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Schön leise, aber zu viel Gequatsche

Seit zwei Monaten sind neue Züge zwischen Tharandt, Freital und Dresden unterwegs. Eine Änderung nervt die Fahrgäste.

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© Egbert Kamprath

Von Tobias Winzer

Freital. Das war kein guter Start. Mit großformatigen Werbeplakaten und einer Pressekonferenz wurde für den Start der neuen Mitteldeutschen Regiobahn (MRB) auf der Strecke zwischen Dresden und Hof geworben. Doch am ersten Tag nach dem Start lief so einiges schief: Züge fielen aus oder verspäteten sich und Kunden waren genervt. Zwei Monate ist das jetzt her.

Seitdem hat sich einiges zum Besseren verändert. „Wir sind mit dem Start der MRB zufrieden“, sagt der Sprecher des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO), Christian Schlemper. Der VVO hatte sich zusammen mit anderen sächsischen Verkehrsverbünden für den neuen Anbieter entschieden. Einige der noch vorhandenen Probleme sollen in den kommenden Wochen behoben werden.

Die Mitteldeutsche Regiobahn fährt den Regionalexpress 3 von Dresden nach Hof, der in der Region in Tharandt haltmacht. Außerdem übernahm der MRB am 12. Juni die Regionalbahn 30 von Dresden nach Zwickau. Die Zügen stoppen an den regionalen Haltepunkten Dresden-Plauen, Freital-Potschappel, -Deuben, -Hainsberg, -Hainsberg-West, Tharandt, Edle Krone, Klingenberg-Colmnitz und Niederbobritzsch. Bei den Abfahrtszeiten blieb im Wesentlichen alles beim Alten. Die Züge der Regionalbahn fahren in beide Richtungen täglich jede Stunde ab etwa 5 Uhr. Die MRB setzt außerdem kurz nach Mitternacht einen weiteren Zug ein.

Auf den beiden Linien sind neue elektrische Triebzüge vom Typ „Coradia Continental“ unterwegs. Diese gibt es in zwei Modellen, die je nach Fahrgastaufkommen eingesetzt werden und zwischen 140 und 240 Sitzplätze und 170 bis 270 Stehplätze bieten. Die Züge sind leiser als andere. Zudem gibt es ein größeres Platzangebot für Reisende und Gepäck. Die silbernen Wagen sind klimatisiert, barrierefrei und mit Reise-Informationssystem, behindertengerechten Toiletten, Mobilfunkverstärkern, Blindeninfo-System, Haltewunschtastern und Ausstiegshilfen ausgerüstet. Auch Leselampen und Steckdosen gehören zur Ausstattung.

Die MRB, hinter der die Bayrische Oberlandbahn GmbH steckt, hatte sich bei einer europaweiten Ausschreibung durchgesetzt. Der Verkehrsvertrag läuft nun bis 2030. Um mehr Wettbewerb zu ermöglichen und Kosten langfristig zu senken, hatte sich der für das Netz federführend verantwortliche Verkehrsverbund Mittelsachsen im Vorfeld entschieden, die nötigen 29 Züge selbst zu beschaffen. 145 Millionen Euro kostete die Bestellung beim Hersteller Alstom. Der Fahrzeugpool wird an den Betreiber vermietet.

Zuvor waren die Strecken von der Deutschen Bahn betrieben worden. Durch den Wechsel verloren nach Unternehmensangaben 150 Mitarbeiter ihren bisherigen Arbeitsplatz. Einige wechselten zur MRB, andere wechselten innerhalb der Deutschen Bahn. Es gab auch Entlassungen.

Ausfall des Stellwerks

Der holprige Start ist nach Angaben der MRB auf den Ausfall eines Stellwerks in Glauchau und eine Baustelle zwischen Herlasgrün und Plauen zurückzuführen. Hinzu kamen technische Probleme bei dem neuen Betreiber. Dadurch habe man den Fahrgästen Störungen nicht oder nur sporadisch auf den Bahnhöfen anzeigen können. „Unter anderem waren zeitweise keine Echtzeitdaten zum Fahrplan verfügbar“, teilt die Pressestelle mit. Nach diesen Startschwierigkeiten laufe der Betrieb mittlerweile reibungslos. Das bestätigt auch VVO-Sprecher Christian Schlemper. Die Zahl der Verspätungen sei deutlich zurückgegangen.

Ziel der Verkehrsverbünde ist es, mit den neuen Zügen und leicht verbessertem Angebot mehr Menschen zum Zugfahren zu bewegen. Ob das mit der MRB gelungen ist, lässt sich aber noch nicht sagen. Laut VVO könne im Herbst mit einer umfänglichen Einschätzung gerechnet werden, wenn auch Pendler und Schüler wieder regelmäßig in den Zügen unterwegs seien. „Mit der aktuellen Nachfrage sind wir zufrieden“, so Schlemper. „Unserer Einschätzung nach wird das bessere Angebot gut angenommen.“ Viele Fahrgäste hätten sich positiv zum sehr freundlichen Personal der MRB sowie den neuen Triebwagen geäußert. Insbesondere die ruhige Fahrt werde geschätzt.

Trotzdem gibt es auch immer noch Kritik an den neuen Zügen. Genervt sind einige Fahrgäste wohl von den Ansagen im Zug. „Die MRB hat es sehr gut gemeint“, sagt Schlemper. Nach jedem Halt wird per Bandansage mitgeteilt, wie der Zug heißt und wo er überall hält. Vor allem auf der Regionalbahnverbindung mit relativ vielen Stopps führt das zu einem einzigen Redeschwall. Einige Lokführer haben wohl schon reagiert, drücken die Ansagen weg und geben die wirklich wichtigen Informationen per Mikrofon weiter. Laut VVO soll aber auch die Bandansage in den kommenden Wochen umprogrammiert werden.

Zweiter wesentlicher Kritikpunkt sind die Toiletten. Sie sind öfter verstopft. Die Ursache dafür ist mittlerweile gefunden. Für die Handtücher nutzt die MRB weicheres Papier, was von einigen Fahrgästen in den Toiletten mit hinuntergespült wird. Das weichere Papier sorgt aber leichter für Verstopfungen. Künftig soll hier härteres Papier Abhilfe schaffen.