, etwa mit Kaffeefahrten. Jetzt zum Frühjahrsstart und bei dem grandiosen Wetter ist der Motorausfall besonders ärgerlich.

Maik Motzek, in dessen Schiffsreparaturwerkstatt die Coswiger die „Kötitz“ gegeben haben, hat sich schon gründlich mit dem Diesel beschäftigt. „Die Einspritzpumpe arbeitet nicht mehr. Die Fläche am Zylinderkopf ist schon mehrfach nachgearbeitet worden. Das lässt sich nicht mehr abdichten. Kolben, Kurbelwelle, Anlasser haben ihr Leben gehabt“, sagt der erfahrene Maschinenschlosser.

Solche Schiffe, die Fahrgäste transportieren, auch mal bei stärkeren Strömungen, die müssen robust sein. Nicht die ganz große PS-Zahl zählt, aber eine solide Grundkraft. 54 Pferdestärken hatte der zwei Meter lange bisherige Schiffsmotor, samt Getriebe. Den zu reparieren, lohnt sich insgesamt nicht mehr. Maik Motzek ist tagelang auf der Suche nach dem passenden neuen Antrieb. Und ist auch fündig geworden.

Wieder ein Deutz, gleich mit Getriebe und wassergekühltem Auspuff, das sei der Richtige. Allerdings auch nicht billig. Zwischen zehn- und zwölftausend Euro werde der kosten, sagt der Werkstattmann. Ordnungsamtsleiter Lier hatte vorher noch mit rund 5 000 Euro, plus Arbeit und vielleicht zwei Wochen Reparatur, kalkuliert.

Weder Zeit noch Preis, beides geht nicht auf. Noch mindestens drei Wochen muss die Kötitz wahrscheinlich in Meißen bleiben. Mit einem Kran wird der etwa 800 Kilo schwere, alte Deutz rausgehoben. Danach muss die Plattform für den Motor hergerichtet und der neue eingesetzt werden. Auch neue Elektrik und neue Armaturen werden nötig sein, sagt Motzek.

Etwa 30 bis 40 Fahrten macht die Fähre zwischen dem Kötitzer und dem Gauernitzer Ufer an normalen Tagen wie jetzt. An prachtvollen Wettertagen wie an diesem Wochenende auch deutlich mehr, wenn auch Radler übersetzen wollen, sagt Herms Gruber.

Derzeit hat die Elbe einen Wasserstand von über zwei Meter. Der Fluss drückt kräftig. Kommt Wind hinzu, dann braucht es für den Fährmann ordentliches Geschick, um die „Bosel“ gut auf Kurs zu halten. Das Ersatzschiff ist länger als die eigentliche Fähre, was das Manövrieren schwerer macht. Doch der Mann am Ruder ist erfahren genug: „Ich muss klarkommen und ich komme klar.“

Allerdings ist ihm die „Kötitz“ schon lieber. 1969 wurde sie zu Wasser gelassen. Gebaut damals auf der Elbewerft in Laubegast, sagt Olaf Lier. Ihr erster Motor war einer, der auch im Multicar, dem legendären DDR-Kleintransporter, schnurrte. Nach der Wende wurde dieser dann gegen den Deutz ausgewechselt, der jetzt seinen Dienst quittiert hat.

„Wir kriegen das wieder hin“, sagt Maik Motzek und schaut über die Lesebrille auf den Computermonitor, wo weltweit die Bestellungen gemacht werden. Der neue Schiffsmotor für die Fähre „Kötitz“ samt Getriebe und Auspuff und Zubehör sollte spätestens Mitte April da sein. Dann zwei Wochen einbauen und im Mai könnte die Blau-Weiße wieder zuverlässig von Kötitz nach Gauernitz und zurück mit Fahrgästen tuckern.